Il. Chirurgie und Ophthalmologie, Rn
der Spalte nicht ab, um nicht Substanz zu vergeuden, da zu
einer Vereinigung der Ränder an diesem Orte doch keine Aus-
sicht vorhanden war. Nachdem die Blutung durch Ausspülen des
Mundes mit kaltem Wasser gestillt worden, zog er den obersten
Draht durch, dann in regelmässigen Zwischenräumen dem zwei-
ten, darauf den dritten und endlich den vierten zu Anfang der
Basis des Zapfens. Nun wurden die einzelnen Drähte zusam-
mengedreht; aber noch war die Spalte nicht halb geschlossen,
als schon beide Mällten des Gaumensegels sich so stark anspann-
ten, dass man mit dem Zusammendrehen anhalten musste. Man
durchschnitt nun den Gaumen an beiden Seiten, worauf die Spal-
tenränder durch jenes Drehen in einige Berührung gebracht‘ wur-
den. Die Patientin hatte wohl über 4 Pfund Blut verloren, Nach-
dem der Mund gesäubert worden, schnitt man von jedem Drahte
go viel ab, dass 3 Windungen stehen blieben, drehte einen je-
den mit einer Kornzange nochmals um seine Achse und bog sie
alle nach oben, um die Zungenwurzel gegen Reizung zu schü-
tzen. Man sah nım nirgends eine Spannung, brachte die Kranke
zu Bett, liess den Mund mit kaltem Wasser ausspülen und Frucht-
eis und dünne Hafergrütze essen. — Die Kräfte der Kranken
schienen ganz geschwunden; der Puls war klein, kaum fühlbar,
nd es entwickelte sich ein schleichendes Fieber, von einem frie-
selartigen Ausschlage begleitet. Das anfangs sehr entzündete
Gaumensegel wurde bleich, die Ränder der Seitenöffnung ver-
änderten sich wenig, es zeigte sich wenig Granulation, wie üp-
pig sie auch sonst hervorzuschiessen pflegt; ein kleiner Streifen
des Randes ward sogar livid und stiess sich später ab. . Am 4%
Tage entfernte sich die oberste Naht, welche durcheitert war;
allein die beiden untersten hatten eine schmale Vereinigung der
Ränder bewirkt, weshalb sie den 6. Tag herausgenommen wur-
den, indem man sie mit der Schere durchschnitt. Mit der Ver-
besserung des Altgemeinhefindens bei einer gelind stärkenden
Behandlung und der Belebung der Wundränder durch Kanthari-
dentinetur stellte sich bald eine üppige Granulation ein, welche
die ganze Wunde bis auf die Oeffnung im harten Gaumen schloss.
Die Ränder erwähnter Oeffnung wurden öfter mit Kanthariden-
tinctur bestrichen und gewannen binnen mehrern Monaten so viel
Substanz, dass das Loch die Grösse einer Erbse hatte und durch
eine kleine goldene Gaumenplatte von # Linien Länge und 3 Li-
nien Breite geschlossen werden konnte. Dieses Plättchen ward
mittelst eines Drahtbalkens und einer feinen Goidblechklammer um
einen Backzahn befestigt und deckte die Oeffnung Juftdicht, wäh-
rend durch das Aetzen der Ränder noch mehr Substanz gewonnen
wurde. — Die Sprache hat sich sehr gebessert, und man hofft,
dass sich die Oeffnung noch ganz schliessen werde. [Med, Zeit. v,
d. Vereine f. Heilk. in Preussen, 1834, Nr. 12.) (Fr.)
22, Die Urethro-Cysteolaparatomie. Ein Beitrag
Operation des Steinschnittes ; vom Prof. Manor in Greifs-
Zur