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V. Psychiatrie,
und 65 starben, — Verf, fand die Erfahrung bestätigt, dass die
Möglichkeit der Heilungen mit der Jängern Dauer das Leidens
sich immer mehr vermindert. — Bei 37 Irren lagen moralische
Momente zum Grunde; bei den meisten aber somatische Causal-
momente, als Trunk, Omnanie. Günstige Zeichen waren Fettwer-
den und Traurigkeit im Beginn der Genesung; aber das .Fett-
werden allein war der Vorläufer des unheilbaren Blödsinnes. - Die,
welche mit dem Leben hüssten, litten meistens an Abzehrung
und Wassersucht, namentlich an Hydrothorax. — Der behan-
deinde Arzt fasste stets das obwaltende somatische und psychi-
sche Wechselrerhältniss ins Auge, suchte die somatischen Reflexe
mit nicht ermüdender Aufmerksamkeit auf und behandelte sie,
ohne die psychische Leitung nach Individualität, Stand, Erziehung,
Art der Seelenstörung u. 68. w. zu vernachlässigen, nach den
Grundsätzen der Therapie. Jedoch gab es viel Recidive. [Med,
Zeit. v. d. Vereine f. Heilk. in Preussen, 1834, Nr. 12.] (Fr.)
34. Seelenstörungen durch Metastasen geheilt;
vom Hofmedicus: Dr, Brück in Osnabrück. 1) Der 16jährige
Sohn eines ‚Tischlers, zart gebaut, blond, von einer hysterischen
Mutter verzärtelt, kam Ostern 1833 zu einem‘ Kaufmann in die
Lehre, Hier fielen die gewohnten mütterlichen Zärtlichkeiten
weg und die karge Hausmannskost wollte dem Burschen nicht
recht behagen, doch richteten ihn die Tröstungen der Mutter
immer wieder auf, Am 27. Sept, 1833 kam aber diese zu dem
Verf. und klagte, dass der Knabe irre rede. B. fand ihn still,
mit unsicherem, irrem Blicke im elterlichen Hause sitzen, die
Zunge war leicht bewegt, und er klagte über Eingenommenheit
in der Stirngegend und Schmerz im MHinterhaupte, Der Puls
war härtlich, nicht eben frequent, der Schlaf traumvoll, unter.
brochen und Appetit fehlte. Die Antworten auf die vom Verf,
mit Nachdruck an ihn gerichteten Fragen waren einsylbig, doch
richtig, dagegen aber beantwortete er die Fragen der Mutter ganz
unsinnig, und durch alle seine Aensserungen, so unsinnig sie auch
waren, klang der, wenn gleich nicht energische, Wille vor, sich an
der Fran seines Principals zu rächen. Er erhielt zunächst ein
Brechmittel, worauf er nur ein Mal mehr gewürgt, als gebrochen
hatte, doch war er Abends bernhigter und liess keine bestimmten
Klagen hören. Tags darauf brachte ein Inf. Senn. mit Sal amar.
und, Syr. rhamni nach unruhiger Nacht zuerst reichliche Auslee-
rungen verhärteter, schafkothähnlicher Fäces und dann wässerige
Stuhlgänge hervor, Die Zunge war belegter, der Puls härter,
frequenter und die Wärme gesteigert. Das Irrereden hatte fort-
gedauert. Er wurde bei antiphlogistiachem Regime im Bette ge-
halten. Am 3, Tage zeigte sich an der innern Seite des rechten
Oberschenkels eine handgrosse Entzündung und allgemeines Ge-
fässfieher. Am 4. Tage war beides gesteigert, und am 5. brach die
entzündete Stelle auf und entleerte eine grosse Menge gelben
Eiterg mit vielem Blute, womit das Fieber nachliess und der