338 1. Pathologie, Therapie. und medicinische. Klinik.
in der letzten. Zeit. immer’ mit ‚ziemlich: .ausdrucksvoller. Stimme
gesprochen haben. Fortechritte in der -Geistesbildung machte er
übrigens durchaus nicht, und man ‘hielt ihn deshalb immer. für
einen höchst. simplen Kopf. Im 11. Jahre vermiethete er sich
als Kuhhirt, weichem einfachen Geschäfte er gut.und treu vor-
stand... Kurz vor Eintritt auf den Hof hielt sich daselbst ein
höchst somnambules Mädchen von 14 Jahren auf, welches ‚er
aber nicht in.den Paroxysmen sah. Hier nun trieb er das ge-
wöhnliche Hirtenleben, und während 3 Jahre war er weder krank,
noch fiel sonst etwas Besonderes vor, ausser dass 1828 bei drü-
ckender Sonnenhitze, während er mit. noch einem Knaben die
Kühe auf dem Felde hütete, der Blitz, ungefähr 25 Schritte von
ihm, in die Erde schlug, wodurch er. sehr erschreckt wurde und
nach Hause eilte. Aus diesem Dienste. entlassen, vermiethete. er
sich als Schweinhirt. In dieser. Zeit fiel! nichts Wichtiges vor,
und bei sehr schlechter, meist nur aus Hülsenfrüchten bestehen-
der Kost versah er treu und ehrlich seinen Dienst. Am 17. Juli
trieb er Vieh in den Wald, kam aber nach 2 Stunden ganz von
Regen durchnässt wieder nach Hause und legte sich zu ‚Bett.
Den 18. klagte er sehr über Müdigkeit, Zerschlagenheit in den
Gliedern und ein eigenes Ziehen in den Schenkeln, wie Amei-
senkriechen, das sich bis ins linke Hypochondrium und von da
in die Herzgrube verbreitete. Dies währte bis zum 19. Morgens
10 Uhr, wo er die Augen ganz verdrehte, sich nach liuks zu-
sammenbog;, nach 5 Minuten stark seufzte und nun zu reden an-
fing, als wenn er predigte. Nach 4} Stunde schwieg er, holte
stark Athem, erwachte gleichsam wie aus einem Schlummer und
wusste von Allem, was er: gesagt oder gethan hatte, nichts.
Abends gegen 6 Uhr wiederholte sich. dieser Anfall nochmals.
Am 20. früh fand der Verf. den Knaben im Bett liegend, sonst
beiteren Sinnes und sich mit den Anwesenden munter unterhal-
tend. Er war gegen 4% Fuss gross, das Haar war blond, das
Auge gross, blau, die Haut sehr xart, weiss, die Constitution
sehır schwächlich, der Gliederbau zart, das Temperament sehr
sensibel, der Habitus scrophulös, olıne dass er früher, oder jetzt
scrophelkrank war. Gefragt, ‚wie .es ihm gehe, klagte er über
Müdigkeit und Ziehen in den Gliedern, das zuerst vom Knie
ausgehe, dann nach ‚und. nach den ganzen Oberschenkel ein-
nehme, sich in die linke Seite der Brust erstrecke, wo eigen-
thümlicher- Schmerz des Herzens entstehe und endlich in gänz-
liche Bewusstlosigkeit übergehe. Fieber fand sich durchaus nicht
vor, die Hautwärme, war normal, der Puls hatte %d Schläge, die
Zunge war. rein, das Auge klar, der Appetit recht gut und die
Verdauung ungestört. . Abends 10 Uhr fiel er in erquickenden
Schlaf, aus dem er Morgens 6 Uhr neu gestärkt erwachte. Doch
schien er mehr aufgeregt und verrieth eine durchaus nicht mit den
Zeugnissen seiner Lehrer übereinstimmende Bildung, doch gab
sein Herr an, ‚dass er-so-erst seit 2 Tagen rede; früher habe er