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VI. Staatearzneikunde.
mager zu seyn; ihr Gesicht von Blatternarben gezeichnet, von
gesunder, obgleich nicht lebhafter Farbe. In diesem regelmäs-
sig gebauten, gracilen und scheinbar makellosen Körper wohnte
ein.reger Geist, ein gereifter Verstand und ein lebhaftes 'Tem-
perament. — Ich habe in meinem Wirkungskreise seit 20 Jah-
ren hundert solche Constitutionen kennen gelernt, welche ge-
sund blieben, alt warden und zum "Theil noch leben. Es wun-
derte mich deshalb nicht, dass meine Clientin, nach dem ihr
ausgestellten Gesundheitszeugnisse, in obiger Lebensversicherungs-
anstalt aufgenommen ‚wurde. — Kaum mochten seitdem zwei
Jahre verflossen seyn, so ward mir zu Ohren gebracht, dass
jene Frau, nachdem sie von einem Kinde künstlich entbunden
worden, an Schwindsucht gestorben sey und dass der Arzt be-
merkt habe, die Todte habe eine phthisische Architektur,
was dem Bureau der Lebensversicherungsbank um so mehr auf-
falle, da in meinem Gutachten von einer phthisischen Anlage
u. s. w. nichts verzeichnet sey. Ob mir diese Mittheilung auf
Anregung des Instituts hinterbracht wurde, ist mir unbewusst
und gleichgültig. Dass es mit der phthisischen Architektur seine
Richtigkeit habe;, bezweifle ich nicht, da der Arzt, der die Ge-
bärende entband und sie als Leiche sah, ein wissenschaftlich ge-
bildeter Mann ist. Aber wo kam die phthisische Architektur
her? Hätte ich sie übersehen? Kaum denkbar; denn die An-
stalt für Lebensversicherung besoldet zwei Aerzte, und jeder am
Ort und Stelle Aufzunehmende wird, nachdem die ärztlichen Zeug-
nisse geprüft, zuvor von einem derselben inspicirt. Beide sind
geschickte und vorsichtige Aerzte und es wäre in der That selt-
sam, wenn vier Augen (meine und die des Bankarztes) an der
Lebenden das übersehen hätten, was an: der Todten so sichtbar
gewesen‘ seyn soll! Die Sache bleibt zweifelhaft, wenn sie nicht
vielleicht durch folgende Thatsache aufgeklärt wird, — Kin
Mensch :von 38 Jahren hatte längere Zeit in der Baierschen
Cavalerie gedient, den Befreiungskrieg. mitgemacht und, der
Strapazen des kriegerischen Lebens satt und überdrüssig, sich
später zu befreien gewusst. KEr servirte. von jetzt ab in einer
sehr lebhaften Gastwirthschaft, erst als Hausknecht und später
als Marqueur. Wie seine kräftige Constitution die Drangsale des
Kriegs, Entbehrungen bis zum Verschmachten, abwechselnd mit
Schwelgerei in allerlei Genüssen, wenn der Zufall einen kurz
dauernden Ueberfluss spendete, gleichgültig ertrng; so hielt sie
sich auch unter den Anstrengungen: und Schwelgereien, welche
sein jetziger Stand mit sich führte, aufrecht: unser Excavalerist
durcharbeitete und durchschwärmte Tage und Nächte, schwelgte,
je nachdem es-die Umstände mit sich brachten, in reizenden und
erhitzenden, in kühlenden und erschlaffenden Genüssen, und blieb
stets wohl, war heiter und munter, der beste und vigilanteste Mar-
queur in jener Wirthschaft, Von seinem Eintritte in dieselbe‘ bie