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VL. Staatsarzneikunde
die Richtung der Strangrinne am Halse. und der Mangel von
Zeichen erlittener Gewalt oder Gegenwehr an den Kleidern und
dem Körper; der Tod war apoplektisch erfolgt; es fanden sich
Spuren von Saamenergiessung und abgegangenen Excrementen
die dura mater hier und da verknöchert, das corp. callos. unge-
wöhnlich weich, was GALL bei Selbstmördern häufig beobachtet
haben will. — 6) Im Octhr. 1827 erhenkte sich im Gefängniss
zu Saarlouis der der Verfälschung von Staatspapieren angeklagte
Bäcker J. M. mittelst seines schwarzseidenen Halstuches an. ei-
nem der eisernen Fensterstäbe, nachdem er zuvor versucht hatte,
sich mit einem starken, 3‘ Jangen, zugespitzten Nagel zu erste-
chen, mit welchem er sich zwischen der 5. und 6. Rippe, 4”
vom Brustbeine eine Stichwunde beigebracht. Zwischen Kinn
und Kehlkopf war die sugillirte ©trangrinne sichtbar, das Ge-
sicht aufgedunsen, die Lippen blau, die Augen hervorgetrieben,
die Biudehaut injicirt, der Mund mit einem leinenen Lappen
verstopft und noch ausserdem mit einem Tuche zugebunden, die
Kniee mit einem Tuche fest an einander gebunden, jeder Fuss
gteckte in dem Aermel einer Tuchjacke, hätte man dieses Indi-
viduum an einen entlegenen und zugänglichen Orte gefunden,
so wäre die Frage über Selbstmord schwieriger zu lösen gewe-
sen; nur der feste Wille zu sterben hatte M. zu Vorkehrungen
veranlasst, welche jede Aenderung des einmal begonnenen Vor-
habens unmöglich machten. — Alle Selbstmörder sollten wohl
genau secirt werden, gewiss würde man bei den meisten auf die
Psyche influirende und Lebensüberdruss erzeugende organische
Fehler finden. Hinsichtlich der in den erzählten Fällen wahr-
genommenen Abnormitäten bemerkt H. noch: Dr. Zrer fand bei
der Obduction von 11 Selbstmördern 5 Mal Hydatiden am pler.
choroid., 4 Mal Wasser in den Seitenventrikeln und im Pericard.,
2 Mal nichts; RısLer fand bei einem Selbstmörder Fettansamm-
Jung am Herzen, ein scharfhervorstehendes Knochenstück am
Stirnbein und an der entsprechenden Stelle des ‚Gehirns Desor-
ganisation des Gehirns und seiner Häute, und Verknöcherung
der art. pulmonal. — Bei einem Bauer, der sich 1829 erhenkte;
dessen Vater Selbstmordversuche gemacht, dessen Mutter sich
ertränkt und dessen Oheim mütterlicher Seite wahnsinnig gewe-
sen, fand man die pin mater rechterseites und vorn vertrocknet
und steif wie Papier, ihre Blutgefässe leer und verstopft, das
grosse Gehirn hinten und unten flüssig; mfissfarbig, bräunlich
gefleckt, mit der Pleura verwachsene Lungen, schlaffes Herz,
die bleigraue, innerlich schwarzbraune, weiche Leber vorn mit
den benachbarten Theilen verwachsen, die Milz klein und hart. —
In den letzten Decennien haben Trunksucht und tyrannische Be-
handlung die Zahl der Selbstmorde im kindlichen und Jünglings-
Alter auffallend vermehrt. Sartre -Maxıe erzählt, dass sich in
Lyon ein 9jähr. Knabe aus Furcht vor Strafe für eine Berau-
schung in die Saone stürzte. — Am 23. Mai 1829 erschoss sich