210 1. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik.
Man mache also möglichet bald wenigstens. einen kräftigen‘ Ver-
such mit Kalom, und Quecksilber überhaupt. — Der Icterüs ent-
steht aber auch noch durch Lebensschwäche des ganzen. Unter-
leibs, durch langsame Circulation des Bluts; das Seeretionsorgan
hat nicht hinlängliche Kraft, alle Galle aus dem Blute anzuzie-
hen, und so bleibt denn ein Theil zurück. Hier hilft das Queck-
silber nichts und beschleunigt nur die Auflösung des. Organismus,
Gleiche Ursache hat die in der Schwangerschaft durch-Druck
des Uterus entstehende Gelbsucht, bei der Quecksilber nicht nur
unnütz, sondern in mehrfacher Hinsicht schädlich wäre: Das
Uebel hebt sich mit der Niederkunft. -R. sah 2 solche Fälle
imd beobachtete den einen genauer. Incidentia, die er kurz vor
der Geburt bei gänzlichem Mangel an Appetit und Verstopfung
gab, brachten mit Erleichterung regelmässigen Stuhl hervor, doch
schwand die einen hohen Grad erreichende Gelbeucht erst nach
der Niederkunft olıne weitere Mittel. Das kleine, aber reife
Kind bekan einige Tage nach der Geburt die Gelbsucht auch
in hohem Grade, überstand aber das Uebel glücklich und ist
noch jetzt, nach einem Jahre, gesund. ‘Durch Ueberladung der
Leber mit Venenblut, ‚dadurch herrorgerufene Schwäche ihrer
Lebensenergie und in Folge dieser wieder mangelhafte Absonde-
rungsthätigkeit entsteht Gelbsucht, auch bei manchen Herzfehlern.
R. salı auch diese Gelbsucht und wandte Blutentziehungen als
Palliativmittel an, Auch entsteht, wie bekannt, Gelbsucht, wenn
Gallensteine im Gallengange stecken bleiben, ‚Diese Gelbsucht
hat der Verf. aber‘ noch nicht beobachtet. Die Gelbsucht der
Kinder kommt, besönders auf dem Lande, sehr häufig vor: Er-
wägt man Alles genau und übersieht man nicht, dass sorgfältig
gehaltene Kinder frei davon bleiben, so kann man dieselbe nicht
für physiologisch halten: Zwar ändert sich die Function. der Le-
ber mit der Geburt bedeutend, was zu Krankheiten der Leber
und ihrer Secretion disponiren könnte, doch wird auch die Fun-
ction der Lungen eine ganz andere, ohne ‚dass Lungenübel bei
Neugebornen und jungen Kindern zu häufig wären. RR. hält für
die erste Ursache der Gelbsucht der Kinder Erkältung und über-
haupt verkehrte Behandlung der Kinder. Die Secretion der Haut
wird dadurch dem Darmkanal und der Leber übertragen, die-selbst
noch mit Regulirung ihrer Function zu schaffen hat. L[ Med, Cor-
resp. Blatt, d. württemb. ärztl, Vereins‘ 1834, Nr.39.] (Ki-e.)
111. Dissolutio sanguinis; von Dr. RöscH in Schwen-
ningen. Kin 45 jähriger lebhafter, sanguinischer, früher immer
gesunder und gut aussehender Mann hatte sich seit mehreren
Jahren dem Trunke sehr hingegeben, und nur Branntwein machte
ihn zur Arbeit tüchtig. Der Appetit verlor sich mehr und mehr,
der Körper magerte ah, das Aussehen wurde blassgelblich, die
Haut schrumpfte gleichsam ein, der Schlaf wurde sehr unruhig,
und Körper und Geist waren nur dann lebendig, wenn er viel
getrunken hatte, Er bekam oft Katarrhalfieber und Seitenstechen