Full text: (10. Band = 1835, No. 1-No. 8)

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V.. Gynäkologie und Pädiatrik, 
311 
dua und Schleimhautflocken bedeckt; die häufig exulcerirte und 
vom Epithelium entblösste Scheide war einige Male an der hin- 
tern Wand in der Grösse eines Groschens erweicht und durch- 
brochen; fast immer finden sich an den äussern Genitalien und 
der Afterkerbe Excoriationen und tiefe Geschwüre; häufig end- 
lich im Zellgewebe der Extremitäten, um die Sehnenscheiden 
und Beinhaut, um entzündete und vereiternde Venen, gelbgrüne, 
eitrige. Ablagerungen. — Das Wesen der Krankheit scheint dem- 
nach in einer fehlerhaften Secretion des nach der Geburt zur 
Milchbereitung bestimmten Stoffes, der sich schon in dem rei- 
cheren Fasserstoffgehalte des Blutes der Schwangeren und Säu- 
genden zeigt, zu bestehen, ihre letzte Ursache aber in einer 
fehlerhaften Thätigkeit der Gangliennerven zu liegen, unter de- 
ren Leitung alle Secretionen stehen; da aber der plastische Stoff 
nicht erst, wie bei anderen Entzündungen, gebildet, sondern nur 
aus dem Blute ausgeschieden wird, so bedürfen wir der Annahme 
einer wahren Entzündung nicht, deren Symptome auch in der 
That häufig gänzlich fehlen, um jene fehlerhafte Secretion zu 
erklären; obwohl Turgescenz, Congestionen, erhöhte Production 
zugegen sind. Die im Wochenbett normal gesteigerte Repro- 
duction scheint entweder. gar nicht oder nur unvollkommen auf 
die normalen Milchabsonderungsorgane überzugehen, oder diesel- 
ben wieder zu verlassen und entweder, und zwar am häufigsten, 
den Uterus mit seinen Anhängen, oder ein mit den Brustdrüsen 
verwandies, aber niederes Gebilde zu ergreifen, Zellgewebe, se- 
röse Schleimhäute, die Haut und Darmdrüschen; denn nur diese 
Gebilde sind nächst dem Uterinsystem der Sitz der Ablagerung. — 
Dauer und Stadien lassen sich, wegen der häufigen mit täuschen- 
der Besserung wiederholt abwechselnden Recidive, nicht mit Si- 
cherheit angeben; höchstens etwa in Beziehung auf eine einzelne 
Ablagerung, deren eine jede gleichsam ihren eigenen Cyklus von 
Stadien ‚durchläuft ; denn die krankhafte Neigung zu Milchdepots 
kann so lange fortdauern, bis die Geschlechtsfunctionen wieder 
zu ihrer Norm zurückgekehrt sind. M. unterscheidet deren 4; 
1) das Stadium der Vorboten; 2) das der Congestion und des 
Erethismus; 3) der Ablagerung des Milchstoffs; 4) des Ausgan- 
ges. — Die Diagnose kann nur durch Berücksichtigung des ge- 
sammten Krankheitsbildes, nicht durch einzelne Zeichen, sicher 
gestellt werden; als charakteristisch betrachtet M. den eigenthüm- 
lichen Ausdruck des Gesichts. und dessen Farbe; die wesentlich 
alienirte Gemüthsstimmung; das beträchtliche, oftmals, den vor- 
handenen Entzündungszeichen nach, unverhältnissmässige Fieber; 
die unerklärliche Ermattung ; die unregelmässigen, heftigen Schüt- 
telfröste, die fast nie fehlende wässrige Diarrhöe; ein mehr oder 
minder deutliches, nicht rein entzündliches Lokalleiden, dessen 
Symptome meist erst nach erfolgter Ablagerung klar hervortre- 
ten, und das daher an sich schon die Diagnose eıschwert, um
	        
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