Full text: (10. Band = 1835, No. 1-No. 8)

il. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik; 2% 
auch an einiger Stellen‘ des‘ behaarten Kopfes ähnliche “Pusteln, 
die in Borken übergingen. — Offenbar‘ wurde hier dag früher 
bestandene Scrophelleiden des Unterleibes durch den von dem 
Masern angeregten Antagonismus bedeutend modificirt, Has Un* 
terleibsdrüsensystem befreit und der den Scrophelleiden im All- 
gemeinen zu Grunde liegende’unvollkommene Stoffwechsel brachte 
durch die neuerhaltene Richtung Störungen in’ der Thätigkeit der 
äussern Haut hervor, wo schadhafte Stoffe abgesetzt wurden und 
so jenes Exanthem bildeten.‘ Specifische Mittel, ohne Berücksichti- 
gung der nächsten Ursache und der besondern Richtung der Na- 
tur in diesem Falle, konnten nur schaden; es wurde daher zuerst 
auf Verbesserung der‘ Gesammternährung ‘und Erregung eines 
kräftigeren ‘ Stoffwechsels dnrch aromatisch - tonische Mittel, 
Pruxmer’sche Pulver mit. Schierlings- Extract ü.s. w. hingewirktz 
da im organischen Nervensystem ein gewisser KErethismus vor- 
herrschte, und eine zweckmässige Diät angeordnet, denn nach 
Beseitigung der Grundursache musste ja der Hautausschlag vom 
selbst heilen; dies geschah auch; schon nach wenigen "Tagen fiel 
die Geschwulst der Lippen ‘sehr, der Ausschlag begann abzıl- 
trocknen; äusserlich wurde nur öfters des Tags ein leichter Chamil- 
lenaufguss ‘mit Milch lauwarm' aufgetröpfelt, um zu verhindern; 
dass die’ sich‘ unter dem dürren Borken neubildende Epidermis 
zu spröde würde; allmälig‘ verwischten sich auch mehr und mehr 
die auffallenden Zeichen des scrophulösen Habitus. — Dieser Fall 
liefert einen dentlichen Beweis, dass es irrig ist, Leiden dieser 
Art für ein Product vorausgegangener Entwickelungs- Kxanthenre 
zu halten; das Exanthem war hier nur eine wohlthätige Modifi- 
cation des früheren Scrophelleidens , durch die Masern veran“ 
lasst, denn das wichtigerc Drüsensystem des Unterleibes wurde 
befreit und das ursprüngliche Leiden auf ein niederes Gebilde, 
die äussere Haut, verdrängt; die Masern begründeten eine den 
Organismus vervollkommnende Metamorphose. Ueberhanpt he> 
darf es wohl zur vollkommnen Entwickelung des Körpers gewis- 
ser mit einem Krankseyn in Verbindung stehender Umwandlun- 
gen; wie denn nichts in der gesammten Natur unwandelbar ist 
und keine Umwandlung ‘in derselben olıne Zerstörung geschieht. 
Können auch gewisse Krankheitszustände der verschiedenen Haupt- 
metamorphosen im menschlichen Körper gleichsam durch Gegen- 
gifte entweder ganz gehoben oder doch gelindert werden (z. B; 
die Blattern durch die Kuhpocken), so scheint es doch fast, als 
wenn dadurch die Entwickelungsprocesse gestört und unvolikom- 
men vor sich gingen, und so der Grund zu dem häufigeren Auf- 
treten gewisser chronischer Leiden (wie z. B. der Scropheln) 
gegeben werde. Sollten wir auch noch für die übrigen Ent- 
wickelungsexantheme, gleich wie für die. Blattern Gegengifte er; 
halten, so werden ung dadurch gewiss wichtige Hülfsquellen füf 
die Heilung chronischer Krankheiten in den schönsten Blüthejah‘ 
ren des menschlichen Körpers entzogen werden und der Mang*'
	        
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