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Wiepelstert — Wies
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PL. Ähnlich aus Oldsl. s. Heim. 22, 260.
Aberglaube: W., kreuzweis vor die Stalltür
gelegt, so daß das Vieh beim Austreiben
darüber hinweg treten muß, schützt gegen
Wiep (s.Wiep 2 ). An dem Stalltürenstän-
der befestigt, schützt der W. das Vieh gegen
Krankheit (Hohenw. FL.). In der Mainacht
steckt man zum Schutz gegen Hexen einen
Hl auf den Misthaufen (Jb. f. Ldk. 4, 178).
Wenn man nicht abbuttern kann, klemmt
man oben in das Butterfaß einen Kranz von
H. FL. (Heim. 37, 113). Mittel gegen
Flechten: Abends bei Vollmond soll man
das kranke Körperglied stillschweigend
durch die Zweige des Kreuzdorns ziehen
und dann sprechen: de Flechten un de W.
de legen in St riet; de W. gewünn, de Flech
ten verschwünn Sgbg. Storm. Vgl. Fleckt
Li, 138. Über die Bedeutung des Jimpbamms,
der Hagebutte, in Nordfriesland, s. Jb. f.
Ldk. 9, 131. —• s t p r t m. Bezeichn, für ein
Pferd, das mit dem Schwanz nach der
Leine schlägt Grebin (Plön). Name für das
„Ackermännchen“ s. Wippsbqnt. — Dazu
wiepelstierten sw. v. „mit dem
Schwanz wedeln“, übertragen „schmei
cheln“ Holst. 1840.
Wier 1 (via), plur. W—n (via/n) meist f.,
Vereinz. m. (Wm.) und n. (Stap.) „dünner
Metalldraht“; mnd. wire, ags. wir, engl.
wire, fries. wir. he hett dat Locdc mit Wie-
re n dicht madkt. Auch „Stricknadel“, wo
für meistens Stfich-wier (IV, 887). Vgl.
Wier-draht. — Dazu wieren (vxcin) sw. v.
»einen Eisendraht durch den Rüssel des
Schweines ziehen“, um es am Wühlen zu
hindern, dat Swien ward wiert. he schriggt,
as wenn he wiert ward Stap. Kk. Auch
»sich drahtartig ausbreiten“ von Halmen,
die aus einer Wurzel kommen (Dw.).
~~wierig (vi-ri) adj. „zäh wie Wier“
Sgbg. — Zsstzg: a) mit dem Sing. Wier-
draht m. „Eisendraht“ dass, wie Wier.
he is (se säht ut) as op W. trocken „ge
putzt und geschniegelt“ Holist. 1800 (Sch.
L 243) FL. Wm. Wschl. Besonders „Binde
draht“ der Handwerker. Altes Hamburger
Lied (in Storm. bekannt): Apr, de Kerl
hink de Straat: Pütt to binn’ mit
Wiendraht? —mp hl f. „Drahtmühle“
Holst. 1800 (Sch. 4, 361). — pah 1 m. „Pfahl
für den Wierdraht (Einzäunung)“ Lbg.
~7 w o r m m. „Drahtwurm“, Bezeichng. für
eine harte, gelbe Larve in den Kartoffeln
'Storm. Eid.). — b) mit dem Plur. W i e -
r ,°n-antrecker m. „Gerät zum Straff-
?>ehen von Eisendraht bei Umzäunungen“
ML. — k o p p t ü g n. „auf Draht gezogene
«aube“ Holst. 1800 (Sch. 4, 361). — korf
m. „Korb aus Eisendraht“. —spf n.
„Drahtsieb“ Hü.
Wier 2 (via) „Vogelknöterich“ Polygo-
num aviculare, wegen der längen drahtähn
lichen Stengel (FL. Dw.). Zu Wier 1 .
Wier 3 (via) f. „Flieder“, Syringa vulga
ris (Sdtm. Storm.). blaue Wiern „blauer
Flieder“ Sdtm. Vgl. Kaneel-bloom HI, 37.
mitte Wiern „weißer Flieder“ Sdtm.
Wierenkamp Stelle bei Schmalfeld (Kk.).
W—er Tass „zum Überlaufen volle Tasse“.
Vgl. Döp I, 784.
Wierk m. in der Vbdg. witten W. „Ar
senik“ Sch. 4, 352; mnd. wirk „Weihrauch“.
Wierling „Lolch“, Lolium (Wsclil. Küste).
Wiershoop Dorf im Kchsp. Hamwarde
(Lbg.). in W. in den Nachtwächter sien
Himrdock (oder den Pötter sien Bisch), dat
is mirrn in dei Webt Lbg.
wiert adj. „wert“ s. w$rt.
Wies 1 (viis) und Wieser f. u. m. „Weisel“,
„Bienenkönigin“. Die kurze Form namentl.
in Lbg. FL. Kk. Wh. Eid., daneben Wiese
Holst. 1800 (Sch. 4, 361) Flensb. Ang. Mschl.
Schw. Treya, m. u. f. dar wgr keen W.
mank „der Schwarm war ohne Königin“;
vgl. wieslos. de Wieser hett Hochtied „die
Königin hält ihren Begattungsflug“, de
Wieser stift as en Sneck, de W. tut s. 1mm
II, 990. de Wiese röppt ut „die Königin
ruft aus am Tage vor dem Schwärmen“
Ang. Bienensegen s. 1mm H, 992. — Zs-
stzgen: wies-echt adj. „weiserrichtig“.
de Kiep is w. „der Stock hat eine gute
Königin“ Pbg. — Wies-huus n. „Köni
ginzelle“. hebbt dien 1mm aM ’n W.? Pbg.
— w i e s -1 o s adj. „ohne Königin“, de
Stock is w. „hat keine Königin“ Kh. Lbg.
Pbg. — Wies-putt u. Wieser-putt
m. „Königinzelle“, kleiner aus Stroh ge
flochtener Korb für die Aufzucht einer Kö
nigin. — w i e s -1 r u adj. „königintreu“.
de Immen sünd w. „sie verteidigen ihre
Königin“ Pbg.
Wies 2 (viis) f. „Weise“, „Art“, ik maak
de W. mit nach Sch. 4, 361: „ich mache die
Weise mit, wenn einer den Hut vor das
Gesicht hält, als .betete er wie die andern“
Holst. 1800. dat deit he Woof, um de W. to
begahn „um den Schein zu wahren“ Eid.
dat is Buurn W. „die Art der Bauern“, is
dat ’n W., Speck in Ries Haale. en Kerl as
en W. is „ein tüchtiger, braver Kerl“ Holst.
1800 (Sch. 4, 361). se hwmmt mit em in ’e W.
„sie lernt sich in seine Weise schicken“,
„lebt sich mit ihm ein“ Holst. 1800
(Sch. 4, 361). ik kann dar no ne mit
in’e W. kamen „kann damit noch nicht zu
rechtkommen“ Wm. dat is ümmer Hans