il. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 265
Herzbeutel 1} Unzen, in beiden Säcken der Pleura zwei Unzen
Serum; in den Herzhöhlen einige Coagula. Die ganze Lungen-
gubstanz mit Miliartuberkeln besäet, so dass nicht eine erbs-
grosse Lungensubstanz frei war, die Lymphdrüsen am Eingange
der Lungengefässe waren nussgrosg, verdickt und mit käsearti-
ger Tuberkelmasse gefüllt. Eine derselben, dicht am absteigen-
den Aortenbogen liegend, konnte wohl auf dieses Gefäss hart
gedrückt haben. In der rechten Stirn zeigte sich anfangende Tu-
berkelbildung. Epikrise: die Pubertätszeichen gaben die Dis-
position; die Reise, die damit verbundene geistige Aufregung,
der Gebrauch der lauen Soolbäder, übermässige, tägliche, bis zur
Erhitzung getriebene Bewegung haben gewiss die Respirations-
organe bedeutend gereizt und die Lungen subinflammirt. — Im
Herbste von Marien - und Franzensbad zurückgekehrt mit hefti-
gem Husten, Schleimauswurfe, Beklemmung bei Berg- und Trep-
pensteigen, Schweissen und zunehmender Magerkeit, wobei er
täglich 2 bis 4 braune und dünne Stuhlgänge hatte, war die
schleimig belegte Zunge eines 56jährigen Mannes von phthisi-
scher Familie, je kränker er selbst, um so mehr bläulichroth
und reiner und kurz vor seinem Tode ganz rein. Obwohl den
ganzen "Tag Frost mit Hitze wechselte, seine Hände oft recht
warm waren, der Harn roth, sparsam und trübe war, und seine
Abmagerung merkbar wurde; so blieb dessen ungeachtet der Puls
selbst am Abende ruhig und schlug nicht über 75 bis 80 Mal,
was bei einem, dem Tode so nahen, Schwindsüchtigen ohne Ein-
wirkung der Digitalis bis jetzt nicht beobachtet worden, Die
Respiration war verhältnissmässig viel schneller, als der Puls,
der endlich 4 Wochen vor dem Tode häufig wurde und blieb.
Besonders bemerkenswerth ist das ewige Frieren, der enorme
Schweiss, die. schnelle Abmagerung, die gänzliche Hoffnungslo-
sigkeit. Die von der Phthisis abhängige Diarrhöe liess ‚sich auch
nicht einen Tag unterdrücken und führte den Tod herbei. Se-
ction: Beide Lungen waren mit der Pleura innigst verwachsen,
am innigsten an der untern Basis der linken Lunge, wo sich eine
dicke Schicht einer durchsichtigen, gelblichen Masse befand,
welche. mit gekochtem Knorpel die grösste Aehnlichkeit hatte.
Beide Lungen hatten einen beträchtlichen Umfang, waren in ih-
ren beiden obern Dritttheilen der Luft völlig unzugänglich, ins
Graue spielend und sehr schwer. In der rechten Lungenspitze
zeigten sich mehrere tuberculöse, mit eiterartiger Flüssigkeit ge-
füllte Aushöhlungen, wovon die grösste eine Wallnuss aufneh-
men konnte, Um diese Höhlen herum lagerten viele kleine weisse
Tuberkeln, welche zum Theil noch fest, aber grösstentheils schon
erweicht waren und den obern und mittlern Lappen durchzogen.
Das Parenchym zwischen diesen Desorganisationen hatte eine
granliche Farbe, war compact und liess sich zerreissen und zer-
drücken, wobei eine graue eiterartige Flüssigkeit zum Vorschein
kam, Der obere und oberste Theil der linken Lunge war vom