il. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik; 2%
auch an einiger Stellen‘ des‘ behaarten Kopfes ähnliche “Pusteln,
die in Borken übergingen. — Offenbar‘ wurde hier dag früher
bestandene Scrophelleiden des Unterleibes durch den von dem
Masern angeregten Antagonismus bedeutend modificirt, Has Un*
terleibsdrüsensystem befreit und der den Scrophelleiden im All-
gemeinen zu Grunde liegende’unvollkommene Stoffwechsel brachte
durch die neuerhaltene Richtung Störungen in’ der Thätigkeit der
äussern Haut hervor, wo schadhafte Stoffe abgesetzt wurden und
so jenes Exanthem bildeten.‘ Specifische Mittel, ohne Berücksichti-
gung der nächsten Ursache und der besondern Richtung der Na-
tur in diesem Falle, konnten nur schaden; es wurde daher zuerst
auf Verbesserung der‘ Gesammternährung ‘und Erregung eines
kräftigeren ‘ Stoffwechsels dnrch aromatisch - tonische Mittel,
Pruxmer’sche Pulver mit. Schierlings- Extract ü.s. w. hingewirktz
da im organischen Nervensystem ein gewisser KErethismus vor-
herrschte, und eine zweckmässige Diät angeordnet, denn nach
Beseitigung der Grundursache musste ja der Hautausschlag vom
selbst heilen; dies geschah auch; schon nach wenigen "Tagen fiel
die Geschwulst der Lippen ‘sehr, der Ausschlag begann abzıl-
trocknen; äusserlich wurde nur öfters des Tags ein leichter Chamil-
lenaufguss ‘mit Milch lauwarm' aufgetröpfelt, um zu verhindern;
dass die’ sich‘ unter dem dürren Borken neubildende Epidermis
zu spröde würde; allmälig‘ verwischten sich auch mehr und mehr
die auffallenden Zeichen des scrophulösen Habitus. — Dieser Fall
liefert einen dentlichen Beweis, dass es irrig ist, Leiden dieser
Art für ein Product vorausgegangener Entwickelungs- Kxanthenre
zu halten; das Exanthem war hier nur eine wohlthätige Modifi-
cation des früheren Scrophelleidens , durch die Masern veran“
lasst, denn das wichtigerc Drüsensystem des Unterleibes wurde
befreit und das ursprüngliche Leiden auf ein niederes Gebilde,
die äussere Haut, verdrängt; die Masern begründeten eine den
Organismus vervollkommnende Metamorphose. Ueberhanpt he>
darf es wohl zur vollkommnen Entwickelung des Körpers gewis-
ser mit einem Krankseyn in Verbindung stehender Umwandlun-
gen; wie denn nichts in der gesammten Natur unwandelbar ist
und keine Umwandlung ‘in derselben olıne Zerstörung geschieht.
Können auch gewisse Krankheitszustände der verschiedenen Haupt-
metamorphosen im menschlichen Körper gleichsam durch Gegen-
gifte entweder ganz gehoben oder doch gelindert werden (z. B;
die Blattern durch die Kuhpocken), so scheint es doch fast, als
wenn dadurch die Entwickelungsprocesse gestört und unvolikom-
men vor sich gingen, und so der Grund zu dem häufigeren Auf-
treten gewisser chronischer Leiden (wie z. B. der Scropheln)
gegeben werde. Sollten wir auch noch für die übrigen Ent-
wickelungsexantheme, gleich wie für die. Blattern Gegengifte er;
halten, so werden ung dadurch gewiss wichtige Hülfsquellen füf
die Heilung chronischer Krankheiten in den schönsten Blüthejah‘
ren des menschlichen Körpers entzogen werden und der Mang*'