Full text: (9. Band = 1834, No 17-No 24)

MH 
V. Stautsarzneikunde, 
seren Genitalien; die welke, faltige Bauchhaut mit gelblichen 
Streifen und narbenähnlichen Runzeln; der Lochienfluss; die Auf- 
gedunseıfkeit und Geschwulst der Genitalien; die weiche, schlaffe, 
geschwollene Beschaffenheit des noch offenen und eingekerbten 
Muttermundes; die Abwesenheit des Schambändchens und die 
Milch in den Brüsten. — 1, Anna W.hat in dem 3. Schwan- 
gerschaftsmonate geboren: denn die Brüste waren grös- 
ser und voller als bei Ungeschwängerten, die Warzen verlängert 
und von einem dunkein Hofe umgeben und die Milchgefässe und 
Brustdrüsen so entwickelt, dass sie bei gelindem Drucke schon 
Colostrum secernirten. Die in der 9. Schwangerschaftswoche 
noch sichtbare Membrana decidua reflera Hunt. war mit dem 
Nabelbläschen verschwunden, und es hatte sich eine Placenta ge- 
bildet von oraler und platter Gestalt, wie sie im 3. und 4. Schwan- 
gerschaftsmonate zu seyn pflegt. . Nur ein 3monatlicher Embryo 
kann 2} bis 3 Zoll lang und 3 Drachmen schwer seyn; nur in 
dieser Kpoche des Uterinlebens ist der Hals bloss angedeutet 
und so kurz, dass das Gesicht in den obern Theil der Brust 
überzugehen scheint; nur zu Ende des 2. und zu Anfange des 
3. Monats ist der 4—5 Linien lange Nabelstrang noch nicht spi- 
ralförmig gewunden, sondern hat die Form eines Trichters, des- 
sen Basis dem Bauche des Embryo entspricht, wie auch der An- 
satz der Knochenkerne, stärkere Entwickelung der obern Glied- 
maassen im 3. Monate Statt findet, während die im 4. Monate 
schon unterscheidbare Genitalbildung noch immer undeutlich er- 
scheint. — 11L Eine Procuratio abortus dolosa ist im 
vorliegenden Falle nicht mit apodiktischer Gewiss- 
heit auszumitteln. Inquisitin ist ledigen Standes, 26 Jahre 
alt, gesund, robust und gebrechenlos, seit dem 13. Jahre re- 
gelmässig menstruirt und hat 3 Mal leicht geboren. Es ist da- 
her anzunehmen, dass Inquisitin die Erscheinungen einer begin- 
nenden Schwangerschaft und einer eintretenden Geburt genau 
kennen musste und also die, den angeblichen Eintritt ihres Ge- 
blüte begleitenden Schmerzen nach ihrem Sitze, ihrer Ausdeh- 
nung und ihrem Verlaufe von einfachen Menstrualkrämpfen un- 
terscheiden konnte, Da weder an den Genitalien und dem übri- 
gen Körper, noch an dem Psychischen der Inquisitin, wie auch 
nicht im befruchteten Ei eine Schädlichkeit auszumitteln war, 
welche einen zufälligen Ahortus herbeizuführen im Stande gewe- 
sen wäre, so wird die absichtliche Fruchtabtreibung wahrschein- 
lich. Unterstützt wird dieser Verdacht durch den schlechten 
Ruf, in welchem Inquisitin steht, durch ihre Aussage, vor 9 Wo- 
chen den Beischlaf gepflogen und seitdem die Menstruation verloren, 
und an ihre Schwangerschaft geglaubt und gezweifelt zu haben, wie 
wüch durch ihre Aeusserung (als ihr von einem Landarzte bloss 
Chamillenthee verordnet wurde), dass sie sich schon selbat hel- 
fen würde, und durch das vorgefundene Gläschen mit Terpen- 
Li.6l. — Dagegen darf man aber auch nicht vergessen, dass 80-
	        
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