1V. Gynäkologie und Pädiatrik, 119
sich eine weite Oeffnung in den*Bauchüdecker des Kindes, in
welchen sämmtliche Gedärme, Leber und Nieren, vom Peritonäum
unbedeckt und dem Auge zugänglich: Jagen. Die Nabelschnur
war dick, saftig, an ihrem FPlacentarande. mit vielen Hydatiden
besetzt. Eben so sah man am Insertionspunkte des Nabelstran-
ges auf der grossen und nicht sehr festen Placenta eine Ge-
schwulst , welche viel Hydatiden enthielt. — Durch die Hydati-
den an beiden Theilen scheint die Ernährung und Entwickelung
des Kindes gelitten zu haben und der: Tod veranlasst zu seyn.
[Med. Zeitung -v. d. Vereine f. Heilkunde in Preussen, 1884.
Nr. 13.]} (Fr.)
62. Einige diagnostische uud therapeutische
Bemerkungen über Hirnentzündung im kindlichen
Alter, vom Dr. Romsere in Berlin. Noch heute macht, wenn
sich auch berühmte Aerzte seit. Anfange dieses Jahrhunderts um
Kenntniss der Hirnaffectionen im. kindlichen Alter grosse Ver-
dieuste erworben haben, wie ehemals sich der Namenzwang
zum grossen Nachtheile geltend. Wie früher Krämpfe und Was-
se-kopf, so ist jetzt Hirnentzündung Collectivname; doch trifft
die Gegenwart der Tadel stärker, als die Vergangenheit, da die
Hirnpathologie vol'kommener geworden ist und jetzt Haltpuncte
hat, die früher fehlten: Der Verf. will übrigens hier nicht die
Verschiedenheit der Krankheitszustände darthun, die mit dem
Namen Encephalitis puerorum bezeichnet werden, sondern er
hat nur einen darunter ausgewählt, der mit vollem Rechte Hirn-
entzündung heisst und auch in anderen Altern so genannt wird,
Immer hielt R. den Standpunct der Vergleichung mit Hirnent-
zündung Erwachsener bei seinen Beobachtungen fest, wenn auch
noch die besonders von Former vertheidigte Meinung vorherrscht,
dass diese Krankheit im Kindesalter eine eigenthümliche und von
Hirnentzündung Erwachsener verschieden sey. Allein diese Be-
haupiung stammt aus einer Zeit, wo über letztere noch Irrthum
und Unkunde verbreitet war, wo man in den Schulen ein antikes
Pseudideal unter der Benennung Phrenitis verehrte, und wo es
an festem Anhalte zur Vergleichung der Krankheitserscheinungen
in verschiedenen Lebensaltern fehlte. Neuere Forschungen ha-
ben einen solchen gegeben, und nur derjenige, dem diese fremd
sind, wird noch die frühere Ansicht theilen können. Es giebt
keine, irgend einem Lebensalter ausschliesslich
zukommende Hirnentzündung. Annahme einer besonde-
ren Krncephalitis infantum ist an dem Missbrauche Schuld, der
jetzt mit diesem Namen getrieben wird. Denn nicht nur jede
Störung in den Hirnfunctionen, ‘selbst eine verkannte Kigenthüm-
lHchkeit des kindlichen Alters, Schlummern bei fieberhaften Af-
fectionen, dreht als Gespenst der Hirnentzündung und giebt Si-
gnal zum grossen Heilapparate. — Um das Eigene der Arten der
Hirnentzündung bei Kindern gehörig aufzufassen, muss man, wie
bei Erwachsenen, den ganzen Verlauf des Uebels vor den Au-