Full text: (10. Band = 1835, No. 1-No. 8)

Il.” Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 341 
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sich immer gleich und die: Umstehenden behaupteten, dass sie 
ganz mit denen des Ortsgeistlichen übereinstimmten, die der 
Knabe 4 Jahre ‚seinen Mitschülern dictirte. Die ganze Kranke 
heit dauerte 6 Wochen. Am Ende wurden die Anfälle immer 
seltener., ‚die Krämpfe schwächer, und endlich verloren sich die 
Paroxysmen. ganz. Der Knabe ist wieder völlig gesund und be- 
findet sich ganz so, wie vor seinen Leiden. — Der Verf. hält 
sich, :wie schon oben angegeben, überzeugt, dass der Knabe an- 
fangs an reinem Somnambulismus litt und an Betrug nicht zu den- 
ken war. Eben so gewiss glaubt er aber auch, dass durch Aber- 
glauben und Mysticismus das Krankheitsbild nicht ungetrübt blieb 
und später sich Manches ereignete, was nur dahin ging, Almosen 
zu erzielen. Weil aber dies meist der Fall ist, so.mag wohl darin 
der Hauptgrund liegen, dass man oft ohne weitere Beobachtung 
Fälle der Art sogleich für Betrug hält, ehne zu bedenken, dass der 
menschliche Organismus allerdings zu solchen dynamischen Ver- 
irrungen recht wohl fähig ist. Forscht man den Ursachen der hier 
beschriebenen Krankheit nach, so findet man. allerdings in der 
schwächlichen Constitution, dem zarten Gliederbaue, dem sensi- 
blen Temperamente und dem scrophulösen Habitus eine Prädispo- 
sition zu Nervenübeln, die wohl noch dadurch, dass Pat. 3 Jahre 
die Milch der über den Verlust des Mannes tief betrübten Mutter, 
die sich nur dürftig ernähren konnte, genossen hat, erhöht wurde. 
in materieller Hinsicht ist nicht zu übersehen, dass Pat. stets 
nur schlechte Kost genossen, weshalb sich auch Verschleimung 
der Gedärme ausgebildet, welche die Erzeugung vieler Spulwür- 
mer zur Folge hatte. Es litten aber nicht nur die Ganglien- 
nerven, sondern durch die unausbleiblichen Erkältungen beim 
Hirtenleben musste auch bei der zarten Constitution des Kran- 
ken das peripherische Nervensystem ergriffen werden. Ob der 
Schreck durch den erwähnten Blitzschlag Einfluss anf die Krank- 
heit gehabt, oder ob vielleicht gar ein Ueberströmen der elektri- 
schen Materie auf die nervösen Gebilde Statt gefunden habe, 
Jässt der Verf. dahin gestellt.‘ Unstreitig waren die erwähnten 
Ursachen, nebst der Erziehung des Kranken, besonders in reli- 
giöser Hinsicht, die prädisponirenden und die starke Erkältung 
am 17%. Juli die nächste Ursache. KEin anderes Individuum hätte 
vielleicht nervösen Rheumatismus, Veitstanz etc.. bekommen, die- 
ses hingegen erkrankte an Somnambulismus. Von Onanie fanden 
sich keine Spuren. Da, wie Erfahrung bestätigt hat, durch 
viele Arzneien diese Krankheit nicht allein nicht gemildert, son- 
dern oft‘ nur verschlimmert wird, so sorgte H. meist nur für 
gweckmässige Diät und verordnete ein Infusum von Wurmsamen 
und Baldrian in mässigen Gaben, wobei er so viel wie möglich 
körperliche und geistige Ruhe empfahl. Die Polizei untersagte 
alles Zudrängen von fremden Menschen, (Med. Zeitung v. d. 
Vereine f. Heilkunde in Preussen, 1835, Nr, &.]
	        
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