138 II. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik,
Schenkel wurde Urg, cerat. simpl. gelegt. Das Fieber dauerte
bis zum 27., der Speichelfluss war sehr heftig, Abends kamen
immer Congestionen nach oben zum Vorschein, beim Erwachen
Tand sich eine Zeit lang Delirium, und der Puls «war ziemlich voll;
Am 25. wurde ein kühlendes Abführungsmittel verordnet, die
Wunde eiterte mehrere Wochen sehr stark und wurde dann Jang-
sam geheilt, Die Drüsengeschwulst schwang ganz. Noch viele
Wochen. hatte Pat. Abends Congestionen nach oben und befand
sich, ehe er einschlief und wenn er erwachte, in einem Zustande,
der sich dem Delirium näherte, R. gab Nitr. mit Crem. tarl.,
worauf endlich auch dieses Uebel sich gab. — Dieser Fall hat
manches Eigene. Intermissionen und Verlust des Bewusstseyns
während des Anfalls nähern ihn der Epilepsie und Eclampsie und
eine Aura epilepiica kündigt den Anfall an. Die Ursache ist
eine Drüsengeschwulst, durch welche wahrscheinlich die darunter
liegenden Nerven gedrückt wurden. Vielleicht nahmen die die
Lymphgefässe begleitenden Nervenfädchen selbst Theil am krank-
haften Processe. Rheumatisch-entzündliche Diathese konnte nicht
verkanut werden. Wie durch nahen hefiigen Hautreiz die Drü-
sengeschwulst schwand und Speichelfluss und Fieber eintrat, war
das Uebel gehoben. Das Opium, von dem in 4 Tagen 26 gr.
verbraucht wurden, war wohl weniger indicirt und wahrscheinlich
auch Ursache der lange anhaltenden Congestionen nach oben,
doch wagte R. nicht, das Kalomel allein zu geben.- Die zwei
Aderlässe im Anfange forderte der volle Puls und die Hirnaf-
fection. Je reiner die Nervenaffection ist, je weniger sich An-
näherung zur Entzündung findet, desto passender ist das Opiun,
und desto mehr ist davon erforderlich, um die gehörige Reaction
des Gefässystems hervorzubringen. Je grössere Neigung dagegen
zu Entzündung, Spannung und Wallung sich findet, desto mehr
ist das Kalomel an seinem Platze: es stimmt herab und erregt,
wenn der Körper damit gesältigt ist, doch eine allgemeine Re-
action des Gefässystems. Diese muss durch Hautreize unterstützt
werden, die überhaupt ableitend wirken, wenn man sie nah an
der ergriffenen Nervenpartie bringt. Aderlässe könuen hier und
da bei bedeutender entzündlicher Diatlıese und, man möchte fast
sagen, zur Correction des Opiums erforderlich werden. Die er-
griffene Nervenpartie kann man durch erweichende, relaxirende
Mittel, durch Einschneiden etc. zu befreien suchen, doch hilft
dies Alles wenig, wenn einmal der Process der besondern Af-
fection der Nerven angefangen hat. [Moed, Corresp. Blat. d. würt-
temb. ärztl. Vereins, 1834, Nr. 34.] . (K—e.)
6. Fall von Wasserscheu, welche am 55, Tage
nach dem Bisse eines Hundes ausbrach; von Dr. WoLsr
in Frankfurt a.M. Ein robuster Mann, 29% Jahre alt, von say-
guinischem Temperamente, der, ausser dass er als Knabe ein
Nervenfieber überstanden, stets gesund gewesen war, wurde al
1. Apr. d. J. Abends nach 11 Uhr auf dem Weze von Fraul