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IL Anatomie und Physiologie.
genheit der Glieder sich einstellten. Konnte dieser Zustand,
wenn gleich anfangs ärztliche Behandlung eintrat, nicht in we-
nigen Tagen durch geeignete Mittel beseitigt werden, so breitete
sich bald dumpfer Kopfschmerz über Stirn und Hinterhaupt aus.
Das Gesicht wurde gelblich, oder schmuzig-roth, das Auge matt,
der Zungenbeleg dicker, fester, die Präcordien, besonders die
Gegend des rechten Hypochondriums gespannt und beim Drucke
empfindlich und schmerzhaft. Ausserdem fanden sich auch oft
schmerzhafte Stellen an den Rippenmuskeln ein, die starke Be-
rührung nicht vertrugen. . Der Durst liess sich mit wenigem Ge-
tränke stillen, die Stuhlausleerungen waren anfangs nicht ver-
mehrt, der Urin dick, trübe, der Puls mässig schnell, schwach,
Abends etwas gereizter. Zu unbestimmten Zeiten, meist jedoch
zwischen dem 6. und 10. Tage traten die sogenannten nervösen,
oder vielleicht besser typhösen Erscheinungen‘ ein. Die Zunge
wurde trocken, ‚rissig, schwer beweglich; der Beleg derselben
theilte sich in Längestreifen, oder machte einer glatten, wie la-
ckirten Fläche Platz. Die Unruhe verrieth sich durch öfteres
Umherwerfen, die Augen waren umflort, matt, die Sprache un-
sicher, und es traten zeitweise ruhige Delirien, die mit Bewusst-
seyn wechselten, ein. Im weitern Verlaufe gab sich das Uebel
deutlich durch stieren Blick, umschriebene Wangenröthe, eigen-
thümlichen, leidenden Zug um die Mundwinkel und die mit brau-
nem Schleime bedeckten Lippen und Zähne, die von jenen nicht
bedeckt wurden, zu erkennen, Ohne über Schmerzen zu klagen,
wenn auch die Berührung der Oberbauchgegend empfindlich war,
zeigten die Kranken grosse Unruhe, mit Neigung, ohne Zweck
das Bett zu verlassen, so wie wankende Haltung des Körpers
mit bebenden Knieen. Der Schlaf war mehr ein Betäubtseyn,
das Schlucken von Getränk erschwert, der Leib weich mit Nei-
gung zu Durchfällen, die jedoch nicht immer eintraten, oder
bewusstlos geschahen, und die Haut trocken und bei günstiger
Entscheidung mit gelindem Schweisse bedeckt. Die günstige Ent-
scheidung begleitete allmählicher Nachlass des Fiebers, Feucht-
werden der Zunge, grössere Ruhe und TTheilnahme der Kranken
an den Umgebungen, Verminderung der schmerzhaften Empfin-
dungen in der Oberbauchgegend, Regewerden des Appetita und
reiner Geschmack, überhaupt Nachlass aller Krankheitserschei-
nungen, während welcher Convalescenzperiode, vom 21. oder 32,
Tage der Krankheit an, die Kräfte noch sehr schwach waren
und allmählich zunahmen.. Den Tod dagegen, der gewöhnlich
am 10, Tage sich einstellte, verkündigten wenig auffallende Sym-
ptome. Er trat unter Sopor bei immer schnellerem und schwä-
cherem Pulse ein, wobei bisweilen heftige Darchfälle die Kräfte
erschöpft hatten. — Bei Pleuritis und Pneumonie, die in der
Regel mit gastrischen Zeichen auftraten, fanden sich, meist im
Winter , ungeachtet häufig vom Anfange zweckmässig gegen sie
verfahren worden war, im Verlaufe derselben die erwähnten ner-