T*
V. Psychiatrie
V. PSYCHIATRIE
63. Manie; von Dr. MünzentHALER in Ochsenfurt, Am
12. Jan. 1828 wurde M. eilends zu einer Magd gerufen, die
(Abends zuvor war sie noch ganz wohl) ihm beim Eintritte in’
Zimmer rasend entgegen sprang und Lust zeigte, ihn zu packen.
Sie war 25 Jahre alt, hatte von jeher Hang zur Religionsschwär-
merei und las in den Freistunden besonders Bücher, die äühnli-
che Ideen noch mehr anfeuerten und sie nach und nach zu dem
jetzigen Zustande brachten. Uebrigens war sie als brav und
tugendhaft bekannt. Sie hatte sich eingebildet, dass sie aus dem
Dienste entlassen werden sollte, woran ihre Herrschaft gar nicht
dachte, und so entwickelte sich denn plötzlich in ihr die Idee,
ein Jeder, der ihr nahe, wolle nur ihr Unglück, so dass sie
sich gegen jeden wehrte und von nichts, als‘ von Jesu sprach. —
Nur mit Mühe wurde ein Aderlass gemacht, und gleich darauf
gab man ein Brechmittel, wodurch Galle und Schleim wegge-
brochen, auch einige Stühle bewirkt wurden. Die Nacht wurde
mit Singen geistlicher Lieder zugebracht. "Tags darauf verord-
nete M, den. Tart, emet. in refr. dosi und Mess kalte Fomentatio-
nen auf den Kopf machen, doch trat danach keine Besserun:
ein. Am nächsten Tage, am 14., wurde diesen Mitteln noch
alle 2 Stunden 1 Gr. Digitalis interponirt. Am 16; war der Zu-
stand noch derselbe, Pat. lärmte und tobte besonders Nachts
unaufhörlich. Es wurde nun Gratiola, doch ebenfalls ohne Er-
folg, gegeben. Am 19. früh wurde Ung. Autenr. in Anwendung
gebracht, und zwar wurden. täglich 3 Einreibungen auf beide
Oberärme und den Nacken gemacht. Am 20. fand M. Mittags
die Kranke ziemlich ruhig. Sie gab’ auf manche Fragen gehörige
Antworten und klagte über Brennen in Armen und Nacken, wel-
che Theile angeschwollen und mit kleinen Erhabenheiten, wo-
von einige schon Eiter enthielten, besetzt waren. Die Einrei-
bungen wurden fortgesetzt. Am 21. früh waren die Oberarme
und selbst der obere Theil der Vorderarme sehr angeschwollen,
eben so erstreckte sich die Geschwulst vom Nacken bis über die
Hälfte des Rückens hinab, die Achseldrüsen waren geschwollen
und schmerzten, die eingeriebenen Stellen fanden sich mit Pu-
steln übersäet, Pat. gab heftige Schmerzen an diesen Stellen an,
spie viel aus, sprach wenig, war ruhig und bei voller Vernunft.
Auf die Pusteln wurde Ung. Althaeae aufgelegt. — Die Psyche
blieb auch später ganz in Ordnung. [Huwufeland’s Journ, d. prakt.
Heilkunde, 1834, Mai] (K—e.)
64 Irreseyn; von Dr, MünzentuaLerR in Ochsenfurt. Ein
starker, 24jähriger Bauerbursche wurde am 9. Apr. 18528 von
einem Anfalle von Irreseyn befallen. M. fand ihn am nächsten
Tage weinend im Bette, er sprach nicht, klagte nicht, fühlte
nur. zuweilen auf den Unterleib und blickte auf die Frage, ob
er in demselben Schmerz habe, gen Himmel und weinte, Der
NM
9
Ur
Um
lie
ni:
dı
RB}
te
p!
an
N:
11
\
Bl