280 11. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik,
Augenblick das Leben weniger. Die Sugillationen wurden immer
grösser und verbreiteten sich immer weiter. An der innern Flä-
che beider Oberschenkel und wo nur Pat. sich juckte, oder stiess,
erschienen finger- und handgrosse schwarz-röthlich marmorirte
Flecken und Vibices. Pat, jammerte jetzt anhaltend, bat den
nicht zu löschenden Durst zu stillen und sprach von baldiger
Besserung. Er erhielt verdünnte Phosphorsäure mit Tinct. the-
Eaica. Am. 14. Jan. Abends war ‘blandes Delirium zugegen, und
es begann allgemeine Wassersucht. "Tags daranf waren die hy-
dropischen Zufälle entwickelter. Ober- und Unterschenkel waren
sehr angeschwollen, der Fingerdruck liess bedentende Eindrücke
zurück, die Haut fühlte sich kühl und klebrig an, es war hef-
tige Dyspnöe zugegen und matter, wandelbarer Puls. Die Diar-
rhöe war schwach und statt früherer Gefrässigkeit fand sich jetzt
Appetitlosigkeit ein. Die Blutßeckenkrankheit erreichte immer
mehr ihre Höhe. Die Flecken an der innern Brust- und Arm-
fläche waren grösser, netzartig geworden, auf Ober- und Unter-
schenkeln nebst Fussrücken nahm man jetzt noch viele gespren-
kelte, schwarze Flecke wie vom Safte der schwarzen Sauerkir-
sche wahr, und jeder Druck hinterliess nach kurzem Zwischen-
raume Sugillationen. Bis zum 19. Jan. änderte sich nichts, in
der Nacht zum 18, trat aber starke colliquative Diarrhöe ein und
am Morgen sehr schwache Blutung aus dem linken Nasenloche,
die von selbst stand. Der Hydrops war wie früher, das hektische
Fieber stark, und man sah jetzt auch am Halse grosse Blutflecke.
Appetit fehlte ganz. Mit der verdünnten Phosphorsäure und der
Tinct. thebeica wurde fortgefahren. Die colliquative Diarrhöe
hielt bis zum 19. Jan. an, Urin und aashaft riechender Koth
gingen unbewosst ab und unter grossem Lufthunger und Ersti-
ckungsnoth wurde unter dumpftönendem, rasselndem Husten viel
Blut- und Eitermasse durch den Mund, wahrscheinlich aus einer
geborstenen Vomica oder erweichten confluirenden Tuberkeln ent-
leert. Der Geist war mit Kleinigkeiten beschäftigt, Apathie und
Empfindungslosigkeit traten ein und an Pulslosigkeit gränzender
Puls und kühle, mit klebrigem Schweisse hedeckte Haut liessen
den nahen Tod voraussagen, der denn auch sanft unter blanden
Delirien Nachts gegen 2 Uhr erfolgte. Die Section wurde nicht
erlaubt. [Heidelberger med. Annalen, Bd. 10, Hft. 4.]
150. Fall von Aushungerung; von Py, Fr. v. WALTHER,
W. J., ein Nichtarzt, ist in seiner Gegend durch die Fasten-
cur, die er gegen alle Krankheiten empfiehlt, bekannt und be-
rühmt geworden und geniesst den Ruf, dass, er nicht aus Ge-
winnsucht zum Arzte wurde. Kr lässt die Kranken Wochen, ja
Monate lang durchaus nichts geniessen, als klares Wasser. Durch
Ueberfüllung, sagt er, werden im Körper unreine Säfte erzeugt.
In der Fortsetzung wird der ganze Körper mit unreinen, verdor-
benen scharfen Säften überfüllt, welche bald mehr oder weniger
Stockungen und diese wieder Krankheiten erzeugen. Die nun