{I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik, 201
ayphilitisch, aber ‚jedes Mal bald geheilt. Seit 20 Jahren befin-
det sich der 54jähr. Kranke fortwährend unter ärztlicher Behand-
lung, ohne mit wesentlicher Besserung beglückt worden zu seym
Im Jahr 1813 zeigten sich an beiden Seiten der Nasenscheide-
wand weisse Flecken, die immer trockener wurden und- leicht
blutende Ränder bekamen. Heftige Gelenk- und Knochenschmer-
zen erhöhten die Pein. Die Schmier - und Hungercun that wei-
ter nichts, als dass sie die Gliederschmerzen lindertez dahinge-
gen ward das Nervensystem dadurch sehr angegriffen. Durch
einen Sturz mit dem Pferde (1815) verlor er den Gebrauch des
rechten Beines, das zugleich stark abmagerte. Nichts half, die
Lähmung ergriff auch binnen 2 Jahren das andere Bein. Den-
noch lernte er nach und nach wieder gehen, so dass er 1821 die-
Krücken ablegen konnte, Die Gelenkschmerzen hörten auf, es stell-
ten sich starke Stuhlausleerungen ein, zugleich aber auch Ge-
neigtheit. zu Kolik und Erbrechen, Die Nerven blieben fortwäh-
rend gereizt. In Nizza, wo er den Winter 183% zubrachte, be-
fand er sich zwar viel besser; allein das Nasenübel zeigte sich
von neuem und in höherm Grade. Die Nasenscheidewand bekam
ein Loch wie ein Stecknadelkopf, das sich bis zur Grösse einer
kleinen Erbse erweiterte. Nach Kräutermolken, die er daselbst
trank, gingen grosse Spulwürmer ab. Die folgenden Jahre brach-
ten den Pat, Magenkrämpfe, Erbrechen (mitunter hlutiger Be-
schaffenheit) und ikterische Zufälle. An den Beinen wurden
schwarzblaue Flecke sichtbar, in den Füssen fühlte Pat. Brennen,
vor dem Stuhlgange bekam er schmerzhafte Krämpfe. Die Karls-
bader und Marienbader- Quellen, zu denen Pat. 1829 zum 2.
Male eilte, halfen auch dies Mal nicht. Eine nässende After-
fechte, welche in Marienbad ephemer erschien, wie auch ein
künstlicher Ausschlag am Unterleibe, erleichterten die krankhaf-
ten Unterleibsbeschwerden einiger Maassen und seit dem letzten
Triennium hat die Krankheit folgende Gestalt angenommen. An
die Stelle der Magenkrämpfe und des Erbrechens sind Krämpfe
getreten, welche den Pat. nur ‚von 14 bis 2 Uhr schlafen lassen,
und selbst dieser kurze Schlaf iet mehr Betäubung aus Ermat-
tung. Seiner Beschreibung nach fühlt Pat. während dieser Krämpfe
stets eine heftige gewaltsame Schraubenbewegung vom Halse an
durch alle Theile des Körpers bis zu ‚den Beinen hinab. Sie
scheint ihm in der Mitte des Rückgrates angehalten zu werden,
sich dort herum zw kringeln und dann in verschiedenen Richtun-
gen meist von unten nach oben zu vertheilen. Geht sie nach un-
ten, so scheint sie die Beckengegend zu füllen und Pat, sitzt
wie auf metallenen Röhren, Der Drang zum Stuhle endigte oft
in einer Schraubenbewegung zum Penis mit Abgang einiger Tro-
pfen Harns. Setzte sich Pat. ‚auf einen Stuhl, so fingen die
drehenden , windenden Bewegungen in einem Gliede an und gin-
gen allmählich in alle Theile über, so dass sich der ganze Kör-
per wand und Pat, aufstehen musste, um nicht vom Stnhle ge-