1. Pathologische Anatomie.
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is£ unbekannt — unterlassen, nämlich Exploration der Genitalien.
So hatten die Leiden bis zum 19. Jahre angehalten, els der
Arzt rieth, das Mädchen zu verheirathen, wozu sich denn auch
bald die beste Gelegenheit fand. Obgleich noch nicht men-
struirt, also zur Ehe untüchtig, heirathete das Mädchen einen
jungen, rüstigen, liebenswürdigen, gesunden Mann, der erst nach
der Verbindung erfuhr, dass die Katamenien noch nie zugegen
gewesen: waren. Eben so regelmässig und selbst mit grösserer
Heftigkeit als vor der Verheirathung traten die erwähnten Lei-
den ein, und die Periode erschien nicht. Im 10. Monate der Ehe
wurde K. befragt, Nachdem dieser das Nähere erfahren, auch
vom Manne gehört hatte, dass derselbe seine Fran für regelmäs-
sig gebaut halte, dass er bei ihy den Coitus, wie gewöhnlich,
vollziehen könne, sie aber dabei weder anfangs noch später eben
so wenig ein schmerzhaftes, als angenehmes Gefühl empfunden
haben wolle, auch Zeichen von Zerstörung des Hymen noch nicht
vorgekommen wären, so drang derselbe auf nähere Untersu-
chung. Bei derselben fand er die änsseren Genitalien ganz nor-
mal, das Orificium vaginae beträchtlich weit und vom Hymen
keine Spur. Schon dachte er an ursprünglichen Mangel dessel-
ben, doch bald zeigte sich 2 Zoll hech in der Scheide dasselbe
als feste rigide Membran von fast 2 Linien Dicke ausgespannt.
Da es nur in der Mitte ein rundes Loch hatte, in das man kaum
mit der Fingerspitze eindringen konnte, so erweiterte er durch
4 Einschnitte diese Oeffnung «@, dass nun 2 Finger eingeführt
werden konnten. Die Vaginalportion des Uterus stand ziemlich
hoch, war fast völlig schmerzios und glich an Grösse und Form
einer starken Pflaume, Von Labiis oder Orificio uteri war we-
der mit den Fingern, noch durch den Mutterspiegel Etwas auf-
zufinden, nur schien in der Mitte derselben Fluetuation in der
Tiefe gegen die Höhle des Uterus fühlbar. Die Untersuchung
per anum und durch die Bauchdecken ergab, dass der Uterus
bis zur Grösse einer starken Muskateller- Birne angeschwollen,
hart, unbeweglich und beim Drucke sehr schmerzhaft sey. Dass
hier angeborene Deformität der Vaginalportion des Uterus und
völlige Verschliessung. des Muttermundes, zo wie beträchtliche
Ansammlung von Menstualblut in der Höhle des Uterus vorhan-
den und dadurch das Leiden bedingt werde, war wohl nicht zu
bezweifeln. Da die Frau gerade heftiger, als je litt, so war sie
zu Allem bereit, was ihre Leiden lindern könnte. Perforatiom
des Uterus da, wo die Fluctuation zu fühlen war, schien das
Rathsamete, Der Vrf. unternahm sie mittelst Pharyngotoms und
stach dieses an bezeichneter Stelle beinahe 3 Zoll tief ein, wor-
auf ungefähr 2 Unzen schwarz- violettes , syrupdickes, nicht ge-
ronnenes, auch nicht übelriechendes Blut sich aus der Oeffnung
ergossen und die Schmerzen allmählich ganz nachliessen. Der Aus-
fluss des Blutes dauerte noch 1} Tage fort, der Uterus fühlte
sich kleiner an, und Pat. hielt sich für geheilt. Doch nach 3