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V. Gynäkologie und Pädiatrik.
Wege zurückfuhr, spürte sie unangenehme Empfindungen im Un-
terleibe, wogegen sie sich durch Aufstemmen der Hände auf
den Sitz schützte, so dass sie nach ihrer Nachhausekunft nach
8 Uhr ohne alles Schmerzgefühl heiter und fröhlich aus dem
Wagen stieg; aber bald darauf, nachdem sie das Bedürfniss, Urin
zu lassen, befriedigt, trat plötzlich heftiger, schneidender und
drückender Schmerz in der Kreuz- und Gebärmuttergegend ein,
der sich tief in das Becken hinein erstreckte, anf der linken
Seite in der Gegend des Mastdarms am heftigsten war, sie nö-
thigte das Bett zu suchen, worin sie nur in der Rückenlage
aushalten konnte, und ihr Töne des Schmerzes entlockte,y ähn-
lich denen, welche man von empfindlichen Weibern bei den vor-
bereitenden Wehen hört. So fand sie der um 9 Uhr herbei-
gerufene Vrf., sie war blass und im Gesichte und an den Ex-
tremitäten kalt, der Puls klein, härtlich, frequent, die Zunge
feucht und rein, Stuhl und Urin waren den Tag. über. hinläng-
lich ausgeleert worden; der Leib war nicht gespannt, aber ober-
halb des Schamberges und besonders nach linke sehr empfind-
lich; die Scheide gefaltet, weich, feucht, nicht heiss, der Mut-
terhals & Zoll lang, die vordere Muttermundslippe wenig länger
als die hintere, dieser selbst geschlossen und oval; das untere
Gebärmutter Segment war grösser und stand sogar tiefer, als ge-
wöhnlich in den ersten Schwangerschaftsmonaten, und war gleich
dem hinteren Theile des Mutterhalses so empfindlich, dass Pat.
bei deren Berührung Jaut klagte. H., der unter diesen Umstän-
den eine Schwangerschaft nicht für unwahrscheinlich hielt, glaubte:
der Uterus, der durch die Erschütterung beim Fahren in diesen
tiefen Stand gerathen, sey durch Druck in einen gereizten, Ent-
zündung drohenden Zustand versetzt und geneigt, sich seines In-
halts zu entledigenz er verordnete deshalb ruhige Rückenlage
mit erhöhetem Kreuze, lauwarme Einreibungen von Ol. hyose. in
den Unterleib und eine Emulsion mit Opium und Salpeter. Am
50. April fand er die Kranke nach einer schlaflosen Nacht noch
immer über denselben drückenden Schmerz im Beckenraume, be-
sonders nach hinten und links klagend,. zu. welchem sich perio-
disch Schneiden im Kreuze: und Schoosse gesellte, der Unter-
leib war noch eben so gespannt und empfindlich, die portio va-
ginalis war bedeutend höher hinaufgerückt und weniger empfind-
lich, kein Biutabgang vorhanden, das Allgemeinbefinden ,. Haut-
temperatur, Puls sehr gebessert, die Halsschlagadern klopften
lebhaft, Stuhl und Urin waren nicht entleert worden; doch er-
folgte letzteres reichlich. bei plötzlich d.rch eine gelinde Bewe-
gung erregtem Erbrechen, während H. sich, um einen Katheter
zu holen, entfernt hatte; dennoch blieb der Leib gespannt, We-
hen konnten jene mit periodischen Schneiden verbundenen Schmer-
zen nicht seyn; denn nothwendig hätten sich ja ausserdem inner-
halb ihrer 10stündigen Dauer Mutterhals und Muttermund ver-
ändern und Pirt« . vermehrter Schleimabgang. einstellen müs-