Full text: (10. Band = 1835, No. 1-No. 8)

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V. Gynäkologie und Pädlatrik, 
sind, soll gegen die Degeneration, gegen die Erweichung, ver- 
fahren werden. Dazu hält Verf. den Moschus mit Chinin. sul- 
phur. oder Acid. sulphur, für passend. [v. Gräfe’s und v. Wal- 
ther’s Journ., Bd. 21, Hft. 4.] 
100. Seltene Naturhülfe bei einem Hydrocepha- 
Ius acutus; von Dr. Rızcxu, Bataillons- Arzte in Stendal. Am 
6. Febr. 1834 wurde R. zu einem 14monatlichen Knaben geru- 
fen, der schon seit 6 Tagen krank seyn sollte. Er fand ausge; 
bildete Gehirnentzündung unter der Form von Hydrocephalus 
acutus. Das Kind war stark. genährt und hatte einen starken 
Hinterkopf, besonders da, wo Seiten- und Schlafbeine mit dem 
Hinterhauptbeine zusammenstossen.. Trotz antiphlogistischer und 
ableitender Mittel stieg die Krankheit fortwährend. Am 9. hatte 
sich Knirschen mit den Zähnen und lautes Aufschreien einge- 
stellt, der Kopf war in den Nacken gezogen und der Umfang 
desselben hatte sich in der angegebenen Gegend sehr vermehrt, 
besonders war der Schuppentheil des Schlafbeins nach aussen 
gedrängt. Am 12. kamen zu diesen Beschwerden . noch Convul- 
sionen, stierer Blick und Opisthotonus. Der auf dem Rücken 
liegende Kranke ruhte nur auf Hinterkopf und Nates, Arme und 
Beine waren halb gekrümmt, unbeweglich, bisweilen hörte man 
gellendes Aufschreien, und Mediecin und Getränk wurden hastig 
und gierig verschluckt. Am 13. kam der eigenthümliche Aus- 
schlag an der Stirn, den Schläfen und im Nacken zum Vorschein 
und verlor sich bis zum 16. wieder völlig. In den letzten Ta- 
gen hatte man Tart. bornrat,, Aq. Petrosel. und Elaeos. Junip. 
gegeben, doch war die Urinabsonderung dadurch nicht vermehrt 
worden. In der Nacht zum 16. Febr. floss gegen eine Unze 
heile, wässerige Flüssigkeit aus dem rechten Ohre, worauf am 
16. und 17. alle Zufälle gelinder waren. Der Urin floss reich- 
lich beim Fortgebrauche diuretischer Mittel. Am 18, und 19. 
liess die Urinsecretion wieder nach und die Zufälle erlangten 
die frühere Höhe. In der Nacht zum 20. floss abermals aus 
dem rechten Ohre — der Kopf lag in der letzten Zeit immer 
mehr rechts — Wasser und zwar noch etwas mehr, als am 16. 
Tags darauf hatten alle Zufälle nachgelassen, Rückgrat und Glie- 
der wurden wieder beweglich, der Knabe achtete auf seine Um- 
gebung und der Urin floss reichlich. In der Behandlung wurde 
nichts geändert. In den nächsten Tagen schwanden nun nach 
und nach alle Symptome, der Kopf nahm am Umfange ab, der 
vermehrte Urinabgang dauerte fort und bis zum 1. März war 
Pat. Reconvalescent. 8 Monate später war der Knabe körperlich 
und geistig ganz gesund und auch das Gehör auf dem rechten 
Öhre &9 gut wie auf dem linken. — Dieser Fall dürfte nach 
dem Vrf. dafür sprechen, dass auch bei Hydrocephalus acutus 
Ausleerung des Wassers durch Anbohrung des Hirnschädels noch 
Hülfe bringen könnte, eine Operation, die beim chronischen Wasser- 
kopfe oft mit Nutzen verrichtet worden seyn soll. Sitz des Wassers
	        
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