Full text: (10. Band = 1835, No. 1-No. 8)

VII. Thierarzneikunde. 
255 
offenbar in allgemeiner und örtlicher (Abdominal-) Plethora, wel- 
che letztere bei dem Rindvieh an sich schon sehr vorwaltet und 
leicht durch begünstigende Einflüsse übermässig hervorgebildet 
wird, wie dies auch wirklich durch die vorige Sommerwitterung 
geschehen war. Die reichliche und nahrhafte Fütterung hatte 
die allgemeine und theilweise auch mit die örtliche Plethora er- 
zeugt. Als veranlassende Ursache musste wohl gewiss eine Un- 
terdrückung der Hautausdünstung angesehen werden, die durch 
die Herbstwitterung , besonders in niedrigen, feuchten, an Flüs- 
sen gelegenen Orten, so leicht möglich war und um 80 nachthei- 
liger wirken musste, als die Haut durch den anhaltend heissen, 
trocknen Sommer übermässig und vicarirend thätig geworden und 
sich in dieser Thätigkeit bis in den Herbst hinein zu. behaupten 
suchte, welches letztere vorzüglich aus den seltenen und trock- 
nen Darmausleerungen aller sonst gesunden "Thiere im vergan- 
genen Herbste näher erwiesen wird. Die Anlage zu dieser Krank- 
heit war unstreitig durch die vorausgegangene Sommerwitterung 
und Fütterung erzeugt, die Krankheit selbst aber durch die 
Herbstwitterung veranlasst worden. Es.ist nämlich den Heerde- 
krankheiten, besonders den Epizootieern, eigen, dass die zu ih- 
rer Entstehung erforderliche Anlage durch frühere und ganz an- 
dere Witterungs- etc, Einflüsse erzeugt wird, als die sind, wel- 
che zur Zeit des Entstehens und Herrschens der Epizootieen 
selbst beobachtet werden und als veranlassende Ursachen auftra- 
ten: eine für die Veterinärpolizei äusserst wichtige, bis jetzt 
leider wenig beachtete, von Vielen noch gar nicht erkannte Wahr- 
heit! — Die in Rede stehende Krankheit muss als eine äusserst 
acute, mit Peritonitis verbundene, brandige Magend.rmentzün- 
dung angesehen werden, die zwar eine ähnliche Anlage, wie der 
Milzbrand voraussetzt, keineswegs aber für eine milzbrandartige 
Krankheit gehalten werden darf, weil bei ihr die auffallenden 
nervösen Symptome, die besondere theerartige Blutentmischung, 
die gelbsulzigen Ergiessungen etc., welche insgesammt dem Milz- 
brand eigen sind, gänzlich fehlten. Nur rücksichtlich des Ver- 
Jaufes und der blutigen Ergiessungen hat diese Krankheit einige 
Aehnlichkeit. — mehr aber nicht — mit dem Rückenblute, 
einer Krankheit, welche den Uebergang von den reinen Entzün- 
dungen zu den milzbrandartigen zu bilden scheint. Ein milz- 
brandartiger Charakter ist demnach dieser Krankheit durchaus 
abzusprechen. — Das Fleisch der Thiere ist, wenn diese gleich 
nach dem Erkranken getödtet werden, gewiss ohne Nachtheil zu 
geniessen, — Die Krankheit kann nur auf oben angegebene Weise 
am besten und sichersten verhütet werden; Sperrungen und ähn- 
liche Maassregeln nützen hier sicher nichts,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.