Full text: (9. Band = 1834, No 17-No 24)

12 VI. Thierarzneikunde. 
sekörnern, welche abwechselnd ihre Gestalt und Grösse ändern. 
Die Oberfläche ist oft körnig, wie die Frucht des Himbeerstrau- 
ches (daher Frambo&sia); oft zeigen sie die Härte und Consistenz 
von platten Warzen, von denen nicht selten mehrere zusammen- 
hängen. Die Oberhaut über den Tuberkeln ist gespannt, und, 
wenn sie platzt, so sickert eine verschieden gefärbte, jauchige, 
übelriechende zähe Flüssigkeit aus, welche Jucken und die Haare 
ausfallen macht und die Hant ätzt. Zweites Stadium: die Tu- 
berkein entwickeln sich tiefer, erstrecken. sich in das Zellgewebe 
der Muskelscheiden und ergreifen die Drüsen und Lymphgefässe 
der Leisten, des Gesässes und des Netzes, selbst den Darmcana} 
und die sämmtlichen Schleimhäute desselben. Letztes Stadium: 
die Knochen werden cariös, der Athem und die Ausdünstung stin- 
kend, aus den Nasenlöchern fliesst eine seröse, sehr übelriechende 
Materie, das‘ Fieber steigt; der Durst wird heftig; zuletzt tritt Ma- 
rasmus, gänzliche Abmagerung und der Tod ein. — Gute Consti- 
tution des Thieres, mässiges Klima und kühle, nicht zu heisse Wit- 
terung, möglichste Reinigung der ergriffenen Theile und zweckmäs- 
sige Behandlung gestatten eine bessere Prognose. Mittel, welche 
die Säfte verdünnen und die Thätigkeit des Lymphsystems aufre- 
gen, z. B. Spiessglanz, Eisenpräparate, Terpentinöl, mit Lein - und 
Baumöl und Eibischpulser, haben innerlich ihre Heiltugend bewährt. 
Aeusserlich sollen die tuberkulösen Stellen gebäht und eingerieben 
werden, z. B. mit Weingeist, 6 Loth, ätzendem Quecksilbernieder- 
schlag 20 Gran, rothem Alaun 2 Quentchen, welches digerirt und 
täglich Zmal als Waschwasser gebraucht wird. — In den Leichen 
solcher gefallenen Thiere fand man die Tuberkeln beim Durchschnei- 
den speckartig, hart und compact; die verdickte Oberhaut selbst 
mit kleinen Tuberkein besetzt, welche beim Drucke und nach dem 
Aufschneiden eine röthliche und graue Feuchtigkeit entleerten, die 
eigenthümlich und übel roch. Die Haut war verdickt, rissig, hart 
und speckartig, vorzüglich da, wo Zellgewebe die Haut mit den un- 
terliegenden Theilen verbindet; im Zeilgewebe des Netzes, Gekrö- 
ges, überhaupt im Bauch- und Brustfelle fanden sich gelbe oder 
weisse Fettklumpen; Drüsen und Gefässe waren in eine weissliche, 
fettartige Masse verwandelt; in den Drüsen kleine isolirte Körnchen; 
in der Leber, Milz, Lunge tuberkulöse, und im Zellgewebe scirrhö- 
se, käseartige Massen und dasselbe auch in der Leber, Milz u. 8. W. 
Muskeln, Knorpel und Bänder u. 8. w. waren mitunter in Faserknor- 
pel verwandelt. — Also ist die Frambo&sia nicht bloss Hautkrankheit 
und hat einige Aehnlichkeit mit den Pians in Neuguinea, Amboina, 
den Yaws in Schottland, dem Sibben in Norwegen und sämmtlichen 
Haut - und Lymphenkrankheiten, Uebrigens ist das Uebel anste- 
ckend, kann oft wiederkehren, scheint auf die Jungen überzugehen 
und bedarf, ‚zum wirklichen Ausbruche , eine bestimmte Entwicke- 
Inng des Körpers, [Med. Jahrb. d. k. k. österreich. Staates. 1834, 
Bd. 15. St. 2.1] (Y—t.) 
Verlag von Leopald Voss in Leipzig
	        
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