35%
V.. Gynäkologie und Pädlatrik.
schmerzlose Ulceration; die nichts desto weniger, gleich den pha-
gedänischen Geschwüren des Gesichts, die Gewebe zerstört. Ob
diese letztere Affection wahrhaft cancrös sey, ist für den Prak-
tiker fast gleichgültig; denn stets und rasch muss er sich hier
dem Uebel widersetzen, bei welchem, besonders wenn die Kran-
ken nervös sind, die. Schmerzen ‚und der schreckliche Ausgang
nur zu bald erscheinen. Zuweilen nehmen diese Schmerzen einen
intermittirenden Charakter an und kehren etwa alle 53—6 Wochen
wieder. In manchen Fällen erscheint die allgemeine oder theil-
weise Auschwellung der Gebärmutter mit weichen, schwammarti-
gen Vegetationen complicirt, welche leicht abzureissen sind, die
Scheide ausfüllen, selbst über sie hinausreichen, bei der gering-
sten Berührung bluten, und eine so grosse Menge Materie abson-
dern, dass 50 — 60 Servietten täglich davon nass werden. Diese
Secretion ist stinkend und excoriirt die Schenkel, selbst wenn man
diese durch Fett geschützt zu haben glaubt. Merkwürdig ist es
hierbei, dass, mit Ausnahme eines Gefühls von Druck im Becken,
and eines geringen Schmerzes in den Lenden, die Frauen fast gar
nicht zu leiden scheinen, indem. sie wohlbeleibt und bei blühen-
der Gesichtsfarbe bleiben. L. glaubt, dass unter diesen Umstän-
den das Uebel anfänglich nicht cancrös ist, in seinem Verlaufe
aber diesen Charakter leicht annimmt, worauf denn auch die
Schmerzen bald eintreten. — Drei Fälle dieser Art hat L. geheilt.
Die schwammige Vegetation fiel von selbst ab, und die Genesung
war vollständig. — Hat es L. mit derartigen Affectionen von zwei-
Felhafter Natur zu thun, und erlaubt ihr beschränkter Umfang Auf-
schub, so versucht er erst, die Anschwellung zu heben; werden
die Frauen durch die reichliche Secretion und die dazu kommen-
den Hämorrhagieen sichtbar schwach, so sucht er die weichen Ve-
getationen grossentheils mit dem Finger zu zerstören, worauf er
cauterisirt. Zwei Mal musste er wegen heftiger Entzündungs-
zufälle die Cauterisation einstellen; bei einer andern Frau brauchte
er bei dieser Behandlung 2} Jahre zur Herbeiführung der Ge-
nesung; bei 2 andern endlich ward diese schnell erreicht, und
nur die Anschwellung dauerte noch einige Monate. Bleiben in-
dess alle diese Mittel fruchtlos, oder wird die Ulceration als
cancrös erkannt, dann kann zwar die von vielen Aerzten empfoh-
jene Cauterisation, namentlich wenn das Uebel in die Fläche
und Tiefe nicht sehr ausgedehnt ist, von Nutzen seyn; im ent-
gegengesetzten Falle aber, und vollends wenn der Körper des
Uterus mit ergriffen wird, kann nur die Amputation des Mutter-
halses das Leben retten. — Bei dieser Gelegenheit zeigte L. an
einer Leiche, dass, wenn man das Perinäum etwas einschneidet,
lie Gebärmutter tief genug herabsteigt, damit ınan den innern
Theil der beiden Mutterbänder bloss legen, und ‘die in diese
zehende Arterie unterbinden kann. Hierdurch dürfte man die
Unterbindung dieser Bänder in Masse, und zugleich eine der
häufigsten Ursachen der nach dieser Operation entstebenden Pa-