Full text: (10. Band = 1835, No. 1-No. 8)

26 1. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 
hinreichender Abstumpfung und Abhärtung der, schädlichen Ein- 
flüssen doch am meisten ausgeseizten äussern Haut, wird die 
Zahl der chronischen Krankheiten in demselben Verhältnisse ver- 
mehren, als die der acuteu sich verringert. [v. Siebold’s Jour- 
nal, etc, 14. Bds., 2. Stck., 1885.] 
10. Heilkraft der Schutzpocken; von Prof. Dr. 
Kos in Königsberg. Der 26jährige Sohn armer Leute, von 
frühster Jugend an Scropheln und Rhachitie und, in Folge der 
allgemeinen Dyskrasie, seit mehreren Jahren an scrophulösen Ge- 
schwüren und Beinfrass beider oberen Gliedmaassen, mit hefti- 
gen Schmerzen und Steifigkeit des linken Ellenbogengelenkes, 
leidend. und bereits von starkem Zehrfieber ergriffen, war als 
Kind, wohl seines elenden Zustandes wegen, nicht geimpft wor- 
den und auch später der Aufmerksamkeit der Impfärzte entgan- 
gen, Im letzten Frühlinge kam diess, zufällig heraus, und so 
wurde er denn ohne Weiteres geimpft,.. was er nie genug wird 
preisen können. Die. zum Vorschein gekommenen Schutzblatiern 
geigten bis auf ungemein seltene Grösse nichts Auffallendes, aber 
am 9. Tage erschien unter Gestalt von spitzen Stippen und Knöt- 
chen ein anderer eigener Ausschlag, der den ganzen linken Arm 
einnalını, am rechten nahe an den Impfstellen auftrat und, als er 
in der dritten Woche vollkommene Reife zeigte, am meisten 
falschen, recht dicht stehenden und zusammenfliessenden Pocken 
ähnlich war. Die Pusteln waren um diese Zeit mit dickem Ei- 
ter überfüllt. . Offenbar. war dieser Ausschlag ein heilsam meta- 
statischer, denn wie er sich entwickelte, so verminderte sich 
allmählich die schmerzhafte Affeetion der leidenden Theile, die 
alten Geschwüre reinigten sich uud schlossen sich als reine Wun- 
den, die Steifheit des linken Ellenbogengelenkes nalım merklich 
ab und statt des frühern Zehrfiebers fand sich ein dem Armen 
ganz fremder, behaglicher Zustand, der sich bald auch durch 
gute Esslust verrieth. Schon in der 3. Woche nach der Impfung 
war alle Hoffnung da, dass der längst für verloren gehaltene 
Kranke, den man nur, um dem Gesetze zu genügen, geimpft hatte, 
völlig wieder genesen werde, und einige Monate nachher war er 
wirklich ganz hergestellt und konnte, nachdem er Jahre lang 
betilägerig und scheinbar rettungslos krank gewesen war, als 
Hirt Dienste nehmen, [Med. Zeit. v. Vereine f. Heilk. in Pr. 
1834. Nr. 51.] 
11. Raphanie; von Dr. BurvacH in Finsterwalde. Seit 
dem Herbste 1831 hatte man im Dorfe Brasnitz Roggen mit viel 
Mutterkorn, ohne dies davon zu trennen, vermahlen und ver- 
backen. Seitdem hatten. sich fast bei allen Kindern krampfhafte 
Zufälle gezeigt, die man aber anfangs nicht sehr beachtete, da 
die Kinder oft Tage, ja Wochen davon frei bliebeu, und man die 
Ursache nicht wusste, Endlich hörte B, hiervon, Er fand meh- 
rere erkrankte Kinder vor und zwar nur unter 14 Jahren. Ael- 
tere und Erwachsene hatten nie daran gelitten. Gewöhnlich zeig-
	        
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