Full text: (Dritter Band)

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kindlich — Kindelbeer 
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vgl. Sch. 2. 255. — kindlich (ki-ndli) adj. 
in der Wendung: in mien k—en Jahren „in 
meiner Kindheit“ Schw. Oh. Elbm. — 
kindsch, kinnsch (kins) adj. „kin 
disch“, „albern“; auch „verzogen“, he stellt 
sik so k. mit fr an „albert mit ihr herum“. 
k. Katt kriggt tourst wat vor ’t Gatt Prb. — 
Zsstzgen werden gebildet a) mit dem Sing. 
Kind-, b) mit der erweiterten Form Kindel-, 
Kinnei-, c) mit dem Plur. Kinder-, Kinner-, 
d) mit dem Gen. Sing. Kinds- (selten Kin 
des-). 
Kind-döp (ki-ndöb) f. „Kindtaufe“, s. 
Döp I, 784 ff. u. Heim. 36, 107. 
Kindjees (kinze-s), Kinnjees, Kinn- 
j e e s c h (Itz.) m. „Kind Jesus“, „Christ 
kind“, früher allg. und auf dem Lande viel 
fach noch heute die Bezeichnung für den 
„Weihnachtsmann“ (vgl. Ruppert, Wieh- 
nachtsmann). Das Wort hat im Sprachge 
brauch zahlreiche Umformungen erlitten: 
Kienjees Eid. Ndtm. Storm. Bornh., 
Kanjees Mh. Oh., Kiejees (kize-s) 
Sschl. Edsbg. Neum. Prb., auch verkürzt zu 
K i j e e s (kize-s) Prb. u. K o j e e s (koze-s) 
Mh. (Sgbg. Kk. Nort. Hadem. Kiel). In 
Nordfr. u. Hus. bezeichnet man den Weih 
nachtsmann auch einfach durch Diminutiva 
von Kind: K i n d j e n (kindztj.) Hus., K i n - 
nikenu. Kinneken Hus. (abst.), Kin 
ken (kirsgn) Nordfr. Pellw., K e n k e n 
(keragg.) Föhr (wo man mit Kenkner auch 
die vermummten Gestalten bezeichnet, die 
am Altjahrsabend das Christkind darstellen). 
Mit dem Diminutiv und Jesus zsgesetzt und 
dem Ton auf der ersten Silbe: Kinken- 
j e e s (ki-ngnzes) Fehm. und entstellt zu 
Kiekenjees (kvgnies) u. Kicken- 
j e e s (ki-gq-zes) Wm. Dtm. Eid. Stap. Hohn 
Hü. Oldbg. Fehm. Als zweiter Bestandteil 
erscheint durch Umdeutung auf den heili 
gen Geist auch —geest, —gees: K i n g e e s 
(kimge-s) Bgth. Kollmar, Kinkengees 
(kirsgnge-s), Kiekengees (ki-gqges) u. 
Kickengees (ki-gnges) Elmsh. Üters. 
Wm. Sdtm. Fehm.; nach Sch. 1, 10 auch 
Klinggeest, „weil der Geist sich durch 
Geklingel ankündigt“. Die Umformung in 
Kieken- ist vielleicht aus der Sitte entstan 
den, daß eine Person, in einen weißen Um 
hang gehüllt, zum Fenster hineinsieht und 
den artigen Kindern, die ihr Gebet gespro 
chen haben, die Gaben hineinreicht (Wm.). 
— K. kämmt; wat hett K. di brächt?, is K. 
ok bi di west? Auch für die Geschenke, die 
K. bringt: ik heff’n schönen K. kragen; vgl. 
Jahrmarkt H, 1020 u. Sch. 2, 255. he säht 
ut as’n K. „beschneit“ FL. oder „aufge 
putzt“, „putzbeladen“ (Sch. 2, 256). — Am 
Altjahrsabend gehen K. und Ruppert (s. d.) 
mit dem Rummelpott von Haus zu Haus 
(Oh.). Parodie: Aller Augen, de Katt hett 
Klaugen („Klauen“), de Ruppert hett Titten, 
kann K. op Sitten FL. — Uber das Kinder 
gebet: K., bring mi wat usw. s. Fatt II, 35. 
Dem fortfliegenden Marienkäfer rufen die 
Kinder nach: Kindjees, fleeg in’n Himmel, 
bring mi ’n Fatt vull Zuckerkringel, mi een, 
di een, all de lütten Kinner een Storm. Vgl. 
Heim. 26, 206. — Zsstzgen: Kinnjees- 
abend m. „Weihnachtsabend“; vgl. Kass 
abend, Kling geestabend, Juul II, 1063. 
— popp f. „Kind Jesus-Puppe“, ein Weih 
nachtsgebäck aus Wasser und Mehl oder aus 
Weißbrot- oder Honigkuchenteig; durch 
hölzerne Formen wurden allerlei Gestalten 
gepreßt: Keiter zu Pferde, Kränze, Adam und 
Eva, Tiere wie Bock, Hahn, Hirsch und 
Schwein u.ähnl.; die fertigen Gebilde wurden 
noch mit Sirup und Braunbier bestrichen und 
schön mit Goldschaum belegt. Vgl. Heim 2, 
102.105. Jb. f. Ldk. 4,275. Nds. 18,113. Erster 
Bericht des Meldorfer Museums S. 39. 
— pöppel f. dass, wie —popp Lbg. 
— stück n. „Gebäck nach Art der Kinn- 
jeespoppen für den Tannenbaum“ Rdsbg. 
— t ü g n. „allerlei Zuckerwaren und Gebäck 
(s. —popp) zum Schmuck des Tannenbaums 
(Wm. Dtm. Hus. Ang. Schw.). 
Kindelbeer (ki-nlbea), Kinneibeer, 
Kinnerbeer Storm. Dtm. Hus., Kinds 
beer Fehm., Killenbeer (ki-lqbea) Oh., 
Killbeer Üters., Killebeer Lbg., 
Kinnerküsselbeer Ltjbg. n. „Kind 
taufe“, die Taufe selbst und die sich an 
schließende Festlichkeit, die meistens im 
Hause, seltener im Wirtshaus auf Kosten 
der Gevatter (Kk.) gefeiert wird. Gegen den 
Luxus beim K. wurden schon früh Verbote 
gerichtet (Flensb. um 1600; s. Heim. 13, 
126); vgl. Sch. 2, 257: „nach gemeinschaft 
licher Taufordnung dürfen nur 10 Personen 
dazu gebeten und nicht mehr als 4 bis 5 
Gerichte gegeben werden“ (1800). Lehre eines 
Vaters an seinen Sohn: hgr, mien Sijhn, ik 
will di Ighren, wenn du warst to Kindel 
beeren oder süs to Gaste bgden, stell di ja 
nich slökrig an, denn man sull dat nümmer 
glöben, wat man denn in ’t Lief slaan kann 
Holst. 1800 (Sch. 4, 123); vgl. die Redensart 
bei Hofschün II, 850. — se g§ft Kost un K. 
togliek Holst. 1800 (Sch. 2, 258). dicht to- 
samen as Hochtied un K. FL. se hett dat so 
hild as de Muus bi ’t K. s. II, 793. he maakt 
’n Gesicht as de Katt bi ’t K. „verdrießlich“ 
(vgl. Groth 3, 193 u. Katt). Trien, Traan 
hett K. daan, hett mi nich bgden, is mi nix 
an gelegen Tritt. Kk. de Voss hett K. wenn 
es bei Sonnenschein regnet (Nordfr.). Über 
das Lied Kukuk gifft K. s. Kukuk. Über
	        
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