56
£ Pathologie, Therapie und medicinische Kilnik.
durch Vereinigung derselben den Hirnbruch zu bedecken, stellte
aher wegen der auf Druck in der Tiefe des Hirns deutenden
Zufälle eine schlechte Prognose. Bei einfachem Druckverbande
auf die Wunde befand sich das Kind wohl, schlief aber viel,
bis endlich am 14. Oct. Abends bedenkliche Zufälle zum Vor-
schein kamen. Das Kind lag mit starren Augen und weiter Pn-
pille da, erkannte aber noch die Umstehenden, schrie bisweilen
plötzlich auf und verrieth im Gesichte tiefes Leiden. Der Kopf
war heiss, Stirn und Wangen roth, der Hals steif, der Athem
ängstlich, der Herzschlag stark, der Bauch gespannt, der Stuhl-
gang verstopft, der Urin feurig, brennend, die Haut schwitzend
und in den Kxtremitäten, besonders den Armen, fanden sich
krampfhafte Bewegungen. Durch kalte Umschläge auf den Kopf,
Nitrum und Arnica trat am 15. Oct. merkliche Besserung mit
wiederkehrendem Bewusstseyn ein, doch kehrten schon Tags
darauf alle Zufälle mit neuer Heftigkeit zurück, der Sopor war
ganz tief, die Zuckungen wurden stärker und stellten sich auch
im Gesicht und in den Füssen ein, wodurch diese manchmal
an den Unterleib und die Fusssohlen einwärts gezogen wurden,
Am 17. war wieder einiger Nachlass zu bemerken, doch nur
auf kurze Zeit, denn schon am 18. erfolgte unter Fortdauer obi-
ger Zufälle der Tod. 18 Stunden nachher ergab die Untersu-
rhung des Kopfes Folgendes: Die Ränder der Knochenwunde
waren ziemlich scharfkantig, die Dura mater war zu einem Sa-
cke ausgedehnt und überzog den hervorgetretenen Hirntheil, war
aber von da bis zur Falx cerebri feat mit dem Hirn. verwach-
sen; die Hirnvenen fanden sich alle mit Blut überfüllt ; im Grunde
der Schädelhöhle und im Rückenmarkscanale zeigten sich einige
Unzeu grünliches Wasser; die Hirnmasse war sehr gefässreich
und ziemlich erweicht und zwar rechts mehr, besonders der
durch die Knochenwunde getretene Theil, hinter dem auch ei-
nige Verhärtungen waren; im rechten Seitenventrikel fand sich
viel Wasser, auch freier Eiter und braune; wie geronnenes, tro-
ckenes Biut aussehende Massen, die sich besonders um 2 Ge-
schwülste angeseizt hatten, Dies. waren 2 frei liegende, nur
unten mit dem Grunde des rechten Seitenventrikels in der Ge-
gend des Eintritts des Pedunc, cerebr. verwachsene, schwarz-
gelbe, hühuereigrosse Eitersäcke, beide mit einem aussen rau-
hen und fasrigen, innen glatten und fast serösen, gefässreichen
Balge überzogen, der am obern, äussern, etwas grössern Sacke
viel dünner, als am andern war. . Beide Eitersäcke standen nicht
mit einander in Verbindung, sondern waren durch eine. Scheide-
wand getrennt und enthielten viel grünlichen, doch nicht übel-
riechenden Eiter. Sonst sah man im Hirn nichts Krankhaftes. —
Was den ersten. Fall betrifft, so lässt sich die Krankengeschichte
bei mangelhafter Anamnese mr unvollkommen darstellen. Wahr-
scheinlich war durch die Gewaltthätigkeiten ein Knochenbruch
im linken Seitenwandbeine entstanden, der aber nicht entdeckt