Full text: (10. Band = 1835, No. 1-No. 8)

VI. Staatsarzneikunde. 
187% 
chen von der Grösse eines Groschens und eines halben Gro- 
schens auf dem linken Scheitelbeine mehr am Hinterhanptwinkel, 
3 kleinere endlich auf dem Hinterhauptsbeine; der Sinus longi- 
tudin., lateralis und die Venen auf der Oberfläche des Gehirns 
strotzten von dunklem Blute. Das grosse und kleine Gehirn war 
sehr weich, fast breiartig, die Pler. choroid, sehr angefüllt, die 
Seitenventrikel enthielten nur wenig Feuchtigkeit; am Thorax 
zeigten sich die Muskeln gut ausgebildet, der Process. xiphoid, 
so sehr nach auswärts gedrängt, dass er fast mit. den Rippen 
parallel stand; der Brusikasten erschien gewölbt und erhaben, die 
zrösste Höhe des Zwerrchfells mit der 6.—7%, wahren Rippe pa- 
rallelz die gleich der Thymns dunkelrothen , purpurfarbenen Lun- 
zen füllten den Thorax völlig aus, am obern Rande des untern 
linken Lungenlappens zeigte eine Stelle von der Grösse eines 
Zweigroschenstücks eine auffallend blässere Farbe; Lungen und 
Herz nebst dem Herzbentel wogen zusammen 4; Loth cöln. Gew,., 
achwammen vollkommen auf dem Wasser, noch deutlicher die 
Lungen allein und einzelne Stücke derselben; sie knisterten beim 
Durchschneiden, enthielten dunkles, schaumiges Blnt, und aus in 
sie gemachten Einschnitten stiegen unter dem Wasser zahlreiche 
Lufthlasen auf; die grossen Blutgefässe, die Mohl-, die Herz-, 
Kranz-Vene und besonders die Lungenrenen enthielten viel dun- 
keles Blut; das Foram. oval. und der Duck, arteriss. Botalli wa- 
ren nach nicht geschlossen. Die sehr grosse, dunkelbranne Le- 
ber bedeckte fast den ganzen Magen, die Nabelvene und der 
Duct, venos. Arant. waren noch offen; der sehr von Luft aus- 
gedehnte Magen und die Harnblase waren leer; das Col. descend, 
enthielt viel Kindspech; die Venae mesaraicae viel Blut. — Die 
17jährige, kleine, zart aber regelmässig gebaute und wohl ge- 
nährte Wöchnerin verrieth bei der nunmehr mit ihr angestellten 
Untersuchung viel Frechheit und Schalkhaftigkeit und Verschla- 
genheit in ihrem Blicke; die Agnition ihres Kindes schien sie 
gar nicht zu rühren, und sie lehnte hartnäckig jeden Verdacht 
seiner Ermordung ab; angeblich war sie in Folge 2maligen Bei- 
schlafes im April vorigen Jahres geschwängert worden, hatte 
Ende Juni und Anfangs August die ersten, in den Jetzten 4 Wo- 
chen aber angeblich gar keine Kindesbewegungen gespürt; die 
Lochien flossen noch, die Brüste enthielten viel Milch, die bei 
gelindem Drücken herausquollz die äusseren und inneren Ge- 
schlechtstheile waren etwas aufgetrieben und schwammig, die 
weite, schlaffe Scheide enthielt schleimig- blutige Feuchtigkeit, 
die Port. vaginal. war weich und wulstig, der äussere Mutter- 
mund aufzetrieben und eingekerbt; das Becken ganz normal con- 
atruirt; die Geburt war vorgeblich leicht und schnell erfolgt, die 
Mutter der Wöchnerin habe das todte Kind in einem Hemde auf- 
genommen und in einen Koffer gelegt, anf die Erde sey es 
nicht gefallen. — Das Gutachten wurde von den Obducenten vor- 
läufig dahin abgegeben, dass das Kind ein völlig ausge-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.