Full text: (10. Band = 1835, No. 1-No. 8)

16 11 Pathologie, Therapie und medieinische Klinik. 
gen, hinten übergebogenem Kopfe, so dass das Kinn nach oben 
stand und der Kehlkopf beträchtlich hervorragte; unter entsetz- 
Kchem Schnarchen drang aus dem Munde mit quackerndem Ge- 
räusche viel weisser, grosse Blasen bildender Schaum; die Kinn- 
laden waren unbeweglich fest auf einander gepresst; die Haut- 
venen, besonders am Halse, im Gesichte und am Kopfe strotz- 
ten von Biut, der ganze Körper war heiss und triefte von 
Schweiss; der Puls war ‘gross, voll, hart und gespannt. Hier 
war allerdings schleuniges, entschlossenes Handeln nöthig. Von 
der Ansicht ausgehend, dass hier ein WechselGeber vorhanden 
sey, welches durch eine zügellose Lebensweise unregelmässig 
und stürmisch geworden, während Jetztere, und namentlich das 
unmässige Branntweintrinken, das Nervensystem und besonders 
die Blutgefässe des Gehirns übermässig gereizt, und so einen 
der Apoplexie ähnlich Congestivzustand im Gehirn erregt habe, 
— liess ich sogleich ] Pfd. Blut am linken Arme weg; das aus 
der Ader gelassene Blut floss langsam und träge, es war sehr 
dunkel gefärbt, dick .und zähe, gerann sehr schnell und zeigte 
später einen dicken, festen mit gelblicher, glänzender Speckhaut 
überzogenen Blutkuchen und verhältnissmässig wenig gelblich ge- 
färbtes Serum, wie man bei Leberentzündungen und Saburral- 
fiebern zu beobachten pflegt. Während des Aderlasses schien 
T. zu sich zu kommen, doch erkannte er mich noch nicht; es 
stellten sich leichte vorübergehende Uebelkeiten, ohne Zweifel 
in Folge der Blutentziehung, ein. Jetzt erhielt er ein unterdess 
herbeigeholtes starkes Emelicum. Abends 6 Uhr fand ich T. 
bei völligem Bewusstseyn, er erkannte mich sogleich, bot mir 
guten Abend‘ und reichte mir die IIand; 10 Minuten nach ge- 
nommenem Brechmittel hatte er ohne grosse Anstrengung wohl 
mehr als 2 Pfd. grünliche, zähe, gallig-schleimige, sauer und 
bitter schmeckende Flüssigkeit ausgebrochen und fühlte sich, bis 
auf etwas Wüstheit im Kopfe, sehr erleichtert; die Zunge war 
mit dickem, gelblich - weissem Schleime belegt, Stuhlausleerung 
war noch nicht erfolgt; der Puls, der schon während des Ader- 
lasses kleiner und weicher geworden, war jetzt zwar noch et- 
was voll und beschleunigt, aber ohne Härte und Spannung; die 
Respiration ruhig, das Gesicht mehr bleich geworden; er erzählte 
mir ziemlich verständig, aber etwas hastig im Sprechen, das 
oben Erwähnte über seinen frühern Gesundheitszustand und über 
seine gegenwärtige Krankheit, gestand auch ein, dass er biswei- 
len wohl mehr, als ihm gut seyn möge, getrunken haben könne. 
Diesen Morgen beim Niederstürzen auf die Dielen sey ihm ge- 
wesen, als wenn ihn ein Keulenschlag in den Nacken und auf 
den Hinterkopf träfe. Die Hastigkeit im Sprechen, in seinen 
Bewegungen, das Hin- und Herfahren im Beit, das anhaltende, 
heftige Zittern der Arme, der Hände und der Zunge wurde mir 
immer auffallender, und ich dachte unwillkürlich an Delirium po- 
tatorum; dazu kam, dass er nunmehr mit grossem Eifer und
	        
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