Full text: (Dritter Band)

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Liep — Liese 
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Liep 2 (lib) m. „Haar- oder Wollocke“ 
Schw. Hü. Vgl. Lupp. he hett ern bi ’n Lie- 
pen „beim Schopf“ Wm. Dtm.; vgl. Brem. 
Wbch. 6, 183: enen bi ’n Lipp faten „beim 
Zipfel des Kleides“ (Dtm. 18. Jhdt.). Das 
Bent (I, 290 f.), das im August gerupft 
wird, um für Besen verwendet zu werden, 
wird in kleine Liepen („Bündel“) gebunden 
und so an der Luft getrocknet; zu einem 
Besen gehören 4—5 Liepen (s. Heim. 39,176). 
Lieper (libn) m. „Kiebitz“, de L. röppt 
so heesch Dtm. 1900. Vgl. Neok. 2, 402 eine 
witte Lepe (wofür 2, 421 Kivit); ostfries. 
leep; nordfr. liap (Föhr, Amrum), Up (Wie 
dingharde). 
Lier (lia) f. „Leier“, „Leierkasten“, „Dreh 
orgel“ (vgl. Dudelkasten 1,896, Nudelkasten); 
mnd. lire „Leier“, da heff wi’t Spill gähn, 
sä de Krgpel, un full up de Liere Sch. 2, 354; 
vgl. Krgpel. Hans vun eener L. s. II, 623. 
de L. dreihen (s. I, 855), ümdreihen, an- 
trecken (Sch. 3, 40), upstellen (Schw.) „zu 
weinen anfangen“, „weinen“. Keime, um 
weinende Kinder zu necken oder zu beruhi 
gen: de Lier de geit s. blarren I, 373; oder: 
linger, linger Lier för ’n Sössling Papier 
(Sgbg.) oder L. L. leut uns Heini treckt de 
Pleut, Here, tiere Tappen, do keem uns Heini 
up lier lier Lappen (vereinz.); vgl. Lier en 
dreiher. Dann gradezu für „verweintes, ver 
drießliches Gesicht“: mußt nich so ’n L. 
maken Dtm.; vgl. Frier II, 229. — Kätsel: 
herum mit de L., s. Holt II, 873 u. Pfänder 
spiel: kannst du de ool Fru wull harbargen 
mit de L., mit de Lei, mit’n Puckel op’n 
Rügg; s. II, 633 o. Heim. 37,136. Als Schelte 
für eine alte schlechte Kuh, auch für ein 
altes Weib: die L.l Wm. Sdtm. Peter Pier, 
öle L., speel noch eenmal op Dtm. 1870. — 
Lier heißt die Stelle des Daches, wo die 
Längsseite mit dem Giebel zusammentrifft 
und wo der Decker das Kohr einen halben 
Fuß vorstehen läßt (Kdsbg.); auch das Brett, 
auf dem der Erntearbeiter steht, der das 
Heu oder Korn von dem auf dem Wagen 
stehenden Afforker (I, 65) entgegennimmt 
und weiter gibt: he steit op de L. Wm. 
(vor ’t Leer Elbm.). — Dazu: 1 i e r e n sw. v. 
„leiern“, dat liert „geht vorwärts“, „hilft“ 
Eid. Auch „weinen“ (Sch. 3, 40) Dtm. Mh. 
— Lieren-dreiher m. „Orgeldreher“ 
(vgl. Nd. Jb. 53, 152. Sch. 3, 40), veraltet 
(in Ang. u. Flensb. Lirumdreiher bis 1860; 
auch in der Bdtg. „Schleicher“). Jetzt noch 
im Neckreim für weinende Kinder (s. o.): 
ningel, ningel, Lierendreiher (auch Nudel-, 
Piepen-), Buurvaagt sien lütt Bock is dood, 
keen schall nu dat Truurn doon? dat schall 
de lütt Heini doon Kh. oder hinter dood: 
morgen schall he graben warm, denn schasst 
du de Lier dreihn Oh. Vgl. Heim. 17, 149. 
lier- in lierlütt (Fehm. Dtm.) „ganz ldein“ 
s. lür-lütt. 
Lierholt n. s. Mghl. 
lierig (Ivri) in Vbdg. mit flierig „schlei 
chend“ s. II, 152. 
lierigen „tauen“ s. lieden 3 . 
Lierlösch „Schnecke“ s. Lürlösch. 
lies (Ins) adj. „leise“, so l. as ’n Katt, mit 
en swacke Reep mutt man l. trecken Hol- 
lingstedt (Treene). de Luden sünd ni so 
stimm as de Liesen Holst. 1840. Als Adverb 
gewöhnlich 1 i e s e n : he keem gans l. an. 
dat früst l. Auch 1 i e s i g Schw. u. lies- 
lieh Nordfr. Ang. he keem l. in de Dgr 
„leise“, „verstohlen“. Zsstzgen: lies-lu- 
r i g (Ivslüri) adj. „heimlich“, „sachte“ Oh. 
— waken part. „leicht aufwachend“ Wm. 
— Dazu: liesen (lizn) sw. v. „wohl tun“, 
„den Schmerz besänftigen“, öl up de kranke 
Finger, dat liest Flensb. dat liest en kranke 
Maag Ang. 
Liesch „Rohrkolben“ s. Leesch. 
Liesch (US) weiblicher Vorname, jetzt 
meist Lieschen (s. d.). he leppt as deefsche 
L. Holst. 1800 (Sch. 3,40). Häufig als Pferde 
name. 
Lieschen (lisp) häufiger weiblicher Vor 
name (vgl. Liesch) für Liese, Elise, Liesbet, 
Elisabeth, adüs, lütt L., Geld liggt vor ’t 
Finster wenn man auf jemandes Wunsch 
nicht eingeht (zuweilen auch scherzhaft, 
wenn die Lampe ausgeht) Holst. Abzähl 
reim Hamer slaa Bamer s. II, 595 u. L., 
kiek mal ut de Luuk s. düster I, 948. Im 
Lied für Anna Susanna (I, 133): kumm, 
mien säte L., stah op un böt Für Dtm. Kar 
tenspiel: L. ünner’n Lüchter eigentl. die 
Bezeichnung für die Karte, die beim Spiel 
Dullhund (1,905) bei Seite (unter den Leuch 
ter) gelegt wird; dann für das ganze Spiel 
(Ang. Kiel Prb.). — Lieschen Allerlei „Gras 
mücke“ s. I, 105 f. — lütt L. achteran Be 
zeichn. für den kleinen Finger; s. II, 98. — 
lieschenmöllerig adj. „klatschsüch 
tig“, örtliche Zufallsbildung nach einer Frau, 
die L. Möller hieß (Eid.). 
Lieschenknicker (Ivsnkniga) m. Bezeichn, 
für den Daumen (statt Luusknicker) Oldbg.; 
vgl. Finger II, 98. 
Liese (liza) häufiger weiblicher Vorname; 
vgl. Liesch, Lieschen. Tanzlied: linge lange 
L. s. Jumferndans II, 1056. Herr Pastor 
(den Buurn) sien L., oha, wat’n Dgrn! twee 
Ogen, ik segg di, so hell as de Stgrn, so blau 
as de Hgben, so deep as de Sood, un de dor 
mal rinkiekt, hett sgker sien Nood Oh. Dtm. 
Hus. — de ole Liese Name ehrns Gasthau 
ses in Panker (Ltjbg.), nach einem Pferde 
-I
	        
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