196 :1V. Gynäkologie und Pädiatrik.
nicht, weder war bei dem Erkrankten eine vorhergegängene Ar-
steckung nachzuweisen, noch ging dieselbe auf andere mit den
Kranken in Berührung kommende Individuen über: auch be-
darf es, um das Erscheinen der Krankheit zu erklären, der An-
nahme von Ansteckung nicht; wäre sie ansteckend, so würden
nicht bloss Kinder, besonders in feuchten Gegenden und unter für
die Gesundheit ungünstigen äussern Verhältnissen überhaupt, die
das vegetative Leben schon lange zuvor beeinträchtigten, davon er-
griffen. Darans erklärt sich auch der meist unglückliche Ausgang;
denn man hat es hier nicht mit einer beginnenden Krankheit, som-
dern mit dem Culminationspunkte eines bereits tief wurzeilnden Ue+-
bels zu thun. Für Scorbut kam sie P. nicht halten, da andere
Zeichen des Scorbuts bei Noma fehlen, wenn gleich beide Krank-
heiten aus denselben Ursachen hervorgehen können. Endlich fin-
det P. den Namen Wasserkrebs unpassend, der dem holländi-
schen Waterskansker (was aber Wagserchanker heisst) nach-
gebildet ist; da die Krankheit weder mit Krebs, noch mit Chanker
Aehnlichkeit hat, auch dabei von Wasser gar nichts zu bemerken
ist, und man ja dadurch leicht auf die irrige Vermuthung geführt
werden kann; als wenn sie besonders häufig auf der See vorkäme;
der Name Wasserkrebs bezeichnet. also weder das Wesen, noch die
Veranlassung der Krankheit , und es ist daher besser, bei dem ein.
fachen Noma zu verbleiben. — [v. Siebold’s Journ. etc., Bd. XIV,
St. 1, 1834| (L—t.) ;
240, Ueber den Scheintod neugehorener Kin-
der; vom Prof. Dr. RossuırT zu Erlangen. Die Rettung des
scheintodten Kindes hängt sehr oft von schneller Erkennung der
Ursachen des Scheintodes und von der darauf gestützten richtigen
Behandlung ab. Nach Masıvs geht der Scheintod entweder vom
Gehirn, oder vom Gefässsysteme aus; MerıssnerR sucht ihn noch in
dem zu lange bestehenden Mangel an Oxygen. GIiRTANNER klagt
Druck auf den Nabelstrang an; so auch WenDt. Henze tritt im
Allgemeinen dieser Ansicht bei, nennt aber auch noch durch Krank-
heit der Schwangern begründete Schwäche der Kinder. NeureuDt
spricht von Asphyzia pulmonalis, cardiaca und cerebralis, je nach-
dem Hindernisse der Respiration und im Kreislaufe, oder Betäu-
bung des Nervensystems, durch anhaltenden und zu starken Druck
auf den Kopf und bedeutende Dehnung des Rückenmarks: veran-
lass t, der Asphyxie zu Grunde lagen. Vom den 3 Ulassem des
Schteiatodes, welche Men»er statoirt, geht die erste: von dem ge-
sammten Nervensysteme der Frucht unmittelbar aus; die zweite
bloss vom Gehirne und die dritte von fehlerhaften Organen, ohne
deren Integrität und Thätigkeit sich beim Neugeborenen der Ein*
Auss des Nervensystems anf den übrigen Körper nicht äussern
kann. Diese Organe sind die der Respiration und des kleinen
Kreislaufes. — Die vorzüglichsten Quellen der Krankheitserschei-
nungen und alse auch des Scheintodes der Neugeborenen liegen
1) im der krampfhaft werdenden Bildungsthätigkeit.beim Fötus;