Full text: (10. Band = 1835, No. 1-No. 8)

282 1. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik, 
phie. In den Lungen fanden sich viele Tuberkeln und mehrere 
darunter vereitert. — Wir können nicht umhin, aus den Briefen, 
welche der Ausgehungerte an den Prof. v. WALTHER geschrie- 
ben, noch Einiges mitzutheilen. Am 2. Tage seiner Fastencur 
hatte er den letzten Stuhlgang, und bis zum 30. Tage, wo er 
zuerst schrieb, noch nicht wieder. Er fühlte sich sehr matt, ging 
aber doch noch täglich einige Stunden, theils im Freien, theils 
im Zimmer. In den ersten 8 Tagen verlor‘ er 20 Pfund am 
Gewichte seines Körper, in den folgenden 9 Tagen 7 Pfd., be- 
fand sich übrigens am Körper und Geiste leicht und heiter. Wäh- 
rend ihn in den ersten 14 Tagen das Sprechen angriff, konnte 
er jetzt, nachdem er ziemlich ausgeworfen hatte , ohne Beschwer- 
den stundenlang reden. Er war aber so gereizt und empfindlich, 
dass er auch nicht ein Mal Thee, sondern bloss klares Wasser 
vertrug. So z. B. trank er, nachdem er 8 Tage bloss klares 
Wasser genossen hatte, einige Tassen schwarzen Thee mit Zu- 
cker und ohne Milch, wie er ihn in den ersten 8 Tagen seiner 
Fastencur genommen und vertragen hatte, und spürte hierauf 
den ganzen Abend eine auffallende Hitze und Spannung im gan- 
zen Körper, wozu sich nach dem Niederlegen um 10 Uhr eine 
solche Kälte gesellte, dass die natürliche Körperwärme erst um 
2 Uhr des Nachts zurückkehrte. Kin anderes Mal trank er ein 
halbes Glas Selterwasser, worauf er, seiner Gewohnheit zuwi- 
der, sehr wenig und unruhig schlief. Der Harn war stets dun- 
kelgelb und ward nach einigen Stunden trübe und lehmicht. — 
Nach der 5. Woche wollte das blosse Wasser den brennenden 
Durst im Halse nicht mehr löschen, weshalb Pat. den 36. Tag 
anfing, etwas frische, ungekochte Milch von einer jüngst gekalb- 
ten Kuh unters Wasser zu thun, welche das Brennen wegnahm 
und sehr wohlschmeckend war. Es begann mit ungefähr 4 berlin. 
Quart täglich und stieg bis zum 39. Tage der Fastencur bis auf 
ein Quart. Nachdem er 4 Wochen lang von dieser Wasser-Milch 
getrunken, bekam er endlich Stuhlgang, der 37 Tage hatte auf 
sich warten lassen. Der Abgang war so gelinde und angenehm, 
dass er kaum fühlbar war. Die Quantität betrug etwa + Pfd. in 
5—6 einzelnen Stücken, die ziemlich weich waren und sehr 
wenig rochen, als ob alle nahrhaften Theile herausgezogen wä- 
ren. Nachmittags ging wieder } Pfd, zusammenhängender Ex- 
cremente ab, am folgenden, also dem 40. Tage, etwa 4 und ei- 
nige Tage nachher ein ganzes Pfund etwas harter, nicht zusam- 
ienhängender und schwerer abgehender Stullgang, nachdem Pat. 
am 47. Tage zum ersten Male wieder eine gebratene Birne ge- 
genossen hatte, welche ihm weniger wohlschmeckte, als die ge- 
wässerte Milch. Er war übrigens körperlich und geistig wohl 
und heiter, schlief täglich ungefähr 7 Stunden sehr erquickend 
und ging täglich 2—3 Stunden, theils im Zimmer, theils im 
Freien, umher. In der Nase fand sich viel Feuchtigkeit, die Augen 
waren aber trocken, Als er gegen die Trockniss der Augen einen
	        
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