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:V.. Gynäkologie und Pädiatrik,
welches nicht in Folge dieser Venenentzündung secundär ergrif-
fon worden wäre, Selbst im Zellgewebe in der Nachbarschaft
grosser Gelenke und zwischen den Muskeln der Extremitäten fand
man bedeutende Eiteransammlungen; die Gelenkknorpel waren in
Eiterung übergegangen und auch in den Capselbändern hatte sich
Kiter gebildet. . Das durch die Venenentzündung erzeugte Eiter
scheint auf ähnliche Weise, wie die Gifte, die Blutmasse zu in-
ficiren. Es ist möglich, aber nicht zu beweisen, dass eine be-
stimmte Menge von eiterigen Partikeln sich auf ähnliche Weise
in den Muskein und andern Theilen fixirt, wie Quecksilberkü-
gelchen, welche in die Venen injicirt wurden, und dass -diesel-
ben den Herd einer streng begrenzten Entzündung bilden, welche
scheit in Kiterung übergeht. — Auch‘ später nach der Entbin-
dung, während der Uterns sein normales Volumen wieder ange*
nommen hat, und während die Lochien ungestört fortliessen, kann
Siese Phlebitis sich etabliren und mit ihren zerstörenden Folgen
verkannt und übersehen werden. Selten zeigt sich eine Phlebitis
Ohne traumatische Einwirkung oder olıne andere Ursache, welche auf
die Wandungen der Gefässe eingewirkt hat. Die Phlebitis des
Uterus entsteht wenigstens in vielen Fällen durch die Einwirkung
Her atmosphärischen Luft auf die, nach Entfernung der Placenta
noch offen bleibenden Venenmündungen, von wo aus sich die
Entzündung auf: die Venae spermaticae,‘ hypogästricae und von
diesen auf die Vena cava und deren hauptsächlichste Zweige,
weiche das Blut aus den untern Extremitäten zurückführen, ver-
breitet. Nach dieser Entzündung sieht man’ die Wände der Ge-
bärmuottervenen verdickt, zusammengezogen , ihr Lumen mit einer
Röhre von Lymphe «gefüllt, oder Ablagerungen von coöagulirter
Lymphe und Fibrine des Bluts, mit eiterartigen Massen gemischt,
füllen. ihre Höhlen ‚und obliteriren sie. Die Entzündung bleibt
anf die Venen beschränkt, oder sie erstreckt sich auch auf das
eigenthümliche Gewebe des Uterus und giebt diesem eine dun“
kelrothe oder schwärzlichbraune Farbe und eine ungewöhnlich
weiche Consistenz. Auch der Peritonäalüberzug kann aficirt
werden. Die Venen können einzeln, oder sämmtlich ergriffen
werden, und die Entzündung kann sich Gber das ganze Üterin«
system, über die Ovarien, Tuben, Mutterbänder, ja von den
Ven. iliac, und spermat. über die Vena cava verbreiten, dehnt
sie sich auch über die Nieren aus, so können sowohl die Venen,
als auch die Substanz derselben in den Kreis der Krankheit ge-
zogen werden, ‘ Zu den Ursachen der Phlebitis uterina gehören
gewaltsame mechanische Einwirkungen auf den Üterus, gewaltsame
Wegnahme der Ptiacenta, ‘zurückgebliebene Stücke derselben,
welche im Gebärkörper zersetzt werden, die Anwendung der
Kälte und dergl. Sind die Venen allein in entzündlichem und
Bauchfell und Muskelsubstanz in unveränderten Zustande, se
gewahrt der Kranke keinen oder nur einen dumpfen Schmerz
in der Gebärmuttergezgend und weiter kein ‘örtliches Leiden,