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IV. Chirurgie und Ophthalmologie,
ihr ein Mittel besitzt, die Mastdarm - Verengerungen, deren We-
sen in blosser ringförmiger Verdickung der Wände des Darms
besteht , und deren Sitz nicht zu hoch ist, dauerhaft zu heilen
und Qualen zu beseitigen, wogegen die chirurgische Kunsthülfe
bisher leider noch wenig vermocht hat. Wenn auch der Mast-
darm operativ mannigfach in Anspruch genommen worden ist,
so hat man sich doch stets vor gänzlicher Abtragung eines Theils
desselben aus mehreren Gründen gefürchtet, Zunächst erregte
wohl die traumatische Entzündung Besorgnisse und zwar um so
mehr, da- sie sich leicht mit Phlebitis und ihren gefährlichen
Folgen verbinden konnte, Man fürchtete ferner die Sphincteren
so zu verletzen, dass dadurch Nachtheile herbeigeführt würden,
die in eben dem Grade unangenehm, ja gefährlicher seyn dürf-
ten, als die Uebel, wodurch die Operation angezeigt schien,
Als eine der wichtigsten. dieser möglichen Folgen hat man gewiss
Lähmung der Schliessmuskeln und dadurch unwillkührlichen Ab-
gang der Excremente betrachtet. Endlich hat man auch die Mög-
lichkeit in Anschlag gebracht, die Unterleibshöhle zu öffnen und
die vielen unangenehmen Zufälle, die daraus entstehen können.
Ob die Furcht vor profuser Blutung und Schwierigkeit oder gar
Unmöglichkeit, sie zu stillen, wo vielleicht starke Hämorrhoidalkno-
ten durchschnitten worden sind, ebenfalls Theil daran gehabt habe,
dass maı diese Operation fast nirgends erwähnt findet, ist eine
Frage, die sich nicht ohne Wahrscheinlichkeit bejahen lässt.
Dass man bei Kxstirpagfion von Hämorrhoidalknoten, von Mast-
darmverengerungen etc. grössere oder kleinere Stücke von der
Wand dieses Darms abgetragen hat, unterliegt keinem Zweifel,
eben so wenig, dass das Ortificium ani bis zu 4, vielleicht 3 Zoll
nach innen exstirpirt wurde. Höher hinauf und die ganze Continui-
tät des Organs betreffend, sind jedoch Beobachtungen selten und
unzuverlässig. Erwägt man, was so eben gegen diese Operation
angeführt wurde, 80 ergiebt sich, dass sie das Prädicat eines w/-
timi refugü gewinuen muss, was ihre Seltenheit, selbst in einer
Zeit, wie die jetzige, sattsam erklärt. Der zunächst folgende Fall
zeigt deutlich, dass diese Ansicht auch den Verf. zur Operation
zunächst veranlasste: ein 45 jähriger Arbeiter wurde im Juli in die
Klinik aufgenommen. Er litt an einer Krankheit des Afters, über
die nähere Untersuchung Folgendes ergab. An der Stelle der Af-
teröffnung zeigte sich ein allenthalben über den Rand hervortreten-
der Geschwürsgrund von ungleicher, fast höckeriger Oberfläche,
an einzelnen Stellen röthlich, leicht blutend, an andern gelblich
grau, mit grauröthlichem, stinkendem, ziemlich consistentem
Secrete bedeckt. Eine kleine Vertiefung in der Mitte zeigte die
Stelle der Afteröffnung an. Die Ränder konnte man erst untersu-
chen, wenn man den über sie hervorgewucherten Grund nach der
Mitte zurückdrückte: sie bildeten ein leichtes Oval, dessen Kuden
mit dem Os coccygis und Periyeum parallel standen, an einzelnen
Stellen waren sie leicht excoriirt, durchgehends röthlichblau, hart,