mündliche Überlieferung mußte oft den Mangel an schriftlichen Quellen ersetzen.
Das aber war sicher nicht zum Schaden des Ganzen; denn diese Quellen erwiesen
sich vielfach schon als literarisch gefärbt und vom hochdeutschen Stil der Zeit
beeinflußt. Es ist überhaupt mein Bestreben gewesen, nur das aufzunehmen, was
ich für echt volkstümlich hielt, und ich habe lieber das eine oder andere unterdrückt
als Unsicheres weitergegeben. Nur wo ich glaubte, späterer Forschung dienen zu
können, habe ich gelegentlich auch zweifelhafte Angaben aufgenommen.
Manches mußte ich vorläufig ohne die stets wieder gewünschte Erklärung
lassen, namentlich dann, wenn nur ein einziger Beleg für eine Erscheinung vorlag.
Hier bleibt für Nachprüfende noch ein weites Feld der Betätigung, das freilich
mit rechtem Erfolg erst wird bebaut werden können, wenn andere niederdeutsche
Mundartenwörterbücher Vergleiche ermöglichen.
Es liegt in der Natur der Sache, daß ein Werk wie das vorliegende nicht bis
zum Letzten vollständig sein kann. Eine lebendige Sprache — und eine solche ist
das Plattdeutsche in Schleswig-Holstein noch — läßt sich nicht restlos einfangen.
Nicht in jeden verborgenen Winkel unseres Landes konnte die Sammelarbeit er
folgreich eindringen. Mancher Ausdruck, der nur mehr im Munde ganz weniger
alter Leute lebte und mit ihnen zu Grunde gegangen ist, mag mir entgangen sein;
auch vereinzelt auf tauchende Neubildungen, die sich meist eng an hochdeutsche
Wörter anlehnen, wird man vergebens suchen. Immerhin zeigte sich, daß trotz
immer wiederholter Aufforderung, am ganzen Stoff gemessen, recht wenig Nach
träge und Berichtigungen eingingen. Ich habe alles, was mir davon wichtig er
schien, meist schon während der Ausarbeitung verwertet, anderes im Anhang zu
sammengestellt. So glaube ich, den wesentlichen Teil der Ernte in die Scheuer
gebracht zu haben; aber an „Naharkels“ wird es nicht fehlen. Darum ergeht auch
jetzt noch an die Benutzer die Bitte, Fehlendes mitzuteilen und Fehlerhaftes zu be
richtigen; es wird sich Gelegenheit bieten, auch solche Nachträge nutzbringend
zu verwerten. Nur möge man nicht gleich verzweifeln, wenn man ein Wort nicht an
der Stelle findet, wo man es zunächst sucht. Die lautlichen Verschiedenheiten
innerhalb des Landes sind so groß, daß nicht jede mundartliche Form als beson
deres Stichwort aufgeführt werden konnte. Ich habe zwar mit Verweisen nicht
gespart; aber schon die Rücksicht auf den Raum verbot hier Vollständigkeit. Wer
die plattdeutsche Mundart einigermaßen kennt, wird sich auch so zurechtfinden. —
Um Mißverständnissen vorzubeugen, möchte ich noch einmal darauf hinweisen, daß
die Ortsbezeichnung hinter einem Wort oder einer Wendung das Vorkommen an
einem anderen Ort nicht ausschließen soll (s. das Vorwort zum lten Bande S. XV).
Bei seltenen Erscheinungen sind auch hier Ergänzungen durchaus erwünscht.
Wenn ich am Ende des langen Weges die zurückgelegte Strecke noch einmal
überblicke, so erfüllt mich vor allem das Gefühl des Dankes gegen alle die, ohne
deren Hilfe ein Werk wie das vorliegende nie zustande gekommen wäre. Das sind
die treuen Sammler, denen ich den größten Teil der hier aufgespeicherten Schätze
verdanke. Die Namen der meisten habe ich ich im Vorwort des ersten Bandes
verzeichnet; aber auch nachher haben sich manche durch einzelne Beiträge um die
Sache verdient gemacht. Besonders nenne ich hier Herrn Studienrat Dr. phil. Theo
dor Claußen in Hamburg, der mir den nicht veröffentlichten Teil seiner „Bei