Full text: (10. Band = 1835, No. 1-No. 8)

IV. Chirurgie und Ophthalmologie. 
FELDER in Sigmaringen, «J) Einem 13jährigen, in der Entwicke- 
lung begriffenen Mädchen fiel während. des Essens, unterm La- 
chen, ein abgerundetes, ungefähr 8— 9 Linien langes Knochen- 
rudiment in die Luftröhre. Unmittelbar darauf entetanden die 
heftigsten Erstickungszufälle, die von Zeit zu Zeit nachliessen, 
aber immer furchtbar wieder begannen, wenn das Mädchen, eine 
Stelle unter dem Kehlkopf als besonders schmerzhaft bezeich- 
nend zu sprechen anfing, Die Tracheotomie wurde zurückgewie- 
sen, so dass nichts übrig blieb, als nach örtlichen Blutentziehun- 
gen ein Brechmittel zu versuchen, das aber erfolglos blieb. Es 
bildete sich mässige Entzündung der Luftröhre aus, die gegen 
den 7. Tag einen chronischen Charakter annalım. Um diese Zeit 
wurde Pat, auch bisweilen von Zufällen heimgesucht, die bald 
der Katalepsie, bald dem Veitstanze ähnlich waren. In diesem 
Zustande blieb Pat. 8 Monate. Sie magerte sichtlich ab, fieberte 
gegen Abend, verfiel dann auch wohl in Veitstanz ähnliche Sprün- 
ge oder in kataleptische Stellung und klagte fortwährend über 
schmerzhafte Empfindung in der Luftröhre unter dem Kehlkopfe. 
Um diese Zeit erwachte sie einmal plötzlich in der Nacht unter 
heftigem Husten und warf, unter vielem Schleime, Blute und 
Spuren von Pseudomembranen, den Knochen aus. II) Ein jetzt 
44jähriger kräftiger Landmann erfreute sich einer blühenden Ge- 
sundheit bis ins 31. Jahr, wo ihm eine kleine hölzerne Pfeife, 
die er nach Landessitte während des Tanzens im Muude führte, 
unter tiefer Inspiration in die Luftröhre drang. Sogleich traten 
Erstickungsanfälle ein, die beim Reden und Schlucken heftiger 
wurden und auch unter ärztlicher Behandlung nicht nachliessen, 
die indess nur in warmen feuchten Aufschlägen und innerlichen 
reizenden Mittel bestand. Später bildete sich ein chronisches, 
die Gestalt der Phthisis trachealis annehmendes Leiden aus. Be- 
sonders klagte der täglich mehr abmagernde und von Kräften 
kommende Kranke über fixen Schmerz in der Luftröhre, unge- 
fähr 1 Zoll unter dem Kehlkopfe. So blieb er bis zum 8. Apr. 
1833, wo er plötzlich, von heftigem Krampfhusten befallen, ein 
Rudiment der vor 114 Jahre in die Luftröhre gedrungenen Pfeife 
mit vielem Eiter und Blut auswarf. Seitdem trat sichtliche Bes- 
serung ein, der Schmerz in der. Luftröhre 1 Zoll unter dem 
Kehikopfe verlor sich, der Auswurf wurde seltener, Abnahme der 
Kräfte und Abmagerung hörten auf und jetzt kann Pat, wieder 
wie früher arbeiten. — Bemerkenswerth ist, dass nach Entfer- 
nung der fremden Körper, trotz dem bedeutenden Leiden, na 
mentlich im 2. Falle, so vollkommne Genesung erfolgte. Die 
Krämpfe im 1. Falle scheinen durch Pubertätsentwickelung be- 
dingt und durch *ffection einzelner Aeste des Vagus vermittelt 
worden zu seyn "rd. Zeit. v. Verkine f. Heilkunde in Preussen 
1°35. Nr. 2.] 
164. Töd:!iche Verletzung durch den Schuss aus 
piuer blind geladenen Pistole;z aus den Militär. - Medie. 
300
	        
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