V. Gynäkologie und Pädiatrik.
zen, doch war kaum der Finger zurückgezogen, als starke Blu-
tung folgte. Da sich krankhafte Veränderungen nicht fandeti,
wurde ein Mutterkranz vorgeschlagen, doch dieser Vorschlag
hicht angenommen, Man befragte nun einen andern Arzt, der
die gleiche Diagnose angab, ein Pessarium aber nicht anwenden
wollte, sondern 8 —— 10 Wochen stärkende krampf- und blutstil-
Jende Mittel innerlich und äusserlich verordnete, besonders fer-
rum carbonicum und Kisenbäder, wonach sich Pat, erholte, die
Blutungen, wenn auch nicht ganz, doch grösstentheils wichen,
und man annahm, dass der Uterus durch die stärkende Behand-
kung in die normale Lage zurückgegangen sey. Als die Frau
wieder in ihre Heimath gebracht werden sollte, bat man den
Vıf., sie zu untersuchen. Ev fand dieselbe Vorwärtsbengung
wie früher, doch schien der Uterus sn Umfang zugenemmen zu
haben, und der Grund Konnte nicht mehr. in die Höhe gehoben
werden. Pat. reiste, mit Mitteln und Vorschriften versehen,
hach Hause, doch schon nach 4 Wochen erhielt J. die Nacht-
richt, dass sie wieder starke Blutungen um die heftigsten
Krampfbeschwerden ungeachtet aller vom Hausarzte angewandten
Mittel gehabt habe, weshalb man um den vorgeschlagenen Mut-
terkranz bat und zugleich anfragte, ob die Kranke nach Berlin
gebracht werden dürfe. J. schickte einige Pessarien und schlug
dem Hausarzte Mehreres vor. Nach einigen Wochen meldete
man, dass keine Pessarien hätten eingebracht werden können,
weil der Uterus nicht in die Höhe zu bringen gewesen wäre,
dass sich aber Pat. jetzt ganz wohl befinde und von Schmerzen
und Blutungen ganz befreit sey; es habe nämlich eine Heb-
amme Kinreibungen und Kränterbäder mit so günstigem Erfolge
angewendet, dass die Gräfin schon olme Nachtheil mehrere Rei-
sen gemacht, nd die Periode wie gewöhnlich und ohne Schmer-
zen sich eingestellt habe. Später traten jedoch die alten Zu-
fälle, wenn auch ohne Blutungen, ein. Pat, reiste mach Ber-
lin, wurde dort längere Zeit olme Erfolg behandelt und braucht
woch‘ jetzt die ihr vorgeschriebene Cur. — IM. Kine 42jährige
Fran, Mutter von 4 Kindern, noch menstruirt, im 14. Jalre
verheirathet und bis zur letzten Entbindung immer gesund, ver-
fiel nach dieser in 3monatliche Nervenkrankheit, veranlasst durch
eine zu ‚frühe Reise bald nach ihrer Entbindung. Seitdem litt
sie oft an Durchfällen und hysteriachen Beschwerden; seit 5 Jahr-
ren nach dem Falle von einer Treppe kn Rückwärtsbeugumg
und Senkung der Gebärmntter und sehr heftiger Blutimg, den
heftigsten bald krampfhaften, bald’ entzündlichen Schmerzen im
Unterleibe und starkem Durchfalle während jeder Menstruatiot,
die fat regelmässig alle 27 — 28 Tage eintrat; schr selten niy
9 -— 12, meist 14 — 18- Tage anhielt‘ md’ die Frau möthigte,
Tag und Nacht mit erhöhtem Kreuze anf einem‘ Sopha zei lie-
gen. Kratzt€ sie sich während der pröfusen Menstruation ir-
gendwo zur leicht, so floss das Blut sogleich aus dieser Stelle,