318 IL Pathologie, Therapie und: mediceinische Klinik;
Winter 1832 kränkelte das Mädchen, und im März wurde B. zur
Mitbehandlung zugezogen. Die Kranke: war durch secrophulöse
Kachexie sehr herunter gekommen: und hatte.,an beiden Halssei-
ten. 80 grosse Drüsenauschwellungen , dass sie nahe am Kopfe
wie starke Fäuste hervorragten. Auch zeigten sich Fiehbersymp-
tome, als aber B. den Puls untersuchen wollte, fand er keine
Spur desselben und zwar nicht nur. in den Radialarterien,; son-
dern‘ auch in allen übrigen äusserlichen Verzweigungen des Ar-
teriensystems. In den Karotidenstämmen fühlte man schwäches
Pulsiren , synchronisch mit dem ziemlich lebhaft schlagenden Her
zen, doch ohne Palpitation. Die Kranke hatte leichten Husten,
war aber frei von Athmungsbeschwerden und Angst, Die ‚Farbe
war bleich,. doch nirgends blau und Lippen und Zunge reth.
Die Hauttemperatur normal. Die Kachexie verlar sich. allmählich
wieder, die Drüsengeschwülste verminderten sich, :die-Kräfte nah-
men zu, die Menstruation aber: trat nicht: ein, KEinige Monate
später stellte sich ein Anfall von Morbus: maculosus mit; starken
Blutungen aus einem lividen Fleck‘ am. Gaumen. ein, wurde je=
doch durch Mineralsäuren und stärkende Mittel‘ geheilt: Fünf.
Monate nachher sah B. die Genesenei ie hatte frische .Ge-
sichtsfarbe, konnte olıne Beschwerden. Berge:steigen, tanzen; : häns-:
liche Arbeiten machen, war aber chen 80,. wie während der: Krank-
heit, ohne Puls und blieb dies auch ferner. : In ‘diesem: Früh-
jahre litt sie. an einem in schleichendes : Fieber. ausartenden Ka»
tarrhalfieber. Der Vrf. sah sie in diesem Zustande und fand die:
Pulslosigkeit noch eben so, wie früher. Nur Abends wär in‘.der
Kxacerbation zuweilen leises: Unduliren- der Radialarterien zu
fühlen, doch nicht lange genug hintereinander, um es zählen zu
können... Der Herzschlag erfolgte in der Minute 120‘ malt, war
ziemlich heftig und liess sich bis zur dritten wahren Rippe;
nahe am Sternum fühlen; im Jugulum nalım man noch leises
Pulsiren des. Arcus Aortae und auf beiden Seiten der Stämme
der Carotis wahr. In den übrigen Arterien fühlte man weder
Pulsiren, noch Füllung derselben, oder Fortrinnen eines Stromes,
sondern man unterschied sie von den daneben liegenden Theilen nicht.
Die, Hauttemperatur war, wie früher, nicht gesunken. Bei den
Exacerbationen trat, etwas vermehrte Wärme und Trockenheit
der Oberfläche und bei deren Nachlass gelinder Schweise ein;
Symptome einer Herzkrankheit waren nicht zugegen, Stuhl-
und Urinausleerung waren träge, doch nicht unterdrückt. — Es
findet sich demnach hier ein chronischer Zustand des Gefäss-
systems, wie er der asphyktischen Cholera eigenthümlich ist, —
ohne Asphyxie, selbst olıne bedeutende Störung der Lebens-
functionen. Pat. ist, seit der Pauls verschwand, gewachsen und
regelmässig ernährt worden, Offenbar vollbringt hier das Herz
den Blutumlauf ganz und obne Mitwirkung der Arterien und muss
ala Solum emovens humorum nach HarıerR betrachtet werden.
Worin liegt aber diese Pulslosizgkeit? Ist der Touus der Arte-