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pttnsen — Püster
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Zsstzg. Pünssel-kraam m. „kleinliche,
viel Mühe erfordernde Arbeit“ das.
pünsen (pynsn) sw. v. in der Verbindg.
de Hund püns un pruus „der Hund schnaubte
und prustete“ (Eekbom 30, 140).
Pünt 1 (pynd) u. Püntj (pyndz) Ndtm.
Kk. Oh. f. „Spitze“; mnd. punte, fries. pünt,
engl, point, dän. pynt, alles aus franz. point
(lat. puncta). ik heff mi graad in de P.
sngden „in die Fingerspitze“ Lbg. Beson
ders häufig vom gespitzten Mund: se hett
(driggt, sett, stellt, treckt) den Mund in’e
P. „sie hat den Mund gespitzt“ zum Kuß,
zum gezierten Sprechen, aus Hochmut, Ver
achtung, Trotz, Spott, se treckt dat Muul so
in ’e P., de weet ni, wat se gelln will Kh.
Vgl. Groth 2, 110. 3, 109. dat Mündken in ’t
Püntken heißt es vom kleinen Mund des ge
zierten Mädchens Holst. 1800 (Sch. 3, 245).
Bekanntes Döntje: Moder un Dochter gaht
na Kark. „Moder, wat scholl wi gten? —
Ürbsen. — Wat? — Vrbsen. — Wat seggst
du? — Arfen (vgl. I, 162), verdammte Dgrn.
Harr ’k just mien Mund so schön in de
Püntj stellt, un nu muß ik em weiter sparr-
wiet oprieten (nu mußt du mi em weiter ut
de P. rieten). Wer den Mund schön in ’e P.
hat, hütet sich, ihn zum Sprechen zu ver
ziehen, daher: he hett den Mund in’e P.
„verhält sich schweigsam“ Bgth. — Als P.
bezeichnet man auch die obere Kante, das
Rückgrat des Daches (Ranz.).
Pünt 2 (pynd) f. „Ordnung“; „gute Form“,
„Schmuck“; mnd. punte in den Wendungen
to guder punte „in gutem Zustand“, to
punte maken „in Ordnung bringen“; vgl.
engl, in good point „in gutem Stande“; dän.
til pynte. Vgl. pünnen 1 aus mnd. punten
„ordnen“; dän. pynte „schmücken“, fries.
pynt je (Sylt). Ein Gerät (z. B. Pflug, Wa
gen, Wage) ist in de P., wenn alles in Ord
nung ist, ut de P., wenn einzelne Teile nicht
in Ordnung sind (Dtm. Storm.). de Arm is
mi gans ut de P. „verrenkt“ Dtm. se is in ’e
P. „ist in ihrem besten Staat“, „geputzt“
Wm. — Dazu p ü n t e n (pyndg,) sw. v. „zier
lich aufputzen“ Holst. 1800 (Sch. 3, 246).
Vgl. an-pünten I, 138. In der Bdtg. „fest
setzen“ (wie im Mnd.) noch Hochzeitsged.
v. 1760 (Flensb.): se pünten ok wohl düt da
ran (Nd. Jb. 53, 143).
Pürikum „Hartheu“ Ang. s. Perikum
III, 995.
pürken (pyagy) sw. v. ein Marmelspiel,
das von 2 Spielern gespielt wird. A fordert
B auf: hool mi mal 8. Zu den acht Marmeln
des B legt er dann von seinen eigenen acht
hinzu und wirft alle mit einem kräftigen
Schwung in ein flaches, sauber ausgeputz
tes Loch. Bleibt eine grade Zahl im Loch,
so gehören alle Marmel ihm, sonst dem Mit
spieler. Fliegen alle Marmel oder keiner
heraus, dann gilt der Wurf nicht (Sdtm.).
Vgl. küksen III, 382; külken III, 383.
Püs (pyys) m. „Marmel“ Kiel Wm.
Püß (pys) Eid. u. Püsch (pys) Hohn
Holst, f. „weiblicher Geschlechtsteil“. — Da
zu püschen (py$n), Püsche maken
„Wasser lassen“. Kindersprache.
püseln (pyzln) sw. v. „basteln“ Flensb. s.
pöseln 1 , pusseln, püsseln.
ptiskern (pysgan) sw. v. „arbeiten“, „sich
beschäftigen“, se wull mit Hark un Hacker
en Stoot bi de Blaumen p. (nur Burmester,
Höltig S. 42). Vgl. püsseln.
püspem (pysban) sw. v. „flüstern“, „tu
scheln“. se püsper em wat in ’t Ohr Sdtm.
Oh.
püsseln (pys\n) sw. v. „geschäftig herum
hantieren“ s. pusseln, pijseln 1 , püseln, püs-
kern.
Püster (pysda.) m. 1. „Handblasebalg“;
mnd. püster, zu puusten. will dat Für nich
brennen, denn bruukt man den P. Vgl.
Für-püster II, 275. Aschenpüster I, 182. Zu
weilen vom Wind: dat geef ’n bannige P.
Hus. Übertragen auf Menschen, die immer
antreiben: se is ’n bösen P. „ist immer hin
ter ihren Leuten her, daß sie arbeiten“
Ang. — 2. „langes Rohr zum Ausblasen von
Lichtern“, „Löschhorn“. Im Tanzreim: all
de Lampen utgepuust mit den groten P. s.
düster 1,948. Ubertr. für „Gewehr“, „Flinte“,
meist in herabsetzendem Sinn, wat schall
de ull verrusste P. „was willst du mit dem
alten, verrosteten Gewehr“, de Kanoneers
weern bi to ballern mit grn groten P. „Ka
none“ (Wisser, Volksm. 2, 54). — 3. „kleine,
schlecht brennende Lampe“, op ’e Dgl brenn
man ’n lütten P. Dtm. Ang. Übertragen auf
langweilige, schlafmützige Menschen: wat,
du hesst den Kerl utkniepen laten, du ole P.
Vgl. Traan-püster. — 4. „schwerer Rausch“.
Hinnerkohm harr en P., em hgr de halwe
Straat to (Joh. Meyer 4, 99). — Schütze 3,
251 kennt einen Gott der alten Niedersach-
sen mit Namen Püster oder Püsterich, „der
dicke Backen gehabt und Feuer angeblasen
haben soll“. — Dazu püstern 1 (pysdan)
sw. v. „stark blasen“, Intensivum zu puu
sten. he püstert in ’t Für oder püstert dat
Für in Gang, de Wind püster de Asch vun-
een. de Wind püster dull achter em ran.
Übertragen: „antreiben“, „in Schwung brin
gen“, „in schnelle Bewegung setzen“, „fort-
jagen“, he wgr dar mank to p. „jagte sie
mit Scheltworten auseinander“, töf, ik will
di p., wenn du ni maakst, dat du wegkummst.
he püster em rut. Davon „sich um alles
kümmern“, „seine Nase in alles stecken“.