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kipfein — Kirr
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kipfein s. kipsein.
Kipp (kib) f. „Kippe“, Punkt des Schwan
kens und Umschlagens, dat steil op ’e K. —
de K. heißen die Sand- und Erdmassen, die
aus dem Elb-Travekanal gebaggert werden
und mit Kippkarren (s. Kippkaar) an die
Lagerplätze befördert werden (Lbg.). de K.
(verhochdeutscht „die Kippe“) heißt das
Ufer am spitzzulaufenden, innersten, jetzt
zugeschütteten Teil des Kieler Hafens (s.
Hgrn II, 918); vgl. mnd. kip „Zipfel“,
„Spitze“. Man sagt ik gah gwer (jetzt Um)
de K. — Zsstzg.: Kipp-kaar f. „vier
rädrige Karre, die man nach beiden Seiten
umkippen kann“. — Dazu kippeln (kib]n)
sw. v. „wippen“ (z. B. mit dem Stuhl). Jung,
laat doch dat ole K. na. Kippelkant heißt
eine Stelle im Kieler Hafen, an der bei süd
lichem Wind die Wellen gegen die aus dem
Kanal kommende Strömung anlaufen
(Ellerb.). —kippen (kibrn) sw. v. 1. intr.
„wippen“, „Umschlägen“. 2. trans. „die
Spitze abhauen“, „den Rand abschneiden“
(z. B. den Tuun, den Boom k.), früher von
Münzfälschern (Kipper) gebraucht; s. Sch.
2, 260. Weigand 1, 1038. — kippern
(kiban) sw. v. s. kipsein; Kipperholt, -kuul
s. bei kipsein.
Kipps (kibs) f. „platte Schirmmütze der
Männer und Knaben“, früher in Holst, allg.,
heute überall abst., nur als wegwerfende,
verächtliche Benennung einer alten Mütze
noch gebräuchlich (Dtm. 1810. Pbg.). Jung,
nimm dien K. af! Vgl. Klott. Spottreim:
Peter Klingohr hett de K. op een Ohr bei
schief sitzender Mütze (Wm.). Verdeutlicht:
Kipps-mütz Storm.
kipsein (kibs\n), kispeln (kisbln) Hei
kendorf b. Kiel, kipsen (kibsn) Neum.,
kip fein (kibfln) Kappeln, kippeln
(kibln) Sgbg. Plön FL., kippern (kiban)
Kremp., k i t s e 1 n (kids\n) Giekau (Oldbg.),
g i p s e 1 n (s. II, 382), g i s p e 1 n Dtm. sw. v.
ein früher sehr beliebtes und überall be
kanntes Kinderspiel; die genannten Verben
bezeichnen eigentlich nur einen Teil des
Spiels, den 3ten Gang (s. u.), sind dann aber
auf das ganze Spiel übertragen, das auch
El un Penn, El un Giffel usw. heißt (s. die
Namen bei El I, 1033 u.). Das Spiel, das in
den verschiedenen Gegenden im einzelnen
manche Abweichungen zeigt und das so
wohl von 2 Einzelspielern wie von 2 Par
teien gespielt werden kann, vollzieht sich
meist in 3 Gängen. Beim lten Gang wird
ein dünner, etwa 30—40 cm langer Stock
(Penn, Kippel, Kispel, Küpsei, Kipperholt,
Kippstock, Giffel, Giffelstock, Wupper,
Wüppstock, Kliesch) über ein Loch, das
man im Boden macht (Kipp-, Kipper-kuul)
gelegt und mit einem darunter gehaltenen
etwa 2 m langen, biegsamen Stock (El, Kip-
selstock, Maatstock) weggeschleudert. Der
lange Stock wird dann auf das Loch gelegt,
und der Gegenspieler versucht ihn mit dem
kleinen Stock zu treffen. Gelingt es, so
kommt er ans Spiel; gelingt es nicht, so be
ginnt der Spieler den 2ten Gang. Er schlägt
den kleinen Stock mit dem großen möglichst
weit fort; der Gegenspieler sucht den Stock
So nahe an das Loch zu werfen, daß er keine
Elle (d. i. die Länge des großen Stockes) da
von entfernt liegen bleibt. Gelingt es, kommt
er ans Spiel; wo nicht, so wird die Entfer
nung des Stockes vom Loch mit der El ge
messen und die Zahl dem Spieler gutge
schrieben; dieser darf die Entfernung zu
seinem Gunsten dadurch vergrößern, daß er
den geworfenen Stock mit seinem zurück
schlägt. Im 3ten Gang, dem eigentlichen
Kipsein, muß der Spieler den kleinen Stock
zunächst mit dem großen in die Höhe schla
gen und ihn dann, während er in der Luft
ist, möglichst weit fortschlagen; die Ent
fernung vom Loch wird wieder mit der El
gemessen und die Zahl dem Spieler gut
gerechnet. Ähnlich verläuft das Spiel, wenn
2 Parteien vorhanden sind; doch finden sich
Abweichungen insofern, als auch die Gegen
spieler mit Stöcken ausgerüstet sind, mit
denen sie im ersten Gang den Stock Zurück
schlagen können, um dann von der Stelle,
wo er niedergefallen ist, nach dem Stock des
Spielers zu werfen (Ang.). Statt des Lochs
werden auch 2 in kleiner Entfernung von
einander aufgestellte Ziegelsteine benutzt.
— Das ganze Spiel heißt auch Kips Kap
peln, Kipsch Dtm., Kippspgl Dtm., Kips,
lekips Ang., Kipslakips Ltjbg., Kipsekips
Mschl., Kipselkapsel Kiel, Kipplekipp Itz.,
Kipplakapp Wm., Kippla Wm., Kippelkliesch
FL.; ferner Kieler („von Kiel eingeführt“?)
FL., Pennspgl Preetz, Find Ang., Trippeln
Neust., Tippei op Tipp Eut., Wipp Ang.
Flensb., Wüppert Ltjbg., Wippwipp Uters.,
Jippjapp (Lbg.). — Beschreibungen des Spiels
mit den örtlichen Abweichungen s. Jahres-
ber. des Kieler Jugendspielvereins für 1909
u. 1910 S. 3 ff., wo auch ausführlich über
die Verbreitung und den Namen des Spiels,
sowie über die dabei üblichen Ausdrücke
und die einzelnen Gänge gehandelt ist; teil
weise auch abgedruckt Heim. 8, 173 ff.
184 ff. — Uber ein ähnliches Spiel, das z. T.
mit Kipsein vermengt und verwechselt wird,
s. Kliesch.
Kirk (kiag) „Ackerrettich“, Raphanistrum
s. Kgk.
Kirr 1 (kia) f. „Rille“, „Ritze“, de Dgr
steit in de K. „nicht recht geschlossen“,