Full text: (10. Band = 1835, No. 1-No. 8)

Il. Pathologie ,.. Therapie und medicinische Klinik. 217 
eg nicht 80 oft zum Abortus, die Symptome kommen aber bald 
nach der Gebnrt zum Vorschein und enden gewöhnlich mit dem 
Tode; doch sieht man auch in dieser Beziehung merkwürdige 
Ausnahmen: Die Frau eines syphilitischen Mannes, dem wäh- 
rend seiner Ehe Gaumen und Nase zerstört wurden, hatte an 
5 Male abortirt, dann einen ganz gesunden Knaben geboren, 
dann wiederum mehrmals abortirt und starb an einem, über den 
ganzen Körper verbreiteten Herpes humidus, Der Mann, durch 
eine Inunctionscur curirt, heirathete seine Köchin und zeugte 
mit dieser 3 völlig gesunde Kinder, Ferner hängt es davon ab, 
ob nur der Vater oder nur die Mutter, oder beide angesteckt 
sind. Im letzten Falle kommt es selten zu einem lebenden Kinde. 
Nährt es die Mutter selbst, so stirbt es gewiss vor dem 1. Jahre, 
oder wird ein rhachitischer Krüppel. Syphilitische Frauen darf 
man daher nie stillen lassen, gerade die Milch hat vielleicht den 
Seuchenstoff wirksamer in sich. Bekommt das von syphilitischen 
Eltern geborene Kind eine gesunde, kräftige Amme, so wird 
die Dyskrasie bisweilen neutralisirt, und das Kind kann, bis auf 
scrophulösen Habitus, ziemlich gedeihen. Drittens kommt es dar- 
auf an, ob die Dyskrasie bei den Eltern schon lange bestand, 
oder nicht. Die ersten Kinder syphilitischer Eheleute sterben 
gewöhnlich; während die spätern leben bleiben und gedeihen. 
Der Grund hiervon kann seyn, dass nach solchen Erfahrungen 
eine Amme genommen wird, die Dyskrasie kann aber auch mit 
den Jahren an Kraft verlieren. Oft ist endlich die Natur eigen- 
sinnig und varlirt, indem bald gesunde, bald syphilitische Früchte 
erzeugt werden; ohne dass sich ein Grund auffinden liesse, wozu 
S. mehrere merkwürdige Beispiele liefert. — Nach des Verfs. 
Erfahrung ist die syphil. Dyskrasie der Mutter für den Fötus 
gefährlicher als die des Vaters, aber die gesunden Säfte einer 
Mutter sind hinwiederum im Stande, die vom Vater ererbte Dys- 
krasie zu neutralisiren, mindestens zu mindern. Die geringere 
oder grössere Wirksamkeit der syphilitischen Dyskrasie wird von 
der Intensität und Verbreitung der Seuche überhaupt bedingt. 
Je schwächer diese, um so weniger ist die Dyskrasie übertrag- 
bar. Deshalb findet sich die Syphilis congenita zu manchen 
Zeiten häufiger als zu andern. Wo sie aber in bedeutenderem 
Grade vorhanden ist, da verräth sie sich in den ersten Lebens- 
jahren immer durch charakteristisch syphilitische Symptome, oder 
Scropheln und Rhachitis. Bis zur Pubertät schlummert der an- 
geborene Lustseuchestoff nie. Wohl kommen Fälle vor, wie auch 
S.Ederen 3 erzählt, wo eine acute Ansteckung nicht erweisbar 
ist, diese geben aber kein Recht, eine angeborene Syphilis an- 
zunehmen. Beispiele von noch länger, 20, 30 Jahre, latent ge- 
bliebener Syphilis sind nur als Mährchen zu betrachten. — Was 
die Behandlung betrifft, so mag sie S. keineswegs für leicht aus- 
geben. Als die zweckmässigste hat sich ihm, sobald die stillende 
Person nicht ebenfalls einer Cur zu unterwerfen ist, und sobald
	        
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