VI. Staatsarzneikunde.
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chen von der Grösse eines Groschens und eines halben Gro-
schens auf dem linken Scheitelbeine mehr am Hinterhanptwinkel,
3 kleinere endlich auf dem Hinterhauptsbeine; der Sinus longi-
tudin., lateralis und die Venen auf der Oberfläche des Gehirns
strotzten von dunklem Blute. Das grosse und kleine Gehirn war
sehr weich, fast breiartig, die Pler. choroid, sehr angefüllt, die
Seitenventrikel enthielten nur wenig Feuchtigkeit; am Thorax
zeigten sich die Muskeln gut ausgebildet, der Process. xiphoid,
so sehr nach auswärts gedrängt, dass er fast mit. den Rippen
parallel stand; der Brusikasten erschien gewölbt und erhaben, die
zrösste Höhe des Zwerrchfells mit der 6.—7%, wahren Rippe pa-
rallelz die gleich der Thymns dunkelrothen , purpurfarbenen Lun-
zen füllten den Thorax völlig aus, am obern Rande des untern
linken Lungenlappens zeigte eine Stelle von der Grösse eines
Zweigroschenstücks eine auffallend blässere Farbe; Lungen und
Herz nebst dem Herzbentel wogen zusammen 4; Loth cöln. Gew,.,
achwammen vollkommen auf dem Wasser, noch deutlicher die
Lungen allein und einzelne Stücke derselben; sie knisterten beim
Durchschneiden, enthielten dunkles, schaumiges Blnt, und aus in
sie gemachten Einschnitten stiegen unter dem Wasser zahlreiche
Lufthlasen auf; die grossen Blutgefässe, die Mohl-, die Herz-,
Kranz-Vene und besonders die Lungenrenen enthielten viel dun-
keles Blut; das Foram. oval. und der Duck, arteriss. Botalli wa-
ren nach nicht geschlossen. Die sehr grosse, dunkelbranne Le-
ber bedeckte fast den ganzen Magen, die Nabelvene und der
Duct, venos. Arant. waren noch offen; der sehr von Luft aus-
gedehnte Magen und die Harnblase waren leer; das Col. descend,
enthielt viel Kindspech; die Venae mesaraicae viel Blut. — Die
17jährige, kleine, zart aber regelmässig gebaute und wohl ge-
nährte Wöchnerin verrieth bei der nunmehr mit ihr angestellten
Untersuchung viel Frechheit und Schalkhaftigkeit und Verschla-
genheit in ihrem Blicke; die Agnition ihres Kindes schien sie
gar nicht zu rühren, und sie lehnte hartnäckig jeden Verdacht
seiner Ermordung ab; angeblich war sie in Folge 2maligen Bei-
schlafes im April vorigen Jahres geschwängert worden, hatte
Ende Juni und Anfangs August die ersten, in den Jetzten 4 Wo-
chen aber angeblich gar keine Kindesbewegungen gespürt; die
Lochien flossen noch, die Brüste enthielten viel Milch, die bei
gelindem Drücken herausquollz die äusseren und inneren Ge-
schlechtstheile waren etwas aufgetrieben und schwammig, die
weite, schlaffe Scheide enthielt schleimig- blutige Feuchtigkeit,
die Port. vaginal. war weich und wulstig, der äussere Mutter-
mund aufzetrieben und eingekerbt; das Becken ganz normal con-
atruirt; die Geburt war vorgeblich leicht und schnell erfolgt, die
Mutter der Wöchnerin habe das todte Kind in einem Hemde auf-
genommen und in einen Koffer gelegt, anf die Erde sey es
nicht gefallen. — Das Gutachten wurde von den Obducenten vor-
läufig dahin abgegeben, dass das Kind ein völlig ausge-