Full text: (Dritter Band)

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Kirr — Kist 
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„angelehnt“ Dtm. Wm.; auch se steit kirr 
apen Dtm. 18. Jhdt. (Brem. Wbch. 6, 138). 
Vgl. Knirr, Knarr. 
Kirr 2 (kia), plur. K—n m. „schwarzköpfige 
Seeschwalbe“, „Gabelmöve“ Dtm. Eid. Fehm. 
Aberglaube: Die Kirrn sind Hexen, die frü 
her als schlechte Menschen gelebt haben; 
sie wollen guten Menschen etwas antun; 
man darf nicht mit einem Stein nach ihnen 
werfen, sonst verfolgen sie einen Tag und 
Nacht; wenn man ihnen fest ins Auge sieht, 
fliegen sie weg (Fehm.); vgl. Heim. 32, 138. 
Kirsch (kiaS) f. „Kirsche“, das aus dem 
Hochd. übernommene, heute in den Städten 
schon allein gebrauchte Wort für plattd. 
Kassbgr (s. d.). Rätsel mit der Auflösung 
„Kirsche“: a) rood is mien Rock, grön is 
mien Stock, Steen is mien Hatt, wat is dat? 
Kk. b) grön as Klee, witt as Snee, rood as 
Blood, so is ’t good Hollingstedt (Treene). 
c) de lütte Peter Puk hett ’n Steen in Buuk, 
hett ’n rood Kleed an, sitt höger as ’n Fuhr 
mann Sh. d) ik weet ’n lütt Stückschen, hett 
’n rood Röckschen, hett ’n lütten Steen in 
Ars, heet Jümfer Dick-(Dutt-)ars Preetz 
Plön, e) dor seet en Jumfer in den Böm 
mit ’n roden Rock, de wgr schön, harr en 
lütten Steen in Ars, heet Jumfer Dickars 
Holst. 1840 oder harr en Steen achterin, raa 
mal, wat mag dat sien? Stap. f) lütt rood 
Röckchen sitt up ’n Stückchen, lütt Trien 
Knief (?) hett en Steen in’t Lief Prb. g) 
ool Vadder Gödi seet op sien Stödi, rood 
wgr sien Rock, Steen wgr sien Hatt, wat is 
dat? Sh. h) dor stünn en Mann op een Been, 
harr vgl hunnert Swien to höden; de Swien 
wgrn all mit ’n Stgrt tosamen bunnen Schön 
kirchen b. Kiel (abst.). i) ik güng mal gwer 
de Hgf, do jgken mi de Klgf, do hung en 
roden Swippswapp, nu raa mal, wat is dat? 
Dtm. oder do seeg ik en lüttje rode Ding, 
dat maak, dat mi de Jgk verging Stap. k) 
Jan Wrickel, Jan Wrackei steeg (flog) gwer 
mien Nackel (Stackei), mit ’n roden Rock, 
mit’n körten (langen, witten) Stock (oder: 
mit ’n körten Plock Glückst.), mit ’n Lief 
vull Steen; hesst du Jan Wrickel, Jan Wrak- 
kel ok flegen sehn? Dtm. Elbm. — Kirschen 
„Kirschbranntwein“, auch Obstbranntwein 
überhaupt, ik maak K. ut swatte Johanns- 
bgrn. Zsstzgen: Kirsch-boom. auch 
Kirschen, m. „Kirschbaum“. Man vertreibt 
Fieber dadurch, daß man bei Mondenschein 
zu einem K. geht und spricht: K., ik raa di, 
dat Fewer dat plaagt mi, de grst Vagei, de 
dar gwer flüggt, de nimmt dat mit Fehm.; 
vgl. II, 67 f. — s t e e n m. „Kirschstein". 
Sprechübung: kleene Kinner kgnt keen K. 
knacken. 
Kisdörp das Dorf Kisdorf im Kirchspiel 
Kaltenkirchen. Von den Kisdorfern werden 
viele Schildbürgerstreiche erzählt. Eine auf 
dem Felde liegende Sense hielten sie für ein 
Gras fressendes Tier und umgaben sie mit 
einem Zaun (Mhff. 2 Nr. 127). Als sie ein 
Haus fertig gebaut hatten, merkten sie, daß 
sie die Fenster vergessen hatten, und trugen 
nun den Tag in Säcken durch ein Loch im 
Dach hinein (das.). Um den Storch aus dem 
Buchweizen zu vertreiben, „schwammen“ sie 
hindurch, um das Korn möglichst zu scho 
nen; nach anderer Erzählung setzten sie 
einen Mann auf eine Tragbahre und ließen 
sie von 4 Leuten ins Korn tragen (Bram- 
stedt). Um eine Katze zu töten, brannten 
sie einen Teil ihres Dorfes nieder (bei Mhff. 2 
Nr. 122 von den Gablern erzählt; s. II, 287). 
Sie zogen einen Bullen an einem Strick, den 
sie ihm um den Hals gelegt hatten, aufs 
Dach, damit er das dort wachsende Gras ab 
fräße; als er die Zunge ausstreckte, riefen 
sie: Kiek, he lickmünnt all dorna (Bram- 
stedt). Sie trugen mit großer Mühe einen 
Baum vom Berg herab; als ihnen gesagt 
wurde, daß man ihn doch hätte herabrollen 
können, trugen sie ihn wieder hinauf. Einen 
Brunnen maßen sie nach „Kerlslängen“ (s. 
d.). Der Bauervogt und seine Frau versuch 
ten einen Kürbis auszubrüten, den sie für 
ein Pferdeei hielten; vgl. Heim. 5, 121 ff. 
Eine andere Geschichte s. bei Door I, 771. 
Der von den Jaglern I, 717 erzählte Streich 
wird auch den Kisdorfern zugeschoben. —- 
Vgl. noch Karklaag bei Kark III, . . . 
kissel (kisl), kisselig (kvsdlix) adj. 
„empfindlich gegen (unbedeutenden)Sehmerz“ 
Flensb. 1850. 
kissen s. küssen. 
Kist (kis), oft Kiest (Ms) Hü. Ang. 
Hohn Lbg. f. „Kiste“, „Truhe“, „Kasten“; 
die Aussprache mit langem i wird verspot 
tet: in Labenz sitt de wiet Katt op de Kiest 
Kastorf (Lbg.). — mien Dochter is jo nich 
alleen, se hett wat in K—en un Kasten 
Schw., s. Kasten III, . . . .; Armod I, 174 u. 
dat fallt vun de K. in de Bilaad s. I, 349. 
düt. is ’n K., dor kann ’n Koffer ut warm 
„ein guter Anfang“ Holst. 1840. dat sünd 
noch ’n paar ut de ole K. „nicht krepierende 
Granaten“, „Blindgänger“ Soldatensprache. 
he hett ’n lütten in ’e K. „betrunken“ Pbg. 
Zuweilen auch für „Sarg“, vgl. Kistlegg. 
Flurname: Steenkist Koppel mit Grabhügel 
Katharinenhof (Oldbg.). Vgl. noch Büdel- 
kist I, 619. Auf Räumlichkeiten im Hause 
übertragen: „Mittelschiff des Bauernhau 
ses“ (Fehm.); „Bodenraum über den Wohn 
stuben, etwas niedriger als der Boden über 
dem Flett und der Diele“ Sdtm. Storm.;
	        
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