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V.. Gynäkologie und Pädiatrik,
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dua und Schleimhautflocken bedeckt; die häufig exulcerirte und
vom Epithelium entblösste Scheide war einige Male an der hin-
tern Wand in der Grösse eines Groschens erweicht und durch-
brochen; fast immer finden sich an den äussern Genitalien und
der Afterkerbe Excoriationen und tiefe Geschwüre; häufig end-
lich im Zellgewebe der Extremitäten, um die Sehnenscheiden
und Beinhaut, um entzündete und vereiternde Venen, gelbgrüne,
eitrige. Ablagerungen. — Das Wesen der Krankheit scheint dem-
nach in einer fehlerhaften Secretion des nach der Geburt zur
Milchbereitung bestimmten Stoffes, der sich schon in dem rei-
cheren Fasserstoffgehalte des Blutes der Schwangeren und Säu-
genden zeigt, zu bestehen, ihre letzte Ursache aber in einer
fehlerhaften Thätigkeit der Gangliennerven zu liegen, unter de-
ren Leitung alle Secretionen stehen; da aber der plastische Stoff
nicht erst, wie bei anderen Entzündungen, gebildet, sondern nur
aus dem Blute ausgeschieden wird, so bedürfen wir der Annahme
einer wahren Entzündung nicht, deren Symptome auch in der
That häufig gänzlich fehlen, um jene fehlerhafte Secretion zu
erklären; obwohl Turgescenz, Congestionen, erhöhte Production
zugegen sind. Die im Wochenbett normal gesteigerte Repro-
duction scheint entweder. gar nicht oder nur unvollkommen auf
die normalen Milchabsonderungsorgane überzugehen, oder diesel-
ben wieder zu verlassen und entweder, und zwar am häufigsten,
den Uterus mit seinen Anhängen, oder ein mit den Brustdrüsen
verwandies, aber niederes Gebilde zu ergreifen, Zellgewebe, se-
röse Schleimhäute, die Haut und Darmdrüschen; denn nur diese
Gebilde sind nächst dem Uterinsystem der Sitz der Ablagerung. —
Dauer und Stadien lassen sich, wegen der häufigen mit täuschen-
der Besserung wiederholt abwechselnden Recidive, nicht mit Si-
cherheit angeben; höchstens etwa in Beziehung auf eine einzelne
Ablagerung, deren eine jede gleichsam ihren eigenen Cyklus von
Stadien ‚durchläuft ; denn die krankhafte Neigung zu Milchdepots
kann so lange fortdauern, bis die Geschlechtsfunctionen wieder
zu ihrer Norm zurückgekehrt sind. M. unterscheidet deren 4;
1) das Stadium der Vorboten; 2) das der Congestion und des
Erethismus; 3) der Ablagerung des Milchstoffs; 4) des Ausgan-
ges. — Die Diagnose kann nur durch Berücksichtigung des ge-
sammten Krankheitsbildes, nicht durch einzelne Zeichen, sicher
gestellt werden; als charakteristisch betrachtet M. den eigenthüm-
lichen Ausdruck des Gesichts. und dessen Farbe; die wesentlich
alienirte Gemüthsstimmung; das beträchtliche, oftmals, den vor-
handenen Entzündungszeichen nach, unverhältnissmässige Fieber;
die unerklärliche Ermattung ; die unregelmässigen, heftigen Schüt-
telfröste, die fast nie fehlende wässrige Diarrhöe; ein mehr oder
minder deutliches, nicht rein entzündliches Lokalleiden, dessen
Symptome meist erst nach erfolgter Ablagerung klar hervortre-
ten, und das daher an sich schon die Diagnose eıschwert, um