Full text: (9. Band = 1834, No 17-No 24)

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IV. Chirurgie und Ophthalmologie, 
ihr ein Mittel besitzt, die Mastdarm - Verengerungen, deren We- 
sen in blosser ringförmiger Verdickung der Wände des Darms 
besteht , und deren Sitz nicht zu hoch ist, dauerhaft zu heilen 
und Qualen zu beseitigen, wogegen die chirurgische Kunsthülfe 
bisher leider noch wenig vermocht hat. Wenn auch der Mast- 
darm operativ mannigfach in Anspruch genommen worden ist, 
so hat man sich doch stets vor gänzlicher Abtragung eines Theils 
desselben aus mehreren Gründen gefürchtet, Zunächst erregte 
wohl die traumatische Entzündung Besorgnisse und zwar um so 
mehr, da- sie sich leicht mit Phlebitis und ihren gefährlichen 
Folgen verbinden konnte, Man fürchtete ferner die Sphincteren 
so zu verletzen, dass dadurch Nachtheile herbeigeführt würden, 
die in eben dem Grade unangenehm, ja gefährlicher seyn dürf- 
ten, als die Uebel, wodurch die Operation angezeigt schien, 
Als eine der wichtigsten. dieser möglichen Folgen hat man gewiss 
Lähmung der Schliessmuskeln und dadurch unwillkührlichen Ab- 
gang der Excremente betrachtet. Endlich hat man auch die Mög- 
lichkeit in Anschlag gebracht, die Unterleibshöhle zu öffnen und 
die vielen unangenehmen Zufälle, die daraus entstehen können. 
Ob die Furcht vor profuser Blutung und Schwierigkeit oder gar 
Unmöglichkeit, sie zu stillen, wo vielleicht starke Hämorrhoidalkno- 
ten durchschnitten worden sind, ebenfalls Theil daran gehabt habe, 
dass maı diese Operation fast nirgends erwähnt findet, ist eine 
Frage, die sich nicht ohne Wahrscheinlichkeit bejahen lässt. 
Dass man bei Kxstirpagfion von Hämorrhoidalknoten, von Mast- 
darmverengerungen etc. grössere oder kleinere Stücke von der 
Wand dieses Darms abgetragen hat, unterliegt keinem Zweifel, 
eben so wenig, dass das Ortificium ani bis zu 4, vielleicht 3 Zoll 
nach innen exstirpirt wurde. Höher hinauf und die ganze Continui- 
tät des Organs betreffend, sind jedoch Beobachtungen selten und 
unzuverlässig. Erwägt man, was so eben gegen diese Operation 
angeführt wurde, 80 ergiebt sich, dass sie das Prädicat eines w/- 
timi refugü gewinuen muss, was ihre Seltenheit, selbst in einer 
Zeit, wie die jetzige, sattsam erklärt. Der zunächst folgende Fall 
zeigt deutlich, dass diese Ansicht auch den Verf. zur Operation 
zunächst veranlasste: ein 45 jähriger Arbeiter wurde im Juli in die 
Klinik aufgenommen. Er litt an einer Krankheit des Afters, über 
die nähere Untersuchung Folgendes ergab. An der Stelle der Af- 
teröffnung zeigte sich ein allenthalben über den Rand hervortreten- 
der Geschwürsgrund von ungleicher, fast höckeriger Oberfläche, 
an einzelnen Stellen röthlich, leicht blutend, an andern gelblich 
grau, mit grauröthlichem, stinkendem, ziemlich consistentem 
Secrete bedeckt. Eine kleine Vertiefung in der Mitte zeigte die 
Stelle der Afteröffnung an. Die Ränder konnte man erst untersu- 
chen, wenn man den über sie hervorgewucherten Grund nach der 
Mitte zurückdrückte: sie bildeten ein leichtes Oval, dessen Kuden 
mit dem Os coccygis und Periyeum parallel standen, an einzelnen 
Stellen waren sie leicht excoriirt, durchgehends röthlichblau, hart,
	        
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