Full text: (9. Band = 1834, No 17-No 24)

18 1. Pathologie, "Therapie und medicinische Klinik. 
stellt, wozu sich bald Spannung im Nacken, Unfähigkeit, den 
Mund ganz zu öffnen, und sonderbare krampfhafte Bewegungen, 
plötzliches Aufspringen, Zusammenfahren etc. fanden. Dann wur- 
den Hals und Füsse kalt und der Bauch aufgetrieben. Opistho- 
tonus trat erst am 3. "Tage der Krankheit ein... Vor dem 5. Apr. 
hatte sich der Knabe völlig wohl befunden und namentlich die 
Nacht zum 5. Apr. gut geschlafen. Als kleines Kind hatte übri- 
gens der Knabe viel an Gichtern gelitten und später die Masern 
gehabt, die regelmässig verliefen. S$ Tage vor Entstehung der 
Krankheit war ihm wegen Krätze, an der er seit mehreren Mo- 
naten gelitten, eine Salbe eingerieben worden, die auch ihrem 
Zweck so entsprochen hatte, dass sich nur noch einzelne Spu- 
ren von Krätzpusteln zeigten. Die äusseren Verhältnisse des 
Kranken waren schlecht und der Körper schwächlich. Am 4. 
April solite er auch bei einem Streite zwischen ihm und einem 
andern ‚Knaben rückwärts auf Breter gefallen seyn, doch ohne 
dass er unmittelbar darauf, oder in der nächsten Nacht Schmer- 
zen irgendwo empfunden habe. Ausserdem liess sich ‚nichts Ur- 
gächliches ermitteln. Bei der Unmöglichkeit also, mit Bestimmt- 
heit eine äussere Ursache des Uebels nachzuweisen, wenn man 
nicht die vertriebene Krätze als solche anerkennen will, war der 
Vrf., abgesehen .von künstlicher Herstellung eines Ausschlags, 
auf ein empirisches Verfahren beschränkt. Er wählte die STüTz’- 
sche Methode, nach der der Kranke Opium, anfangs alle Stun- 
den 1—14 Gr., später halbstündlich 3—4 Gr. wechselnd mit 
halbkohlensaurem Kali.erhielt. An die Stelle den halbkohlensau« 
ren Kali wurde jedoch bald Kalomel gesetzt und neben öfteren 
Baldrianklystieren Ung. neap. in verschiedene Theile des Kör- 
pers reichlich eingerieben. Der vertriebenen Krätze wegen wur- 
den mittelst Urng. Autenr. in der Herzgrube und an den obern 
Extremitäten künstliche Ausschläge hervorgerufen, auch bekam 
der Knabe in Menge einen ‚diaphoretischen Trank. Bäder lies- 
sen die .Eltern durchaus nicht anwenden. Wenn, auch in 72 Stun- 
den gegen eine halbe Unze Opium, eben so viel Kalomel und 
4 Unzen Ung,. neap. verbraucht worden waren, so trat doch we- 
der Betänbung , noch Speichelfluss ein, und der Knabe starb ohne 
wesentliche Veränderung seines Zustandes und ‚ohne dass Stuhl- 
oder Harnentieerung erfolgt wäre, am 11.. April Abends nach 
einem heftigen Anfalle von Opisthotonus und nachdem er vorher 
einige verwirrte Worte gesprochen hatte. Bei der Section, S6 
Stunden nach dem Tode, fand man allgemeine Magerkeit des 
Körpers, "die obern Gliedmaassen waren in allen Gelenken be- 
weglich, die untern dagegen steif, die Kaumuskeln gespannt, der 
Mund geschlossen, der Unterkiefer liess sich nur einen Finger 
breit vom Oberkiefer abziehen, der Hals war beweglich, die 
Wangen leicht geröthet, die Lippen bläulich-roth, die Augenli- 
der halb geöffnet, der Bauch aufgetrieben ,, weich, die Bedeckun- 
gen desselben stark grün. Hier und da sah man Todtenflecke,
	        
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