Full text: (10. Band = 1835, No. 1-No. 8)

IV. Chirurgie and Ophthalmologie. 
lag, an dessen oberem Theile sich ein schwärzlicher Streifen fand, 
den S. von der Uvea gebildet glaubte. Bei erweiterter Pupille 
nahm man rund um die Capsel, die obere Stelle ausgenommen, 
einen schwarzen Rand wahr, und’ das Sehen war viel deutlicher, 
Bei gewöhnlicher Grösse der Pupille erkannte Pat., wenn er 
mit dem Rücken gegen das einfallende Tageslicht stand, grosse 
Gegenstände, doch nur unbestimmt. Lesen konnte er nicht. Sonst 
war der Augapfel, wenn er auch ein wenig nach aussen stand, 
gesund. Das linke Auge war völlig gesund. Da die entzündli- 
chen Folgen der Operation dieses schon einmal verwundeten Au- 
ges wohl mit Recht zu fürchten waren, stellte S. die Prognose 
zweifelhaft. und rieth vorläufig einige Tage leichte Diät und hin- 
ter das rechte Ohr eine span. Fliege an. Den 6. Aug. 1834 
unternahm er, nachdem. die Papille durch Belladonnaauflösung 
gut erweitert war, die Operation, Nachdem er die grade BerR’- 
sche Staarnadel an. der gewöhnlichen Stelle in die Sclerotica ein- 
gestossen, dieselbe diagonal auf die getrübte Capsel gelegt und 
einen kleinen Theil derselben, der nach. aussen. und oben mit 
Orbiculus ciliaris und ÜUvea verwachsen war, gelöst hatte, recli- 
nirte er mit einem Male den Staar glücklich auf den Grund des 
Auges. Die Spitze der Nadel kam frei in die Papille zurück, 
diese blieb schwarz und der Operirte konnte sogleich hell und 
deutlich sehen, Von der Linse war nichts zu entdecken; der 
Staar war ein reiner Capselstaar und die sehr feste Capsel stellte 
eine rundliche, membranöse Scheibe dar, weshalb wohl auch die 
Reclination so gut vor sich ging. Der Operirte bielt das Auge 
sehr ruhig, doch stellten sich gleich nach der Operation Neigung 
zu Ohnmachten und leichte Uebelkeiten ein, die aber, nachdem 
kaltes Wasser getrunken worden war, bald aufhörten. Die Au- 
gen wurden nun mit Heftpflasterstreifen geschlossen, mit einer 
Augenbinde bedeckt und der Operirte zu Bett gebracht. Wider 
Vermuthen stellte sich auch nicht ein Zeichen von Entzündung 
ein. Am 4. Tage konnte S. schon die Pflaster abnehmen. Das 
Sehvermögen nahm (äglich zu, und schon in der 3. Woche er- 
gannte der Operirte grössere Buchstaben deutlich. Ende Augusts, 
wo der Vf. diese. Mittheilung niederschrieb, war die Pupille ganz 
schwarz; doch wie früher nach oben verzogen und die Iris flot- 
tirte ganz Jejcht bei Bewegungen des immer noch etwas nach 
aussen stehenden Bulbus. Das Sehvermögen wurde allmählich 
besser, und es steht zu hoffen, dass es bald die frühere Kraft 
wieder erlangen wird, da dieselbe wehl meistens durch Mangel 
des Lichtreizes und der Uebung beeinträchtigt war. — Dieser 
Fall ist besonders in pathologischer Hinsicht wichtig und bestä- 
tigt die frühern Erfahrungen des Vfs. über die F olgen einer Ver- 
wundung des Linsensystems, Entstanden nämlich nach Verwun- 
dungen des Bulbus durch spitze und scharfe Instrumente Trü- 
bungen der Linse und Capsel, so war die Verletzung so bedeu- 
ltend, dass entweder beide Theile aus ihren Verbinduugen mit 
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