Full text: (9. Band = 1834, No 17-No 24)

32 I Chirurgie und Ophthalmologie, 
fen , dass überhaupt hier die Durchschneidung der Achillessehne 
nicht angezeigt gewesen sey, da Möglichkeit vorhanden war, die 
Form des Fusses durch Apparate wieder herzustellen, so über- 
sehe man nicht, dass in allen drei Fällen ein lange danerndes 
Verfahren ganz unanwendbar gewesen seyn würde, und dass in 
Hiusicht auf das Resultat die bloss mechanische Behandlung kei- 
nen Vorzug verdiene, indem bei Durchschneidung der Sehne 
dieselbe Brauchbarkeit und Beweglichkeit erlangt wird. Viel- 
Jeicht ist diese noch deshalb vorzuziehen, dass dabei ein Rück- 
fall minder wahrscheinlich ist. Wie gross aber die Neigung 
zu Rückfällen bei Contracturen der Füsse ist, und welche fortge- 
setzte Aufmerksamkeit nöthig ist, um sie zu verhüten, ist hin- 
reichend bekannt. Die Cur hebt wohl vielmals die Deformität, 
das Gleichgewicht zwischen Flexoren und Extensoren wird aber 
nicht immer völlig wiederhergestellt, und so suchen die stärke- 
ren Wadenmuskeln das Uebel immer von Neuem wieder hervor- 
zubringen. Die Zwischensubstanz der durchschnittenen Sehnen 
aber verliert, wie andere Narben, mit der Zeit die Neigung, sich 
zusammenzuziehen, und hemmt die übermässige Thätigkeit der 
Muskeln, olıne die Beweglichkeit des Fusses zu beeinträchtigen. 
— Die Fälle selbst sind folgende: I. Ein jetzt 7Zjähriger Knabe 
wurde mit Klumpfüasen geboren. Durch fortwähreude chirargi- 
sche. Behandlung und Aufsicht wurde die Form der Füsse ge- 
bessert, besonders die .des linken, während der rechte immer 
mehr verkrümmt blieb. Da der linke ziemlich zu brauchen war, 
sah St. nur auf den rechten. Der äussere Fussrand, war stark 
nach unten gerichtet, die Fussspitze nach innen und unten, der 
Unterschenkel sehr abgemagert und die willkührliche Beweglich- 
keit des Fusses sehr unbedeutend, doch konnte der Fuss mit 
geringer Anstrengung in die natürliche Richtung gebracht wer- 
den. Der Gang war sehr unvollkommen: während der Knabe 
mit der ganzen Sohle des linken Fusses, die Fusspitze jedoch 
nach innen gerichtet, auftrat, konnte er nur sehr leicht auf dem 
äusseren Rande des rechten Fusses seinen Stützpunkt nehmen, 
um fortzuschreiten. Da die bisher benutzten Apparate wenig ge- 
fruchtet hatten und nene Versuche den Verhältnissen nicht ange- 
messen waren, schlug Sr. vor, die Achillessehne zu durchschnei- 
den, um so die Thätigkeit der Flexoren und KExtensoren in’s 
Gleichgewicht zu setzen, und unternahm die Operation ganz wie 
am oben angegebenen Orte mitgetheilt wurde, am 26. Aug. 1832, 
Um die durchschnittenen Sehnenenden mit einander in Berüh- 
rung zu erhalten, wurde eine schwache Bleischiene angelegt. Die 
kleinen Hautwunden heilten durch die erste Intention. Am 5. 
Tage war Verklebung der Sehnenenden 8o weit eingetreten, dass 
die Bewegungen des Fusses sich wieder dem obern Knde mit- 
theilten. Wenn es auch nicht zn bezweifeln. war, dass bei ei- 
nem so jungen Subjecte die Zwischensubstanz eher fester wer- 
den ‚würde, als bei Erwachsenen, so begann Sr. doch ihre Aus-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.