Full text: (9. Band = 1834, No 17-No 24)

Il. - Pathologie, Therapie und medicinische Klinik, 131 
Gabe fortgenommen werden, bis völlige Ruhe eingetreten wäre. 
Abends wurde dem Verf, gemeldet, dass der Krauke ganz verstän- 
dig geworden sey, dass er das Bett zu verlassen gesucht und mit 
Anstrengung Oeffnung gehabt habe. Es wurde daher nur ein 
schwaches nf. Valer, verordnet. Beim Gebrauche dieses Mittels, 
dem später seifenhaft bittere Extracte zugesetzt wurden, erholte 
sich Pat. nach und nach ganz. Eine in dieser Zeit sich einstellende 
Fussgeschwulst hatte keine lange Daner und forderte keine andern 
Mittel, als die bereits verordneten. [Hufeland’s Journ. d. prakt. 
Heük., 1834, Juni.} , (K — e.) 
72. Einiges über Varioloiden; von Dr. Beiutz in 
Wismar. Dass das Varioloid eine neue Art von Pocken sey, welche 
uns Ost- und Westindien seit 14 Jahren zugeschickt habe, wird 
durch die Thatsache widerlegt, dass dieses Kxanthem schon weit 
früher vorgekommen und von HuxHAm,.SYDeEnHAM, BURSERIUS u. A, 
beschrieben worden ist. Eben so wenig hält die Meinung Stich, 
dass das Varioloid eine Art falscher Pocken sey, da das Charakte- 
ristische der Varioloiden den falschen Pocken abgeht und letztere 
stets als Vesicnlae, erstere aber als Pustulae erscheinen. Dahin- 
gegen tritt unser Verf. der dritten Meinung bei, dass das Varioloid 
die wahre Blatterkrankheit sey. Ob man die Varioloiden für eine ge- 
lindere Form der Variolen, ob man sie für eine Abart derselben, 
oder ob man sie für modificirte Menschenblaitern hält, kommt ei- 
gentlich auf eins hinaus, sobald man die Modification nicht einzig 
und allein von der Schutzblatterimpfung herleitet. Diese hat zwar 
auf die Häufigkeit der Varioloiden einen unverkennbaren Einfluss 
ausgeübt, allein letztere waren schon vor Jenners Erfindung 
beobachtet worden, und kommen noch jetzt bei Nichtvaccinirten 
und bei solchen vor, welche die wahren Menschenblattern ge- 
habt haben. — Die Blattern, welche im verwichenen Sommer 
in Wismar herrschten, waren mitunter so gelind und gufartig, 
dass mehrere Kranke nicht ein Mal ärztliche Hülfe nachsuchten,. 
Mitunter waren sie mit so heftigen Symptomen, starkem Fieber 
und getährlichen Zufällen, selbst mit dem specifischen Geruche 
und mit secundärem Fieber verbunden und den Variolen so glei- 
chend, dass die Diagnose ungewiss war. Zuerst erkrankte im 
Mai ein Soldat an Varioloiden; im August ein Mädchen, das im 
Militärspitale diente, an confluirenden, iymphatischen Blattern 
und starb, Ob Patientin vaccinirt worden, liess sich nicht er- 
mitteln. Nach mehreren Wochen erkrankten daselbst Mehrere fast 
gleichzeitig an Varioloiden, Vom Juni bis Anfang Septembers ereig- 
neten sich in Privathäusern viel Erkrankungen, die ebenfalls 
glücklich abliefen. Um ein Bild von der Krankheit zu geben, 
wird folgende Geschichte erzählt. — Eine 25jährige, kleine, 
ziemlich kräftig gebaute Blondine war in einem Alter von 14 J, 
vaccinirt worden und erkrankte jetzt, in der zweiten Hälfte der 
Schwangerschaft, nach vorausgegangenem Schrecke an einem Orte, 
wo. die Blatteru herrschend waren. Nach vorausgegangenem hef- 
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