Full text: (9. Band = 1834, No 17-No 24)

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IV. Gynäkologie und Pädiatrik, 
Symptome auch gewöhnlich an beiden Seiten des Körpers. An- 
ders verhält es sich bei Cephalitis, sowohl im kindlichen Alter, 
als bei Erwachsenen. Es werden nur einzelne Gebiete in einer 
Hemisphäre befallen, und so lange die Entzündung hier begränzt 
bleibt, treten die charakteristischen Zeichen auch nur an einzel. 
nen Gliedern, Sinnesorganen etc. auf, So beginnt sie meist mil 
Convulsionen oder Paralyse eines Arma oder Beines, oder einer 
ganzen Seite, Meist ist diese Lähmung vom Anfange mit Con: 
traction und Steifheit der Muskeln gepaart, so dass die Kxten- 
sion des paralytischen Gliedes schwer und schmerzhaft ist. Bald 
schneller, bald langsamer erfolgender Hinzutritt von Schlum- 
mersucht und Bewusstlosigkeit spricht für Theilnahme des gan- 
zen Gehirns an der örtlichen Entzündung, Höchst merkwürdig 
ist es aber, dass diese Theilnahme wieder schwinden und der 
allgemeine Sturm sich legen kann. Kehrt jener Auftritt wieder, 
so ist er fast immer tödtlich. Wäre dies der Fall nicht, so 
wird das Leben gewöhnlich nur mit Atrophie und Verkrüppelung 
eines oder mehrerer paralytischer Glieder gerettet. Einen hier- 
her gehörigen Fall mit Tuberkelbildung hat R. schon früher mit 
getheilt (Summar. Bd. VIII, No. 8.) —‘ Auch in der Behand: 
Jung der Hirnentzündung im kindlichen Alter ist Mangel an Kri- 
tik unverkennbar. Seit He kalte Begiessungen des Kopfes ein- 
führte, hat man in den letzten 20 Jahren den Heilapparat nicht 
verändert, Gründete sich diese Ausdauer auf Beständigkeit des 
Erfolges , so wäre es gut. Wie oft gelingt es aber in Fällen, 
wo die Verhältnisse zur Cur sich nicht zu ungünstig stellen, die 
Meilung herbei zu führen? Die Erfahrung des Vfs. antwortet: 
nur bei der Hälfte! Stellten aber Andere auch zwei Dritttheile 
her, so ist immer noch Grund vorhanden, dies Verfahren einer 
kritischen Revision zu unterwerfen und zwar um so mehr ‚ da 
die Urtheile der grössten Praktiker verschieden sind. So hat 
Mei den Vf. oft versichert, dass er alle Mittel, die kalten Be- 
Egiessungen ausgenommen, bei dieser Krankheit für gleichgültig 
und entbehrlich halte, AsErRcromsiE dagegen hält kräftige Ab- 
führmittel für die Hauptsache. Selbst der Unterschied, den may 
sonst je nach dem zeitlichen Verhältnisse der Krankheit macht, 
wird bei der Cur der Kncephalitis infantum nicht gehörig be- 
achtet. Am allerwenigsten aber berücksichtigt man den verschie- 
denen Sitz der Entzündung, so wichtig dies auch ist. Denn 
bei Meningitis kommt es darauf an, die Exsudation zu verhü- 
ten und wo dies nicht mehr möglich ist, oder misslingt, die 
Resorption der ausgetretenen Stoffe zu befördern. Die Cur zer- 
fällt sonach in 2 Abschnitte. Im ersten sind Blutentleerungen, 
Abführungen, Kälte in Umschlägen und Begiessungen 
und Hautreize Hauptmittel und vermögen das Uebel in diesem 
Stadium zu unterbrechen und zu heben. Im zweiten sind warme 
Fomentationen des Kopfes am geeignetsten, die Resorption 
zu unterstützen. Schou die Analogie bei Pleuritis und Peritonitis
	        
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