Il. Tathologie, Therapie und medicinische Klinik. 173
fuhr der Verf., dass Pat, schon nach’ dem 2. Pulver ruhiger ge-
worden wäre, der Schweiss hatte zugenommen, Pat, hatte oft,
doch immer wenig, normal gefärbten Urin gelassen und gegen
2 Uhr freiwillig etwas Wasser getrunken. Er war ziemlich ruhig
und mit seinem Befinden zufrieden: der sehr kleine Puls hatte
140 Schläge. Doch schon gegen 3 Uhr trat abermals sehr hef-
tige Verschlimmerung der Beklemmung und des krampfhaften Hin-
und Tlerwerfens , dann aber ein starrkrampfähnlicher Zustand ein,
in dem Pat. bald darauf starb. Die Section wurde nicht erlaubt.
[Casper’s Wochenschr. f. die ges. Heilk. 1834, Nr. 32.] (K— e.)
7%. Beobachtung eines St. Veitstanzes mit selte-
nen Erscheinungen; von. Dr. PıAta in Hamburg. Fanny Ch.,
jetzt 14 Jahre, das 2 Kind gesunder Eltern, die ausserdem noch
3 jüngere, gesunde Geschwister hat, wurde leicht geboren, von
der Mutter gestillt und zahnte ohne besondere Beschwerden.
Am Ende des 1]. Jahres wurde sie vaceinirt, im DS. litt sie
an den Masern und im 6. am Keuchhusten. Die letzten Krank-
heiten verliefen leicht und störten das Befinden nicht bemerkhar,
Auch später befand sie sich wohl und entwickelte sich körperlich
und geistig "ganz normal, wobei sich jedoch Ueberwiegen der
intellectuellen Fähigkeiten zeigte, Im Herbste 1829 erlitt sie
eine anscheinend unbedeutende Contusion der linken grossen Zehe,
die aber wohl schwerlich mit dem spätern Uebel in ursächlichem
Zusammenhange stand, doch kränkelte sie im Winter und Früh-
linge und kam im Mai 1830, von wo ihr späteres Leiden be-
gann, in Skoreı’s Behandlung. Sie scheint damals ein entzünd-
liches Gehirnleiden gehabt zu haben, wenigstens wurde sie mit
Blutegeln, Vesicatorien und wohl auch mit Kalomel behandelt.
Später stellten sich allmählich unwillkührliche Bewegungen einzelner
Kxtremitäten ein, die Abends meist zu der nämlichen Zeit kamen,
anfangs nur eine Hand befielen, später aber sich schnell weiter
verbreiteten und länger anhielten. Im Aug. 1830 kam sie in
Frıcke’s Behandiung, und als das Uebel immer fortschritt, im
Jan. 1531 ins Freimauer- Krankenhaus, wo sie Bünau einige Zeit
behandelte. Nach Entlassung aus dieser Anstalt wurde KUnHARDTt
zugezogen und Anfangs Dec. 1831 endlich P. befragt. Dieser
fand die Kranke im hohen Grade abgemagert und für ihr Alter
ziemlich klein. Sie hatte convulsivische Bewegungen, die seit
etwa einem halben Jahre den höchsten Grad erreicht hatten, so
dass sie sehr .constant von ‚7. Uhr Morgens bis gegen 11 Uhr
Abends, also 16 Stunden ohne alle Unterbrechung, anhielten.
Sie waren theils tonischer, theils clonischer Art und schienen
ziemlich den ganzen Körper zu beherrschen, doch litt das Sy-
stem der Bewegungsnerven am deutlichsten. Hände und Arme
befanden sich unaufhörlich in kurzen, aber heftigen Zuckungen,
während die Finger so fest über die eingeschlagenen Daumen zu-
8ammengeschlossen waren, dass man nur mit grosser Mühe die
Hände öffnen konnte. Rücken und untere Extremitäten waren