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Wies — wiesfretsch
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vun euer W. „das ist immer die alte Sache
mit ihm (oder damit)“ Wm. Dtm. Spruch
auf dem Wirtshausschild der „Alten Liese“
zu Panker: In de ole Liese geiht na de ole
Wiese: de Weert, de suppt dat beste un
seggt: proost, mien lewen Gäste (Ltjbg.).
jeder (jedes) Huus (Land, Dorp, Ort) hett
sien W., jeder Disch (Huus) hett sien Spies.
so mennig Land (Stadt), so mennig W., so
mennig Hirns, so mennig Spies. Im adver
bialen Genetiv: dat heff ik blinner W. daan
„ohne zu überlegen“ FL. dat hett he bloots
duner W. seggt „in betrunkenem Zustand“,
auch bi (in) duner W. Als Suffix: bi pwn-
nenwies, bi groschen-, schgpel-, Iqped-, daler-
„pfundweise“, „groschen-, scheffel-, löffel-,
taler-weise“, ut ’e W. und uterwies „aus
der Weise“, „besonders“: he is u. vemünfti
för sien Jahren Dtm. Zweispänner: na dee
Art un W., seggt Brookstedt „auf die Art
und Weise“, „so ist ’s recht!“ Holst. 1800
(Sch. 4, 361). dat is hier so W. un Gebruuk
Hü. In eingeschränkter Bedeutung: „rich
tige Weise“: dat is jo garkeen W. „das ge
hört sich nicht“, dat is gans buten de W.
„gegen alle Ordnung“. — Selten in der
Bdtg. „Weise“, „Melodie“, den is de Katt
mit de W. weglopen „er kann nicht singen“
Kollmar, da geit en hoge W. op „das läßt
sich so leicht nicht tun“ Holst. 1800 (Sch.
4, 361).
wies (viis u. vis) adj. „weise“, „klug“
he is allen Wiesen to klook „überklug“
Preetz 1800 (Sch. 4, 353). de vqt fraagt,
ward w., de lang Itft, ward gries Sschl.
1850. en w. H$n (wiese Hühner) leggt ok
mal in de Nettein. he is oold noog w. to
warm „nachgrade könnte er zur Vernunft
kommen“, he is so w., dat he kunn de
Stgrns vun de Himmel Igsen Ang. Bauern
weisheit: wi seit uns oold un gries, awer
nich klook un wies oder de Bwur ackert sik
wol gries, awer ward nich w. „für die Land
wirtschaft gibt es keine stets gültigen Ke
geln“ Ndtm. op ’n w. Munil hijrt en breden
Puckel „der Vorlaute muß einen breiten
Puckel (für die Schläge) haben“, wiesen
Mund (N§s, Sibillken) „Naseweis“ Holst.
1800 (Sch. 4, 353). wiesen Wind hebben
(maken) „naseweis sein“ Holst. 1800 (Sch.
4, 353). Gewöhnlich aber steht w. in abge
schwächter Bedeutung in enger Verbindung
mit Verben: wies blieben „gewahr werden“.
sodraa wi bleem dat w„ gingen wi weg
Ang. w. kriegen „bemerken“: se smuster
örndli, as se den Fettputt w. kreeg. Am häu
figsten in der Vbdg. wies warrn „ge
wahr werden“, „inne werden“, „bemerken“,
,erblicken“ „erfahren“, kannst mi ni w.
warrn? „kannst du mich nicht finden?“
(z. B. auf einem Bilde), lütt Lud ward he
ggrni w. „beachtet er gar nicht“, den warr
ik ne w. „auf den rechne ich nicht“, „dem
bin ich weit überlegen“ Wm. den Footstieg
bün ik ggmi w. worrn „habe ich übersehen“.
dat sünd de Schütteln wol w. worrn „das
haben die Schüsseln wohl gemerkt“ heißt
es, wenn beim Nötigen gesagt wird, die
Gäste hätten ja gamichts gegessen (Hollst.
1800, s. Sch. 4, 353). Auf die Frage: wat
gif ft to qten erfolgt die Antwort: Pann-
koken (Rüben) un Radies, wat op ’n Disch
kummt, warnst du w. Stap. Plön, dat hefft
wi hatt; wat wi kriegt, ward wi w. „so weit
wären wir; was dabei herauskommt, werden
wir sehen“. Beliebte Drohung: dat schast
du woll noch w. warrn „das sollst du schon
noch merken“. Mit Präpositionen: he worr
nix um em w. „ward nichts von ihm ge
wahr“, „bemerkte ihn garnicht“. Mit vor
hergehendem dor: de Buur ward dor ggmi
w. to „bemerkt es garnicht“ Schw. Hohn.
he is dor gorni w. um worrn „hat es gar
nicht bemerkt“, wenn dor ’n dunen Kerl in
Sprüngen an vürbilüppt, de ward dor nix
vun w„ „das brauchst du nicht so genau zu
nehmen“ Wm. Zweispänner: w. un wahr
warrn „gewahr werden“ Holst, w. maken
vereine, „aufmerksam machen“, se make
em w. (oder wiss? s. d.) op ’e Tied „sie
machte ihn auf die Zeit aufmerksam“ Flensb.
1859. Sonst „weismachen“, „vorschwindeln“.
laat di nix w. maken. he maakt em blaue
Bohnen w. „er schwindelt ihm das Blaue
vom Himmel vor“ Holst. 1840. de Kloken
hebbt de Dummen früher ok aE wat w.
maakt Kk. he is so dumm, man kann em
licht w. maken, dat de Voss Eier leggt in ’s
Holtsahoh Hus. Ang. — Dazu Wies-ma-
k e r m. „Schwindler“, im Plur. Bezeich
nung für „Halbstrümpfe“, die in den Stie
feln getragen wurden und den Eindruck
erweckten, als o'b sie ganz wären Holst.
1800 (nach Sch. 4, 354 „eine neue Schöp
fung“). w. nahmen „(die Gelegenheit) wahr-
nehmen“. dat hett he w. nahmen Ang-
w. sagen „überklug schwätzen“, wat is dar
all to w. Kiel und Preetz 1800 (Sch. 4, 353);
wohl aus „weissagen“ verplattdeutscht. Ab-
leitg.: Wies-heit f. „Weisheit“, „Klug
heit“. Gierigkeit bedrüggt de W. „wer na
viel haben will, wird betrogen, bekommt
garnichts“ Holst. 1800 (Sch. 2, 34). wenn
de Klookheit de W. bedrüggt, so hett dat
Schick Schw. Sonst nicht gebräuchlich.
Zsstzgen: wies-frptsch adj. von einem»
der die Weisheit gefressen hat, „überklug »
„naseweis“, he is ardig w. „recht vorlaut