JIL . Materia medica und Toxikologie. 851
der Kopfschwarte- ab; von der Oberhaut bis auf den Knochen
waren die Weichtheile in schwärzliche, übelriechende Masse ver-
wandelt, die mit ihrer untern Fläche auf der obersten Knochen-
platte sehr fest aufsass. Diese Knochenlamelle hatte sich im
ganzen. Umfang der trichterförmigen Geschwulst mit abgelöst,
war weiss, ungefähr 4’ dick, biegsam, zirkelrund und betrug. im
Durchmesser 2 Zoll, in der Peripherie 6 Zoll. Die Weichtheile
hatten im Durchmesser 3 Zoll 3 Linien, in der Peripherie aber
über 10 Zoll. Unter einfachem Verbande mit trockener Charpie
wuchsen die Granulationen vom gesunden Rande aus: eben so
schnell hervor, als sich der Sphacelus nach innen ablöste,.'so
dass, als das brandige Stück abgefallen war, nur ein kleiner Theil
des Knochens noch nicht mit Granulation bedeckt war. Völlige
Heilung trat erst, ohne besondere Zufälle, nach mehreren Wochen
ein und noch in vielen Jahren wird eine grosse, haarlose Stelle
an diese Ableitung erinnern. — Die Wirkung der in Rede ste-
henden Salbe auf. die Haut ist nach in- und extensiver Stärke
der Einreibung verschieden, lässt sich aber im Allgemeinen als
die der Entzündung mit ihren verschiedenen Ausgängen-amreli-
men. Je nach dem Grade der Kinreibung--und andern, nicht
immer genau zu ermittelnden ursächlichen Momenten. kann die
durch. diese Salbe‘ gesetzte Entzündung sich, wie jede andere
Entzündung überhaupt, endigen «) in Zertheilung, &) in Aus-
schwitzuug — Bildung von Bläschen, die denen des Friesels
ähnlich sind. Wird aber die Einreibung stärker gemacht c) in
Kiterung, Pustelbildung — die bei fortgesetzter Einreibung sich
bis zur Geschwürbildung und oberflächlichem gangränösem Ab-
sterben und Ceries steigern kann; d) in Verhärtung, was schon
ein seltener Ausgang ist; ec) in Brand. . Dieser Ausgang ist all-
gemein bekannt,. wenn er sich aus Pustel- und Geschwürbildung
entwickelt, ist dann mehr oberflächliches Absterben der Leder-
haut und des Zellgewebes, und nur bei bedeutender Vernachläs-
sigung werden noch Muskeln und Knochen ergriffen. In diese
Rubrik gehört aber der mitgetheilte Fall nicht, da die gangrä-
nöse Zerstörung sich nicht erst aus der Pustelbildung entwickelte,
wondern in Folge 6tägiger Einreibung der Salbe anf einfache
Intumescenz der Kopfschwarte sogleich entstand und Oberhaut,
Corium , Zellgewebe, Muskeln, Periosteum und einen Theil des
Knochens zugleich ergriff. Der Vrf. konnte nirgends einen ana-
logen Fall finden und glaubte ihn daher der Seltenheit. wegen
bekannt machen zu müssen, Ks dürfte aber auch als Warnung
von Nutzen seyn, diese Salbe, die gewiss unter die kräftig-
sten Mittel des Arzneischatzes gehört, nur unter wiederholter
eigener Untersuchung ihrer Wirkung anzuwenden. Auch mag
die Einreibung in der Mitte des Hinterhaupts, wo die Haut
fest über den Knochen liegt, und also bei entzündlicher Spannung
leichter, als sonst wo, heftige Schmerzen und alle Zulälle der
Einschnüruug und des Brandes eutstehen können, diesen Ausgang